Berlin, 21. Nov (Reuters) – Die deutschen Hersteller haben ihre Preise im Oktober erstmals seit zweieinhalb Jahren gesenkt. Die Erzeugerpreise gaben um durchschnittlich 4,2 Prozent im Vergleich zum Vormonat nach, wie das Statistische Bundesamt am Montag mitteilte. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen hatten mit einem erneuten Anstieg von 0,9 Prozent gerechnet. In ersten Reaktionen hieß es dazu:
RALPH SOLVEEN, COMMERZBANK:
„Damit machen die heutigen Zahlen zu den Erzeugerpreisen durchaus Hoffnung, dass auch bei den Verbraucherpreisen der Hochpunkt der Inflationsrate nicht mehr fern ist. Zwar könnte die Inflationsrate bis Anfang kommenden Jahres noch zulegen, da die höheren Energiepreise teilweise erst mit einer deutlichen Verzögerung bei den Haushalten ankommen. Die auf der Erzeugerstufe nun bereits deutlich rückläufigen Preise deuten aber darauf hin, dass dieser Effekt in einigen Monaten durch sein dürfte, zumal die sich abzeichnenden Eingriffe des Staates (Gaspreisbremse und Strompreisbremse) die Preise im kommenden Jahr drücken werden.
Allerdings wäre das Inflationsproblem damit noch lange nicht gelöst. Denn mit dem stärkeren Lohnanstieg stehen die Unternehmen vor einem weiteren Kostenschub, den sie zumindest teilweise an ihre Kunden weitergeben werden. Zudem sprechen auch strukturelle Faktoren wie die demographische Entwicklung und der sich daraus ergebende Arbeitskräftemangel, die Kosten der Dekarbonisierung und die stockende Globalisierung mittelfristig für einen stärkeren Preisanstieg.“
JENS-OLIVER NIKLASCH, LBBW:
„Ein spektakulärer Preisrückgang nach all den Monaten mit deutlichen Preisanstiegen. Vielleicht das erste Signal eines gewissen konjunkturbedingten Nachlassens des Preisdrucks. Allerdings können sich die Endverbraucher noch nicht so richtig mitfreuen. Die heutige Zahl kommt vorranging durch den Energiepreisrückgang für Großverbraucher zustande. Für die Kleinverbraucher, also letztlich private Haushalte, sind die Preise für Strom- und Gas auch im Oktober weiter gestiegen. Für alle anderen Güter außer Energie, insbesondere für Ge- und Verbrauchsgüter, haben die Erzeugerpreise zudem weiter zugelegt. Für die privaten Endverbraucher steht der Inflationshochpunkt somit erst noch bevor.“
Ökonomen zum unerwarteten Rückgang der Erzeugerpreise
Quelle: Reuters
Foto: Symbolfoto
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