München, 29. Mrz – Der österreichische Unternehmer Stefan Pierer will den schwer angeschlagenen Autozulieferer Leoni vor der Pleite retten. Der bisherige Großaktionär wird nach dem am Mittwoch vorgestellten Sanierungskonzept Alleineigentümer des Nürnberger Unternehmens, die übrigen Aktionäre verlieren bei dem geplanten Kapitalschnitt alles. Das sei aus Sicht des Vorstandes „die einzige verbleibende Sanierungslösung“, teilte Leoni in Nürnberg mit. Pierer, dem unter anderem die Motorrad-Marken KTM und Husqvarna gehören, will Leoni 150 Millionen Euro frisches Kapital zur Verfügung stellen. Banken und Schuldscheingläubiger sollen die Chance bekommen, einen Teil der 708 Millionen Euro später zurückzubekommen, auf die sie vorerst verzichten sollen.
Nach dem Plan wäre die Finanzierung des Unternehmens mit mehr als 90.000 Mitarbeitern bis 2026 gesichert. Leoni hatte mit einem Expansionskurs über Jahre Milliardenschulden angehäuft, die den Konzern zu erdrücken drohen. Der vorherige Anlauf, Leoni zu sanieren, war Ende vergangenen Jahres gescheitert, weil der thailändische Käufer für die Kabel-Sparte, Stark Corp, in letzter Minute abgesprungen war. Damit fehlten Leoni mehr als 400 Millionen Euro, die eigentlich an die Banken gehen sollten.
Der Vorstand hatte schon im Februar vor einem Kapitalschnitt gewarnt, bei dem die Aktionäre leer ausgehen würden. Die Aktien wurden am Mittwoch trotzdem noch mit 2,82 Euro gehandelt. Leoni soll mit dem Kapitalschnitt vom Kurszettel verschwinden. Die Verhandlungen mit dem 66-jährigen Unternehmer Pierer und wichtigen Gläubigern seien fortgeschritten, mit einer Einigung sei kurzfristig zu rechnen. Pierer hält bisher etwa 20 Prozent an Leoni. Der scheidende Vorstandschef Aldo Kamper hatte eine Lösung bis Ende März in Aussicht gestellt.
Der Vorstand macht sich aber keine Hoffnungen, auch die übrigen Aktionäre ins Boot holen zu können, auch wenn sie auf einer Hauptversammlung in Kürze über die Pläne informiert werden sollen. Auch ein Teil der Schuldscheingläubiger habe dem Plan bisher nicht zugestimmt. Deshalb wolle Leoni die Möglichkeiten des vorinsolvenzlichen Sanierungsverfahrens nutzen, das es seit zwei Jahren auch in Deutschland gibt. Diese sogenannten StaRUG-Verfahren sollen verhindern, dass ein operativ lebensfähiges Unternehmen in die Pleite rutscht. Dabei kann der Widerstand einzelner Gläubiger ausgehebelt werden. Zustimmen müssen aber der Bund und die Bundesländer Nordrhein-Westfalen, Bayern und Niedersachsen, die 2020 für einen 330 Millionen schweren Corona-Hilfskredit gebürgt hatten.
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Österreichischer Unternehmer Pierer übernimmt Leoni komplett
Quelle: Reuters
Symbolfoto: Bild von Bruno /Germany auf Pixabay
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