Sonntag, Dezember 22, 2024
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Ökonomen heben Konjunkturprognosen an – „Aber Rezession nicht ad acta gelegt“

Berlin, 16. Jan – Nach dem unerwartet guten Abschneiden der deutschen Wirtschaft Ende 2022 heben Bankenvolkswirte reihenweise ihre Konjunkturprognosen für das laufende Jahr an. Die Berenberg Bank sagt statt eines Rückgang des Bruttoinlandsproduktes von 0,4 Prozent nun eine Stagnation für 2023 voraus. Die Deutsche Bank erwartet statt minus 1,0 Prozent nun ebenfalls 0,0 Prozent. Auch die BayernLB hält ein besseres Abschneiden von Europas größter Volkswirtschaft im neuen Jahr nun für „sehr wahrscheinlich“, ebenso die LBBW.

„Die Wirtschaft erweist sich als widerstandsfähig“, sagte Berenberg-Chefvolkswirt Holger Schmieding am Montag der Nachrichtenagentur Reuters. „Wir erwarten nur noch einen leichten Rückgang der Wirtschaftsleistung im Winter und dann einen Aufschwung, der im Herbst an Fahrt gewinnt.“ Ein Gasmangel sei kaum noch ein Thema angesichts fast prall gefüllter Speicher, während die Energiepreise spürbar gesunken seien. „Haushalte und Unternehmen schauen weniger pessimistisch in die Zukunft“, sagte Schmieding. Der Deutschland-Chefvolkswirt der Deutschen Bank, Stefan Schneider, begründet seine optimistischere Prognose mit „der wesentlich kleineren Wachstumsdelle im Winterhalbjahr“. 

Einer ersten Einschätzung des Statistischen Bundesamtes zufolge ist das Bruttoinlandsprodukt von Oktober bis Dezember 2022 nicht wie allseits befürchtet gesunken, sondern stagniert. Dadurch nimmt die Wirtschaft einen Vorschuss mit in das laufende Jahr: Da ihr Wachstumstempo am Jahresende höher war als im Jahresschnitt 2022, startet sie mit einem sogenannten statistischen Überhang. Diesen beziffern die Statistiker auf 0,2 Prozent. Das bedeutet: Selbst wenn die Wirtschaft in allen vier Quartalen 2023 stagnieren würde, käme sie damit im Gesamtjahr auf ein Wachstum von 0,2 Prozent.

„DA STEHT EINE KORREKTUR BEVOR“

Trotz des wesentlich freundlicheren Konjunkturbilds schließen viele Ökonomen eine Rezession aber nach wie vor nicht aus angesichts des russischen Krieges gegen die Ukraine, hoher Inflation und steigender Kreditkosten. „Das Thema Rezession ist noch nicht ad acta gelegt“, warnte der Chefvolkswirt der BayernLB, Jürgen Michels, vor allzu großem Optimismus. „Im ersten Halbjahr könnte die deutsche Wirtschaft schrumpfen. Auch für 2023 insgesamt könnte ich mir durchaus ein Minus vorstellen.“ So dürfte die Industrie ihre hohen Auftragsbestände allmählich abarbeiten, doch Neuaufträge spärlicher ankommen. „Da steht eine Korrektur bevor“, sagte Michels.

Beim Konsum sehe es ebenfalls nicht rosig aus. Bereits das Weihnachtsgeschäft sei alles andere als gut gelaufen. „Ich rechne nicht mit einer großen Ausgabenwelle in diesem Jahr“, sagte der Chefvolkswirt. Den Exporteuren drohe ebenfalls ein schwieriges Jahr. China könnte zwar wegen der Corona-Lockerungen etwas besser laufen. „Aber beim wichtigsten Exportkunden USA muss zumindest für das erste Halbjahr mit einer nachlassenden Dynamik gerechnet werden“, sagte der Experte.

Bei der Berenberg Bank sehen das die Experten ähnlich. „Dass die Rezession ausfällt, würde ich noch nicht sagen“, sagte deren Chefvolkswirt Schmieding. „Ein leichter Rückgang in zwei aufeinanderfolgenden Quartalen ist weiterhin gut möglich.“

Ökonomen heben Konjunkturprognosen an – „Aber Rezession nicht ad acta gelegt“

Quelle: Reuters

Symbolfoto: Bild von Chokniti Khongchum auf Pixabay

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