Brüssel/Berlin/Wien, 05. Dez – Die EU-Staaten und die mit ihnen verbündeten führenden Industriestaaten müssen bei ihrem Ölpreisdeckel gegen Russland wohl auf chinesische Hilfe verzichten. Peking wolle seine Energiekooperation mit Russland auf der Grundlage von Respekt und gegenseitigem Nutzen fortsetzen, berichtete die russische Nachrichtenagentur RIA am Montag unter Berufung auf das chinesische Außenministerium. Die Volksrepublik hat ihre Importe von russischem Öl in diesem Jahr erhöht, das deutlich günstiger zu haben ist als andere Ölsorten.
Diesen Montag ist der Preisdeckel auf russisches Erdöl in Kraft getreten. Damit wollen die EU, die G7-Staaten und Australien Russland im Krieg gegen die Ukraine finanziell unter Druck setzen. Alle 27 EU-Mitgliedstaaten erteilten am Wochenende laut EU-Kommission ihre Zustimmung zu einer Preisobergrenze von 60 Dollar pro Barrel für russisches Erdöl, das über den Seeweg transportiert wird. Das wären gut zehn Prozent weniger als der Marktpreis von 67 Dollar für russisches Ural-Öl am Freitag.
Einem Insider zufolge bereitet die russische Regierung als Reaktion darauf ein Dekret vor. Es soll heimischen Unternehmen und Händlern geschäftliche Kontakte mit Ländern und Firmen verbieten, die sich an der Obergrenze orientieren. Dadurch werde die Ausfuhr von Erdöl und Erdölerzeugnissen solche Länder untersagt, sagte der Insider der Nachrichtenagentur Reuters.
Der österreichische Energieexperte Walter Boltz rechnet damit, dass das Ölembargo gegen Russland die Preise für einige Wochen um bis zu 20 Prozent nach oben treiben könnte. Insgesamt erwarte er jedoch keine massiven Auswirkungen auf die europäischen Endkundenmärkte, sagte der frühere Chef des Energieregulators E-Control und derzeitige Berater der Bundesregierung im ORF Radio. „Es ist nicht auszuschließen, dass wir für ein bis zwei Monate höhere Preise bei manchen Produkten, wie Diesel, Benzin und Heizöl haben“, sagte Boltz. „Da können es schon mal zehn, 15 oder 20 Prozent sein“, fügte er an.
Vom Deckel ausgenommen ist Pipeline-Öl, das nach Europa fließt. Darauf hatte unter anderem Ungarn gedrungen. Die deutsche Bundesregierung will ab 2023 aber auch auf diesem Weg kein russisches Öl mehr abnehmen. Sie sucht nach anderen Wegen, um die Belieferung der für die Treibstoffversorgung im Osten Deutschlands wichtigen Raffinerie in Schwedt zu sichern.
Seit Montag dürfen EU-Schifffahrtsunternehmen russisches Rohöl nur noch befördern, wenn es unter oder zu der G7-Preisobergrenze verkauft wird. Das gilt auch für Versicherer, Rückversicherer oder andere Finanzierungen des Ölgeschäfts. Da die wichtigsten Schifffahrts- und Versicherungs-Unternehmen der Welt in den G7-Ländern ansässig sind, könnte die Preisobergrenze es Russland tatsächlich erschweren, sein Öl zu einem höheren Preis zu verkaufen.
Ölpreisdeckel wohl ohne China
Quelle: Reuters
Symbolfoto: Bild von Michal Jarmoluk auf Pixabay
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