Berlin, 05. Apr (Reuters) – Die Auftragsbücher der deutschen Industrie haben sich im Februar so stark gefüllt wie seit über anderthalb Jahren nicht mehr. Das Neugeschäft wuchs im Februar um 4,8 Prozent zum Vormonat, wie das Statistische Bundesamt am Mittwoch mitteilte. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen hatten lediglich mit einem Plus von 0,3 Prozent gerechnet. In ersten Reaktionen hieß es dazu:
ANDREAS SCHEUERLE, DEKABANK:
„Um den längerfristigen Trend zu erkennen sollte man auf den Auftragseingang ohne Großaufträge schauen. Was man sieht, ist erfreulich! Zum zweiten Mal in Folge stiegen diese Bestellungen an und haben seit ihrem Tiefpunkt im Januar 3,1 Prozent wieder gutgemacht. Zuvor waren sie seit Januar 2022 um 11,5 Prozent gefallen. Die deutsche Industrie beginnt damit, sich nach den Lieferengpässen und der Explosion der Energiepreise im vergangenen Jahr wieder zu fangen.“
JÖRG KRÄMER, COMMERZBANK-CHEFVOLKSWIRT:
„Das überraschend starke Order-Plus von 4,8 Prozent ist umso bemerkenswerter, als sich die Auftragseingänge bereits im Januar und Dezember merklich erholt hatten. Alles in allem dürften die Orders im ersten Quartal gegenüber dem vierten kräftig gestiegen sein. Das ist nach der deutlichen Erholung des Ifo-Geschäftsklimas ein weiteres gutes Signal für das zweite Quartal. Allerdings dürfte das nicht der Beginn eines klassischen Aufschwungs sein. Vielmehr dürfte die deutsche Wirtschaft wegen des weltweit starken Anstiegs der Leitzinsen in der zweiten Jahreshälfte etwas schrumpfen.“
JENS-OLIVER NIKLASCH, LBBW:
„Eine kräftige Auftragsspritze für die deutsche Konjunktur. Selbst wenn man die Großaufträge ausklammert, war das immer noch ein ordentliches Ergebnis. Zum Vorjahresmonat steht zwar weiterhin ein deutliches Minus in den Tabellen. Der Erholungstrend in der Industrie ist jedoch inzwischen unverkennbar.“
ALEXANDER KRÜGER, CHEFVOLKSWIRT HAUCK AUFHÄUSER LAMPE:
„Der Zuwachs beruht vor allem auf Großaufträgen, das relativiert den Anstieg. Wahrscheinlich wird es im nächsten Monat eine Gegenbewegung geben. Abnehmende Materialengpässe dürften es ermöglichen, Aufträge vermehrt abzuarbeiten. Die Weichen für mehr Produktion bleiben gestellt.“
Ökonomen zum starken Auftragsplus der Industrie
Quelle: Reuters
Hier finden Sie die aktuellen Livestream-Folgen. Mehr aus Web3, NFT und Metaverse
Kennen Sie schon unser neues Wirtschaftsmagazin „Paul F