Wien, 28. Okt – Der österreichische Öl-, Gas- und Chemiekonzern OMV hat wegen der kräftig gestiegenen Energiepreise erneut einen Milliardengewinn eingefahren. Vor allem das Geschäft mit der Suche und Förderung von Öl und Gas (Exploration & Produktion) und das Raffineriegeschäft ließen im dritten Quartal die Kasse klingen, wie aus dem am Freitag vorgelegten Quartalsbericht hervorgeht. Einzig im Chemiegeschäft verbuchte die OMV Rückgänge, unter anderem aufgrund der reduzierten Auslastung der Steamcracker-Anlage in der Raffinerie Schwechat. Die Raffinerie ist erst seit Anfang Oktober wieder in Vollbetrieb, nachdem sie wegen einem Unfall monatelang stillgestanden war.
Der um Lagereffekte bereinigte operative Gewinn (CCS Ebit) stieg von Juli bis September um gut die Hälfte auf 3,5 (1,8) Milliarden Euro und übertraf damit die Erwartungen der Analysten. In den ersten neun Monaten summierte sich der operative Gewinn auf 9,1 (4,0) Milliarden Euro, was mehr als eine Verdoppelung ist. Der Wiener Konzern reiht sich damit zu den großen Ölkonzernen wie Shell oder TotalEngies, die angesichts der Preisexplosion von Öl und Gas Milliardengewinne einfahren. Eine Trendwende ist nicht in Sicht. Im Gegenteil, anhaltende oder verstärkte Unterbrechungen der russischen Gaslieferungen könnten sogar zu einem weiteren Anstieg der europäischen Energiepreise führen, erklärte die OMV.
Um die Aktionäre an dem außerordentlich hohen Gewinnen teilhaben zu lassen, will der teilstaatliche Konzern nun für 2022 zusätzlich zur regulären Dividende eine Sonderdividende in Höhe von 2,25 Euro je Aktie ausschütten. Die Höhe der regulären Dividende steht noch nicht fest. Für 2021 wurden 2,30 Euro je Anteilsschein ausgezahlt. Insgesamt hat die Sonderausschüttung ein Volumen von 736 Millionen Euro. Davon fließen 232 Millionen Euro an Österreichs Staatsholding ÖBAG, die 31,5 Prozent an der OMV hält. „Mit der Sonderdividende leisten wir einen signifikanten Beitrag für das Budget in Österreich“, sagte OMV-Chef Alfred Stern. 24,9 Prozent der OMV-Anteile sind im Besitz des Staatsfonds Mubadala aus Abu Dhabi, der nun zusätzlich 183 Millionen Euro erhält.
Mubadala hält auch 25 Prozent an dem mehrheitlich zur OMV gehörenden Petrochemiekonzern Borealis. Dieser 25 Prozent-Anteil soll laut Stern den Eigentümer wechseln. Einen Namen wollte der Manager aber nicht nennen. Im April teilte jedenfalls die Abu Dhabi National Oil Company (Adnoc) mit, dass sie den Mubadala-Anteil an Borealis erwerben wird. Die Transaktion, der die Behörden zustimmen müssen, dürfte aber bisher nicht abgeschlossen worden sein. Die OMV hält unverändert 75 Prozent an Borealis.
Auch in den kommenden Jahren will der OMV-Vorstand bei hohen Gewinnen Sonderdividenden in Erwägung ziehen können. Die Dividendenpolitik soll dahingehend geändert werden, hieß es. Darüber hinaus blühen der OMV aber noch weitere Abgaben. Nach den Plänen der EU sollen Ölkonzerne eine Solidaritätsabgabe von einem Drittel ihrer wegen der hohen Energiepreise erzielten Übergewinne zahlen. Die Höhe der Abgabe kann sich noch ändern, denn die Umsetzung liegt in den Händen der Mitgliedsstaaten. Was das für die OMV bedeutet, konnte Stern noch nicht beantworten. „Mir ist noch kein Ergebnis bekannt, ich kann dazu nur spekulieren“.
Österreichs Vizekanzler Werner Kogler (Grüne) will jedenfalls bis Anfang kommenden Jahres ein Modell für eine Übergewinnsteuer auf dem Tisch liegen haben. Diese könnte dann auch rückwirkend für 2022 gelten. Auch die Oppositionsparteien und NGO’s fordern rasch eine solche Abgabe. „Mit einer ambitionierten Übergewinnsteuer müsste die OMV für dieses Jahr über zwei Milliarden Euro an den Staat zahlen“, berechnete Klima- und Energieexpertin Jasmin Duregger von Greenpeace.
Ölfirma OMV beglückt Aktionäre nach Mega-Gewinn mit Sonderdividende
Quelle: Reuters
Titelfoto: Symbolfoto
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