Freitag, November 22, 2024
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Ökonomen zum unerwartet starken Rückgang der Produktion

Berlin, 07. Feb – Die deutschen Unternehmen haben ihre Produktion am Ende des von Energiekrise, Materialengpässen und hohen Preisen geprägten Jahres 2022 überraschend stark gedrosselt. Industrie, Bau und Energieversorger stellten im Dezember zusammen 3,1 Prozent weniger her als im Vormonat, wie das Statistische Bundesamt am Dienstag mitteilte. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen hatten lediglich mit einem Minus von 0,7 Prozent gerechnet. In ersten Reaktionen hieß es dazu:

CARSTEN BRZESKI, ING-CHEFVOLKSWIRT:

„Der ehemalige Wachstumsmotor der deutschen Wirtschaft stottert. Eine Besserung ist nicht wirklich in Sicht. Die Industrieproduktion war die letzte harte Information für den Monat Dezember. Ein Monat zum Vergessen. Einzelhandelsumsätze, Exporte und Importe sind allesamt eingebrochen. Entweder werden diese Daten in den kommenden Monaten stark nach oben korrigiert oder die deutsche Wirtschaft ist im Dezember einfach in den Winterschlaf gefallen. Trotz des jüngsten Optimismus, der sich in den sich verbessernden Stimmungsindikatoren widerspiegelt, ist es unwahrscheinlich, dass dieser Winterschlaf in absehbarer Zeit beendet wird.“

RALPH SOLVEEN, COMMERZBANK:

„Teilweise ist das Minus auf Sonderfaktoren wie die Kalenderkonstellation rund um Weihnachten und eine vergleichsweise kalte Witterung zurückzuführen, sodass im Januar mit einer gewissen Gegenbewegung zu rechnen ist. Angesichts der weiter im Trend fallenden Auftragseingänge wird es aber zunehmend wahrscheinlich, dass die Wertschöpfung im produzierenden Gewerbe in den kommenden Monaten schrumpfen wird.“

ALEXANDER KRÜGER, CHEFVOLKSWIRT HAUCK AUFHÄUSER LAMPE:

„Die Produktion hat zum Jahresschluss richtig schlapp gemacht, Frosttage hin oder her. Ein Produktionsniveau von mehr als acht Prozent unter dem Vor-Corona-Niveau ist ein dickes Brett. Die Aussichten sind durchwachsen. Weniger Materialengpässe, gesunkene Energiepreise und mehr Nachfrage aus China stehen sinkende Auftragsbestände gegenüber. Auch wegen der tiefen Ausgangsbasis wird die Produktion im laufenden Quartal kaum für Wachstum sorgen. Besonders für die Bauproduktion stehen die Zeichen wegen der steigenden Zinsen schlecht.“

THOMAS GITZEL, CHEFVOLKSWIRT VP BANK:

„Die rückläufige Industrieproduktion fügt sich ins Bild schwacher Dezember-Daten ein. Es sind Ausläufer der vielbeschworenen Rezession. Das eigentliche konjunkturelle Tiefdruckgebiet zieht im ersten Halbjahr 2023 über Deutschland. Die gute Nachricht ist zumindest, dass der deutschen Wirtschaft keine Orkanböen mehr ins Gesicht blasen. Die Gefahr einer Gasmangellage ist vorerst vom Tisch. Aber dennoch: Ein schwacher privater Konsum und eine schwache Industrieproduktion werden die Kontraktion des Bruttoinlandsproduktes in die Verlängerung schicken.“

Ökonomen zum unerwartet starken Rückgang der Produktion

Quelle: Reuters

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