Köln (dts Nachrichtenagentur) – Der Kölner Psychologe und Marktforscher Stephan Grünewald sieht den Rückzug ins Private als Reaktion auf die großen Krisen als Hauptgrund für das gute Abschneiden der AfD bei den unter 25-Jährigen. „Die Pandemie, der Ukrainekrieg, die Lage in Israel, der fortschreitende Klimawandel – die Krisen haben eine Art Zombie-Qualität erreicht, wie Wiedergänger, die nicht totzukriegen sind“, sagte der Forscher der „Rheinischen Post“ (Donnerstagausgabe). „Das Ohnmachtsgefühl gerade der Jüngeren ist immens und führt dazu, dass sie die großen Krisen ausblenden, weniger Nachrichten konsumieren, weil der tägliche Blick in den Abgrund sie erschüttert.“
Der Blick in den Rückspiegel, der Retrotrend, sei Teil des AfD-Programms mit dem Versprechen, wieder in die Überschaubarkeit der alten Bundesrepublik zurückzukehren. „Das verfängt auch bei den Jüngeren“, so Grünewald.
Von der „Klimawahl“ 2019 und dem Erfolg der Grünen unter Jüngeren sei wenig übriggeblieben. „Im Ranking der Ängste steht der Klimawandel nur noch auf Platz vier oder fünf – hinter finanziellen und sozialen Ängsten aus dem eigenen Alltag. Die Grünen erscheinen eher als diejenigen, die den Menschen in ihrer Not noch die Heizung im Schneckenhaus abdrehen wollen“, so der Forscher über den Ausgang der Europawahl.
Foto: AfD-Wahlplakat in Mecklenburg-Vorpommern (Archiv), via dts Nachrichtenagentur
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