Berlin, 05. Jan – Die deutschen Exporte sind im November wegen der geringeren Nachfrage aus der EU, den USA und China überraschend gesunken. Die Ausfuhren schrumpften um 0,3 Prozent im Vergleich zum Vormonat auf 135,1 Milliarden Euro, wie das Statistische Bundesamt am Donnerstag mitteilte. Von Reuters befragte Ökonomen hatten mit einem leichten Wachstum von 0,2 Prozent gerechnet. In ersten Reaktionen hieß es dazu:
CARSTEN BRZESKI, ING-CHEFVOLKSWIRT:
„Der Handel ist kein Wachstumsmotor mehr, sondern hat sich zu einem Hemmschuh für das deutsche Wirtschaftswachstum entwickelt. Die Exportaufträge haben sich in den vergangenen Monaten weiter deutlich abgeschwächt, da die weltweite Konjunkturabkühlung, die hohe Inflation und die große Unsicherheit deutliche Spuren hinterlassen haben. Die kurzfristigen Aussichten sind alles andere als rosig. Es könnte mindestens bis zum nächsten Frühjahr dauern, bis eine Entlastung der globalen Lieferketten und eine sich erholende Weltwirtschaft die deutschen Exporte wiederbeleben.“
THOMAS GITZEL, CHEFVOLKSWIRT VP BANK:
„‚Made in Germany‘ ist in Zeiten einer schwächeren globalen Wirtschaft kein Zugpferd mehr. Die Exporte geben im November leicht nach. Mildernd sei allerdings hinzugefügt, dass dabei auch Preiseffekte eine Rolle gespielt haben dürften. Da es im Schlussquartal gerade im Bereich von Rohstoffen zu Preisrückgängen kam, dürften deutsche Exporteure ihre gewünschten Preise nicht mehr so gut durchgesetzt haben, wie dies noch etwa in den Monaten zuvor der Fall gewesen war. Kunden im Ausland dürften in Anbetracht gefallener Rohstoffpreise auch auf niedrigere Preise bei Vor- und Fertigprodukten gedrängt haben.“
ALEXANDER KRÜGER, CHEFVOLKSWIRT HAUCK AUFHÄUSER LAMPE:
„Auf dem hohen Niveau ist der leichte Exportrückgang locker verkraftbar. Da China und die USA schwächeln, wird die Exportdynamik vorerst eher verhalten bleiben. Ein Lichtblick geht von gesunkenen Materialengpässen aus. Der Exportsektor stützt die Aussicht auf eine milde Rezession.“
Ökonomen zum Rückgang der deutschen Exporte
Quelle: Reuters
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