Montag, November 18, 2024
StartWirtschaftÖkonomen zum Rückgang der Inflationsrate im Euro-Raum

Ökonomen zum Rückgang der Inflationsrate im Euro-Raum

Berlin, 30. Nov – Die Inflationsrate in der Euro-Zone ist erstmals seit Monaten gesunken. Die Verbraucherpreise stiegen im November um 10,0 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat, wie das Statistikamt Eurostat am Mittwoch mitteilte. Im Oktober lag die Teuerung noch bei 10,6 Prozent. Volkswirte hatten mit einem Rückgang auf 10,4 Prozent gerechnet. In ersten Reaktionen hieß es dazu:

FRITZI KÖHLER-GEIB, KFW-CHEFVOLKSWIRTIN:

„Die heutigen Inflationszahlen werden im EZB-Rat sehr genau beäugt. Denn nachdem praktisch alle Inflationsprognosen für dieses Jahr falsch lagen, orientiert sich die EZB derzeit sehr stark an den aktuellen Datenveröffentlichungen, Geldpolitik wird inzwischen vermehrt mit dem Rückspiegel gemacht. Nachdem die Inflation im November etwas gesunken ist und sich der Einlagensatz schon nahe an dem oft bei zwei Prozent geschätzten neutralen Niveau befindet, werden viele Ratsmitglieder in der nächsten Sitzung für einen kleineren Zinsschritt von nur noch 50 Basispunkten plädieren. Mit einer weiteren Reduzierung des Tempos der Zinsschritte oder gar einem Stopp des Zinserhöhungszyklus kann man aber erst rechnen, wenn die Inflationsraten auf einen klaren Abwärtstrend eingeschwenkt sind und vorausschauende Indikatoren noch eindeutiger nach unten zeigen.“

JÖRG KRÄMER, COMMERZBANK-CHEFVOLKSWIRT:

„Bei aller Erleichterung über die deutlich gefallene November-Inflation sollte man nicht vergessen, dass die Kerninflation ohne die schwankungsanfälligen Preise für Energie, Nahrungs- und Genussmittel auf dem Höchststand von 5,0 Prozent verharrte. Im kommenden Jahr dürfte der unterliegende Preisdruck hartnäckig hoch bleiben. Das Inflationsproblem des Euroraums ist noch lange nicht gelöst. Dafür sprechen die massiv gestiegenen Inflationserwartungen der Bürger sowie die anziehenden Lohnabschlüsse.“

ALEXANDER KRÜGER, CHEFVOLKSWIRT HAUCK AUFHÄUSER LAMPE:

„Der Rückgang der Inflationsrate ist eine schöne Momentaufnahme. Inflationsseitig ist die Kuh noch nicht vom Eis, auch wenn der Inflationsgipfel hinter uns liegen könnte. Insbesondere von der Kerninflation wird noch länger Druck ausgehen. Bis zu einem beständigen Inflationsrückgang wird es noch einige Monate dauern. Die EZB hat allen Grund, ihre Leitzinsen weiter zu erhöhen.“

THOMAS GITZEL, CHEFVOLKSWIRT VP BANK:

„EZB-Chefin Christine Lagarde wird die November-Inflationsdaten wohlwollend aufnehmen. Doch die oberste Währungshüterin räumte erst am Montag ein, dass es zu viel Unsicherheit gebe, um anzunehmen, dass die Inflationsraten bereits ihren Höhepunkt erreicht hätten. Die im November etwas geringere Inflationsrate könnte allerdings all diejenigen EZB-Ratsmitglieder bestätigen, die für eine Zinsanhebung von ‚lediglich‘ 50 Basispunkten plädieren. Eine kleinere Zinsanhebung sollte aber nicht bedeuten, dass die EZB bereits ein Ende des Zinsanhebungszyklus im Auge hat. Die europäischen Währungshüter haben noch ein gutes Stück Weg vor sich. Ein Leitzinsniveau von drei Prozent dürfte im kommenden Jahr ins Visier rücken.“

Ökonomen zum Rückgang der Inflationsrate im Euro-Raum

Quelle: Reuters

Titelfoto: Symbolfoto

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