Das erste Quartal 2023 war turbulent: Gerade als sich die Märkte auf die eher positiven Aussichten der ersten Wochen einstellten, kam Anfang März die Bankenkrise auf. Mit Blick auf diese Spannungen, die Hartnäckigkeit der Inflation und die Auswirkungen auf die Zinssätze und Preise für Vermögenswerte ist für Shamik Dhar, Chefökonom bei BNY Mellon Investment Management aktuell ein Credit Crunch das wahrscheinlichste Szenario:
„In diesem Szenario führt die Bankenkrise zu einer Verschärfung der Kredit- und Finanzbedingungen mit Zinserhöhungen von 50-100 Basispunkten. Infolgedessen erreichen die Zinssätze ihren Höchststand in der Nähe des derzeitigen Niveaus und einige der wichtigsten Volkswirtschaften bewegen sich im zweiten Halbjahr auf eine Rezession zu. Die Inflation geht in diesem Jahr zurück, und die Zinssätze beginnen gegen Ende des Jahres zu sinken. Kurz gesagt, eine Bankenkrise und eine Verschärfung der Kreditkonditionen sorgen für den wirtschaftlichen Spielraum, der erforderlich ist, um die Inflation bei den derzeitigen Zinssätzen zu senken.
Europa leidet unter strengeren finanziellen Bedingungen und verzeichnet bereits eine rasche Verlangsamung, so dass es in diesem Szenario sofort in eine Rezession geraten würde. Die zugrundeliegende Nachfrage im Euroraum war nicht so stark wie in den USA, aber die geldpolitische Straffung (in realen Werten) war ähnlich. Hinzu kommen die Auswirkungen der höheren Energiepreise (die allerdings nicht so hoch sind, wie wir befürchtet hatten), und die Rezession kommt schnell.
China setzt in diesem Szenario den Weg der weiteren Öffnung fort, aber die schwache globale Nachfrage wird den Aufschwung ziemlich schnell verpuffen lassen und Asien erzielt im zweiten Halbjahr ein unterdurchschnittliches Wachstum. Die Inflation fällt schließlich im Jahresverlauf 2024 auf das Ziel zurück, aber die Zinssätze bleiben so lange hoch, bis klar ist, dass die Inflationsentwicklung dauerhaft ist. Dies wird nicht vor dem ersten Halbjahr 2024 der Fall sein.
Die 10-Jahres-Renditen in den USA stabilisieren sich bei 3,5 %, der S&P erreicht im zweiten Halbjahr 2023 sein Tief bei 3.200-3.400 Punkten, Risikoanlagen leiden und der USD könnte aufgrund einer weltweiten Flucht in sichere Häfen zu seinem Höchststand von 2022 zurückkehren.
Insgesamt bleibt unser Ausblick also ziemlich negativ – es ist wahrscheinlicher, dass eine Rezession eintritt, als dass sie ausbleibt; und es bleibt das Risiko, dass die Inflation und die Zinssätze sich auf hohem Niveau einpendeln.“
Rezessionsgefahr ist noch nicht überwunden
Symbolfoto: Bild von Helena Meier auf Pixabay
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