Wien, 20. Apr – Die Raiffeisen Bank International (RBI) hat einen NGO-Bericht über angebliche Investitionen in russische Öl- und Gaskonzerne zurückgewiesen. „Die Behauptung, dass die RBI Anteile an russischen Öl- und Gasunternehmen hält, ist falsch“, teilte die Wiener Bank am Donnerstag auf Anfrage der Nachrichtenagentur Reuters mit. Die RBI habe sich vor Inkrafttreten der relevanten Sanktionsbestimmungen aus der Finanzierung von russischem Erdöl und Erdölprodukten zurückgezogen, erläuterte das Institut in einem Statement. Auch die in dem Bericht genannten Zahlen zu Öl-, Gas- und Kohleinvestitionen sind laut dem Geldhaus falsch.
Die Analyse „Investing in Climate Chaos“, ein Gemeinschaftsprojekt der Organisation urgewald mit mehr als 20 weiteren internationalen Nicht-Regierungs-Organisationen (NGOs), nennt die Raiffeisen-Bankengruppe als größten EU-Investor in russische Öl- und Gaskonzerne. Zudem soll Raiffeisen dem Bericht zufolge jeweils unter den zehn größten ausländischen Investoren der russischen Ölkonzerne Lukoil, Novatek und Rosneft sein. In Österreich ist die Organisation Attac Mitherausgeber der Analyse.
Die RBI ist das Spitzeninstitut des genossenschaftlich organisierten Raiffeisensektors in Österreich und selbst in Russland aktiv. Die Bank sucht derzeit nach Möglichkeiten für einen Verkauf ihrer russischen Tochterbank oder einer Abspaltung des Geschäfts aufgrund des Ukraine-Krieges.
In dem NGO-Bericht werden die weltweiten Investitionen von mehr als 6500 institutionellen Investoren in Aktien und Anleihen von Öl- und Gasproduzenten sowie Unternehmen der Kohleindustrie unter die Lupe genommen. Österreichische Anleger würden Aktien und Anleihen von Öl-, Gas- und Kohlekonzernen im Wert von 1,25 Milliarden Euro halten. Auf die Raiffeisen-Gruppe sollen über 700 Millionen Euro und damit weit mehr als die Hälfte der Investitionen entfallen, heißt es in dem Bericht.
Der österreichische Rivale Erste Group soll demnach rund 255 Millionen Euro an Anteilen halten, den Großteil im Öl- und Gassektor. „Indem Banken weiterhin in den Ausbau von Kohle, Öl und Gas investieren, feuern sie die eskalierende Klimakrise an. Auch österreichische Banken unterstützen mit ihren Beteiligungen in Milliardenhöhe diese fossilen Verbrechen massiv“, sagte Jasmin Duregger, Klima- und Energieexpertin bei Greenpeace in Österreich.
Ein Sprecher der Erste Group erklärte gegenüber Reuters, die Bank könne die genannte Kennzahl nicht verfizieren oder kommentieren, da sie nicht wisse, worauf sie sich bezieht oder wie sie errechnet wurde. Der Anteil der russischen Aktientitel in den vom Vermögensverwalter Erste Asset Management verwalteten Fonds habe laut der letzten offiziellen Bewertung Ende Februar 2022 rund 0,1 Prozent betragen. Insgesamt verwaltet die Bank nach eigenen Angaben per Ende 2022 Assets von rund 68 Milliarden Euro.
Allerdings seien die Preisberechnung und das Anteilsscheingeschäft für zwei Publikumsfonds Ende Februar 2022 ausgesetzt worden, hieß es. Der Anteil der nachhaltigen Fonds belaufe sich mit 15,5 Milliarden Euro auf rund 22 Prozent. Per Juli 2021 seien alle Unternehmen aus den Fonds ausgeschlossen worden, die auf dem Gebiet des Kohleabbaus oder der Erzeugung von Strom oder Treibstoffen aus Kohle aktiv sind.
Die RBI erklärte, sie habe Richtlinien für Öl- und Gas-Investitionen definiert. Ausgeschlossen seien zum Beispiel Geschäfte mit Öl und Gas aus der Arktis, Öl aus dem Amazonas-Gebiet, Öl aus Teersand, durch Fracking gewonnenes Öl und Gas sowie Ultra-Tiefsee-Bohrungen und Flüssigerdgas (LNG).
RBI dementiert NGO-Bericht über Investments in russische Ölfirmen
Quelle: Reuters
Symbolfoto: Bild von andreas N auf Pixabay
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