Wien, 19. Sep – Österreich muss aufgrund einer angespannten Versorgungslage mit Diesel erneut staatliche Ölreserven freigeben. 60.000 Tonnen Diesel sollen die Versorgung unterstützen, bis die Raffinerie Schwechat wieder in Betrieb geht, teilte das Umweltministerium am Montag mit. Die Freigabe der Treibstoffreserven muss noch vom Hauptausschuss im Nationalrat beschlossen werden. Nach der Freigabe verfüge Österreich nach Angaben des Ministeriums noch über Reserven für 65 Tage. Gemäß dem Erdölbevorratungsgesetz muss Österreich für mindestens 90 Tage ohne Importe auskommen.
Österreich muss damit zum dritten Mal innerhalb weniger Wochen staatliche Ölreserven freigeben. „Durch die Verzögerung der Wiederinbetriebnahme von Schwechat ist in Absprache mit der Mineralölwirtschaft eine weitere Freigabe zu empfehlen“, so das Ministerium. Die OMV erklärte kürzlich, dass die Raffinerie Schwechat nach einer längeren Reparatur in der ersten Oktoberhälfte wieder hochgefahren werden kann. Dort war es bei einer im April begonnenen Generalüberholung zu einem Unfall gekommen, der die Hauptdestillationsanlage massiv beschädigte. Derzeit läuft die Anlage mit einem Fünftel ihrer Kapazität.
Nach Angaben des Fachverbands Mineralölindustrie der Wirtschaftskammer ist die angespannte Lage aber nicht nur auf den Ausfall der Raffinerie zurückzuführen. Auch Raffinerien in den Nachbarländern seien von Produktionseinschränkungen infolge von Wartungsarbeiten betroffen gewesen seien. „Zudem haben wir im Moment massive Logistikprobleme, sowohl beim Bahn-, als auch beim Schiffstransport“, sagte Hedwig Doloszeski, Geschäftsführerin des Verbandes, der Nachrichtenagentur Reuters. Grundsätzlich würden 60 Prozent des benötigten Diesels importiert, wobei ein Drittel etwa aus Deutschland komme, sagte die Expertin. 40 Prozent würden aus der Raffinerie Schwechat stammen. Zudem gebe es derzeit eine hohe Nachfrage nach Diesel und Heizöl, was die Lage in den nächsten zwei Wochen noch verschärfen könnte.
Die Expertin begründete dies einerseits mit dem Tanktourismus aus Deutschland. Diesel sei im Nachbarland nach dem Ende des Tankdeckels um 20 bis 40 Cent teuer als in Österreich. Andererseits würden sich Frächter und Landwirte vor der Einführung der CO2-Bepreisung in Österreich ab Oktober noch im September mit Kraftstoffen eindecken. Weiters gebe es auch eine verstärkte Nachfrage der Haushalte nach Heizöl, die noch vor der CO2-Bepreisung zu günstigeren Preisen ihre Heizöltanks auffüllen wollen. Die Expertin geht davon aus, dass die Freigabe der staatlichen Treibstoffreserven ausreicht, bis die Raffinerie Schwechat wieder läuft.
Österreich gibt erneut staatliche Diesel-Reserven frei
Quelle: Reuters
Titelfoto: Symbolfoto
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