Berlin, 08. Mrz – Die deutschen Einzelhändler sind überraschend schwach ins Jahr gestartet. Sie setzten im Januar 0,7 Prozent weniger um als im Vormonat, wie das Statistische Bundesamt am Mittwoch mitteilte. Inflationsbereinigt (real) sank der Umsatz um 0,3 Prozent. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen hatten hier mit einem Wachstum von 2,0 Prozent gerechnet. In ersten Reaktionen hieß es dazu:
JÖRG ZEUNER, CHEFVOLKSWIRT UNION INVESTMENT:
„Die erhoffte Erholung blieb damit aus. Viele Verbraucher mussten zuletzt den Gürtel enger schnallen. Die jüngsten Lohnabschlüsse zeigen zwar vergleichsweise hohe Zuwächse, reichen aber nicht aus, um die Belastungen aus der gestiegenen Teuerung abzufedern.
In Summe leidet der Konsum in Deutschland damit unter einem Kaufkraftschwund, und ein Ende ist nicht in Sicht. Das deutlich gestiegene Preisniveau vieler Dienstleistungen und Güter wird noch länger den Konsum bremsen. Im Einzelhandel regiert darum derzeit vor allem das Prinzip Hoffnung. Zwar erwarten einige Einzelhandelsunternehmen bald wieder steigende Absatzzahlen, aber insgesamt dürfte die Erholung eher schwach ausfallen. Der unter dem Strich seit Mitte 2022 anhaltende Sinkflug beim Absatz wird sich fortsetzen.“
ALEXANDER KRÜGER, CHEFVOLKSWIRT HAUCK AUFHÄUSER LAMPE:
„Der Umsatzrückgang festigt den Abwärtstrend. Damit bleibt der Umsatz sichtbar niedriger als vor der Corona-Pandemie. Eine grundlegende Änderung der Umsatzlage ist wegen der schlechten Verbraucherlaune nicht in Sicht. Für den privaten Verbrauch bleibt das Wachstumssignal ausgeschaltet.“
THOMAS GITZEL, CHEFVOLKSWIRT VP BANK:
„Die Einzelhandelsumsätze enttäuschen auf ganzer Linie. Zwar wuchs der Umsatz im Lebensmitteleinzelhandel im Januar, dafür musste aber der Versand- und Internethandel empfindliche Rückschläge hinnehmen. Dort ging es im direkten Monatsvergleich real um 6,5 Prozent nach unten.
Der private Konsum wird aufgrund der hohen Teuerung vorerst weiter unter Druck bleiben. Der Ausblick für die deutsche Wirtschaft bleibt zunächst einmal trübe. Das Bruttoinlandsprodukt wird vermutlich im ersten Quartal erneut nachgeben.“
Ökonomen zum sinkenden Umsatz im Einzelhandel
Quelle: Reuters
Symbolfoto: Bild von Peter H auf Pixabay
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