Freitag, März 29, 2024
StartBörseRezessionssorgen haben Aktienmärkte fest im Griff

Rezessionssorgen haben Aktienmärkte fest im Griff

Frankfurt, 29. Aug – Die Aussicht auf kräftige Zinserhöhungen und eine drohende Rezession lässt die Kurse an den Aktienmärkten weiter abbröckeln. Der Dax ging zum Wochenauftakt 0,6 Prozent schwächer mit 12.893 Punkten aus dem Handel; der EuroStoxx50 gab ein Prozent auf 3570 Zähler nach. Beide Indizes hatten am Freitag bereits rund zwei Prozent eingebüßt. Auch an der Wall Street setzte sich die Talfahrt fort. Bei den Investoren hallten die Äußerungen des US-Notenbankchefs Jerome Powell nach. Dieser hatte die Finanzmärkte auf einen langen Kampf gegen die Inflation eingestimmt. Spekulationen, die Fed könnte den Zinserhöhungskurs demnächst lockern, lösten sich damit in Luft auf. 

„Die Botschaft von Jackson Hole war laut und deutlich und nicht das, was die Märkte erwartet hatten“, sagte Nordea-Chefanalyst Jan von Gerich mit Blick auf das Zentralbank-Symposium im US-Bundesstaat Wyoming, bei dem auch Powell aufgetreten war. Eigentlich habe Powell lediglich bestätigt, dass die Fed aktuell die Inflationsbekämpfung dem Wachstum vorziehe, konstatierte Analyst Konstantin Oldenburger vom Brokerhaus CMC Markets. „Der Markt reagiert so empfindlich, da damit die Wahrscheinlichkeit einer sanften Landung sinkt, womit auch die Chance auf eine weitere Erholung am Aktienmarkt in diesem Jahr drastisch verringert wird.“Führende Mitglieder der Europäischen Zentralbank (EZB) sprachen sich ebenfalls für kräftige Zinserhöhungen aus. „Sie würde sich damit an das Tempo der Fed anpassen“, sagte Anlagestratege Jürgen Molnar vom Brokerhaus RoboMarkets. Vor diesem Hintergrund erwarten immer mehr Investoren von der EZB eine Anhebung um 0,75 Prozentpunkte in der kommenden Woche.

DOLLAR AUF 20-JAHRES-HOCH – ANLEIHEN AUF TALFAHRT

Die Zinsaussichten ließen den Dollar-Index, der den Kurs zu wichtigen Währungen widerspiegelt, zunächst um bis zu 0,6 Prozent auf ein 20-Jahres-Hoch von 109,48 Punkte schnellen. Im Handelsverlauf drehte der Dollar-Index aber ins Minus. Zu schaffen machte ihm unter anderem ein steigender Euro. Die Aussicht auf einen kräftigen Zinsschritt im September ließ die Gemeinschaftswährung um 0,3 Prozent auf 0,9994 Dollar bis knapp unter die Parität zum Dollar steigen. 

Die Aussicht auf steigende Zinsen machte dagegen die aktuell gehandelten, niedriger verzinsten Staatsanleihen unattraktiver. Die dadurch ausgelösten Verkäufe trieben die Rendite der zehnjährigen Bundestitel zeitweise auf ein Zwei-Monats-Hoch von 1,548 Prozent. Gleiches galt für ihre US-Pendants, die bei 3,130 Prozent rentierten. 

GEWINNMITNAHMEN NACH STROM- UND GASPREIS-RALLY

Nach der jüngsten Rekordjagd kam es am Energiemarkt zu Gewinnmitnahmen. Der europäische Erdgas-Future fiel um knapp 13 Prozent auf 267,00 Euro je Megawattstunde, nachdem er vergangene Woche den Rekordwert von 343,08 Euro erreicht hatte. Börsianer befürchteten, dass die russischen Lieferungen über die wichtige Ostsee-Pipeline Nord Stream 1 nach dem Ende der für den 31. August angekündigten dreitägigen Wartungsarbeiten nicht wieder aufgenommen werden könnten.

Die Furcht vor Gas-Engpässen ließen die deutschen Benchmark-Strompreise zum Wochenauftakt erstmals über die Marke von 1000 Euro pro Megawattstunde springen. Der Kontrakt zur Lieferung von einer Megawattstunde im Jahr 2023 lag mit 1050 Euro pro Megawattstunde 14-mal höher als noch vor einem Jahr. Gewinnmitnahmen drückten den Preis dann aber um 28 Prozent auf 705 Euro. Angesichts der Ausschläge beim Strompreis planen die EU-Energieminister Ende nächster Woche ein Sondertreffen in Brüssel.

Spekulationen auf reduzierte Fördermengen der Opec+ verteuerten unterdessen Rohöl. Die Sorte Brent aus der Nordsee gewann rund drei Prozent auf 103,95 Dollar je Barrel. Einige Mitglieder aus der Gruppe der führenden Ölstaaten haben eine Senkung der Produktion angedeutet, sollte bei einer Lockerung der Sanktionen iranisches Rohöl auf den Weltmarkt zurückkehren. Dieses zusätzliche Angebot könne aber die aktuellen Engpässe nicht aufwiegen, gab Analystin Tina Teng vom Brokerhaus CMC Markets zu bedenken.

Bei den Einzelwerten hielten die Titel von Bayer mit einem Kursminus von rund fünf Prozent die rote Laterne im Dax, nachdem der Pharmakonzern Testergebnisse für seinen Gerinnungshemmer Asundexian veröffentlicht hatte. Das Medikament habe bei der Wirksamkeit das primäre Ziel verfehlt, kommentierte Analyst Charlie Bentley von der Investmentbank Jefferies. Mit einem Kursplus von knapp vier Prozent gaben Porsche-Aktien dagegen erneut Gas. Bereits am Freitag gab es Auftrieb, nachdem Reuters unter Berufung auf Insider berichtet hatte, dass die Vorbereitungen für einen Teilbörsengang des Sportwagenbauers Porsche AG in die heiße Phase gehen.

Rezessionssorgen haben Aktienmärkte fest im Griff

Quelle: Reuters

Titelfoto: Symbolfoto

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