Berlin, 11. Aug (Reuters) – Kaufkraftverluste, Lieferkettenprobleme, geopolitische Unsicherheit: Die Gefahr einer Rezession in Deutschland bleibt einer Studie zufolge hoch. Das Risiko sei von 58,1 Prozent Anfang Juli auf aktuell 57,8 Prozent nur minimal gesunken, wie aus der am Donnerstag veröffentlichten Untersuchung des gewerkschaftsnahen Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) hervorgeht. Unter dem Strich bleibt das nach dem Ampelsystem arbeitende Frühwarninstrument der Forscher auf „rot“. Es signalisiert damit weiterhin ein akutes Rezessionsrisiko für die kommenden Monate.
Der geringfügige Rückgang beruht demnach auf einer leichten Verbesserung einiger Finanzindikatoren. So sind die Aktienkurse im Juli gestiegen. Zudem sind die Risikoprämien, die Unternehmen anhand von Kreditausfallversicherungen zugeordnet werden, leicht zurückgegangen. Das dürfte für etwas verbesserte Finanzierungsbedingungen sorgen. Dagegen trübte sich die Stimmung in der deutschen Wirtschaft und bei Verbrauchern ein, was einen nennenswerten Rückgang der Rezessionswahrscheinlichkeit verhindert.
„Die aktuellen Ergebnisse untermauern die Forderung an die Wirtschaftspolitik, nicht zu lange mit zielgerichteten, weiteren Entlastungen zu warten“, sagte der wissenschaftliche Direktor des IMK, Sebastian Dullien. „Insbesondere die neue Umlage für Erdgas ab Oktober und das Auslaufen temporärer Maßnahmen im September werden die Inflation weiter treiben.“ Entsprechend stark drohe auch der Kaufkraftverlust der Haushalte in der zweiten Jahreshälfte auszufallen, wenn nicht gegengesteuert werde.
Die deutsche Wirtschaft ist bereits im zweiten Quartal nicht gewachsen, sondern stagnierte im Vergleich zum ersten Vierteljahr. „Die schwierigen weltwirtschaftlichen Rahmenbedingungen mit anhaltender Corona-Pandemie, gestörten Lieferketten, steigenden Preisen und dem Krieg in der Ukraine schlagen sich deutlich in der konjunkturellen Entwicklung nieder“, fand das Statistische Bundesamt heraus. Von Rezession wird gesprochen, wenn das Bruttoinlandsprodukt mindestens zwei Quartale in Folge schrumpft.
Institut – Rezessionsrisiko für deutsche Wirtschaft bleibt akut
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