Düsseldorf, 24. Jan – Der Rüstungskonzern Rheinmetall steht für Aufträge der Bundeswehr in den Startlöchern. Vorstandschef Armin Papperger forderte dabei von der Politik mehr Tempo bei der Vergabe. „Die gesamte deutsche Industrie ist bereit. Die Ressourcen sind da, die Leute sind da, wir haben auch das Know-how. Was wir jetzt brauchen, ist gemeinsam mit der Politik den Schulterschluss, dass wir eine Planungsfähigkeit haben“, sagte der Konzernlenker am Dienstag auf einer Handelsblatt-Konferenz. Rheinmetall habe im vergangenen Jahr 700 Millionen Euro in die Kapazitätserweiterung investiert und 2000 Menschen eingestellt. Doch bislang gebe es keine Aufträge.
Papperger bekräftigte, ein großes Defizit gebe es beim Munitionsbestand. „Wir sind in der Lage, mehr Artillerie-Munition zu produzieren als die Amerikaner“, betonte er. „Ich hab aber bisher keinen einzigen Auftrag dafür.“ Zwei Milliarden Euro zum Vorfinanzieren habe er nicht. Es gehe um riesige Stückzahlen, nicht nur für die Ukraine, sondern auch für die Bundeswehr. „Wir haben keine Munition bei uns, und in Europa sieht es genauso aus.“ Papperger kritisierte, wenn im Wehretat jährlich nur rund eine Milliarde Euro für Munition stünden, werde es 30 Jahre dauern, bis man den Bestand bedarfsgerecht aufgestockt habe.
PAPPERGER: ZEITENWENDE MUSS 2023 EINGELEITET WERDEN
Die Zeitenwende mit dem Sondervermögen über 100 Milliarden Euro für die Bundeswehr sei überfällig gewesen, so Papperger. Die angekündigten Fünf- und Zehnjahrespläne gebe es aber immer noch nicht. „In 2023 müssen wir die Zeitenwende jetzt wirklich einleiten“, forderte der Rheinmetall-Chef. Dabei gehe es aber nicht nur um das Sondervermögen sondern auch um das Erreichen des Zwei-Prozent-Ziels, also zwei Prozent des Bruttoinlandsprodukts für den Wehretat. Der müsse dafür um 20 bis 25 Milliarden Euro pro Jahr aufgestockt werden. „Das ist eine riesige Verantwortung, die die Politik hat, aber ich glaube, sie muss diesen Schritt gehen.“
Der Bundestag hatte im Juni als Reaktion auf den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine ein 100 Milliarden Euro schweres Sondervermögen für die Bundeswehr beschlossen.
UMSATZ DURCH EXPAL-ÜBERNAHME ZUSÄTZLICH ANGETRIEBEN
Angetrieben von der allgemeinen Aufstockung der Wehretats in vielen Ländern ist Rheinmetall derzeit auf Rekordkurs. Hinzu kommt die jüngste Übernahme des spanischen Munitionsherstellers Expal. Mit den zusätzlichen Erlösen von 700 bis 800 Millionen Euro werde sich der Konzernumsatz 2025 bei elf bis zwölf Milliarden Euro bewegen, sagte ein Konzernsprecher. Bislang hatte Papperger zehn bis elf Milliarden Euro angepeilt. Derweil strebt der Düsseldorfer Traditionskonzern, der neben Rüstung auch in der Mobilität unterwegs ist, 2022 einen Umsatz von 6,5 Milliarden Euro an.
Mit Blick auf die Leopard-Kampfpanzer nannte Papperger gegenüber dem Magazin „Stern“ ein Rendite-Ziel vor Steuern von mindestens zehn Prozent. Derzeit wird in der EU über die Lieferung von Leopard 2-Panzern an die Ukraine diskutiert. Kurz und mittelfristig habe Rheinmetall Zugriff auf 139 Panzer der Baureihe, sagte ein Konzernsprecher. Diese müssten teilweise überarbeitet werden. Doch die ersten könnten bereits im Frühjahr ausgeliefert werden.
Die Rheinmetall-Aktie hat seit Beginn es Ukraine-Kriegs rasant an Wert gewonnen. Notierten die MDax-Titel im Januar 2022 noch bei knapp 89 Euro, so werden sie aktuell mit 223,50 Euro gehandelt und damit knapp unter dem Rekordhoch von 227,90 Euro im Sommer vergangenen Jahres.
Rheinmetall-Chef fordert mehr Tempo bei Rüstungs-Aufträgen
Quelle: Reuters
Symbolfoto: Bild von Hands off my tags! Michael Gaida auf Pixabay
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