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StartBörseNotenbanker und Ifo liefern Börsen wohl keinen Lichtblick

Notenbanker und Ifo liefern Börsen wohl keinen Lichtblick

Frankfurt, 19. Aug (Reuters) – Sommerlaune dürfte an den Börsen in der letzten vollen August-Woche Strategen zufolge nicht mehr aufkommen. Mit Blick auf die dunklen Wolken am Konjunkturhimmel könnte sich der Dax noch weiter von der psychologisch wichtigen Marke von 14.000 Punkten entfernen. Neben dem Ifo-Index warten Investoren vor allem auf neue Zinssignale vom Notenbanker-Treffen im amerikanischen Jackson Hole.

Bereits in der alten Woche kochten die Inflations- und Rezessionssorgen wieder hoch und brockten dem deutschen Leitindex beim Stand von 13.600 Punkten per Freitagnachmittag einen Wochenverlust von rund anderthalb Prozent ein. Zur Zeit erlebten die Anleger „die Mutter aller Energiekrisen“, sagt Dirk Schumacher, Ökonom bei der Investmentbank Natixis. Die Gaspreise seien seit der Drosselung der russischen Lieferungen im Juli explodiert und Marktteilnehmer rechneten damit, dass das bis 2023 bestehen bleibe.

„Es kann kaum Zweifel geben, dass das Niveau der Gas- und Strompreise, wenn es anhält, der Wirtschaft des Euroraums, insbesondere dem Industriesektor, schweren Schaden zufügen wird.“ Die staatlichen Hilfen, unter anderem eine reduzierte Mehrwertsteuer auf Gas, könnten den Einkommensschock für Unternehmen und Haushalte nur teilweise auffangen. „Sicher scheint, dass die Gesamtinflation aufgrund der Energiepreise weiter steigen wird“, sagt Schumacher.

NOTENBANKEN DÜRFTEN ZINSZÜGEL WEITER STRAFFEN 

Gegen die weltweit steigende Teuerung stemmen sich die Notenbank mit einer Straffung ihrer Geldpolitik. Auf dem Notenbanker-Treffen in den USA in Jackson Hole, das ab Donnerstag beginnt, könnte deutlich werden, was den Börsen in dieser Hinsicht im Herbst noch blühen könnte. Vertreter der US-Notenbank Fed zeigten sich zuletzt einig, dass weitere Zinserhöhungen angemessen sind. Ab einem bestimmten Zeitpunkt müsse das Tempo aber verlangsamt werden, abhängig von der Datenlage. Marktteilnehmer stimmten sich nach der Veröffentlichung der jüngsten Fed-Sitzungsprotokolle allerdings darauf ein, dass im September kein erneuter ungewöhnlich großer Zinsschritt in Höhe von 0,75 Prozentpunkten kommen werde, sondern dass die Währungshüter es bei einer Anhebung um einen halben Punkt belassen werden.

Auch die Vertreter der Europäischen Zentralbank dürften die Investoren auf eine kräftige Zinserhöhung im September einstimmen. Notenbank-Direktorin Isabel Schnabel hatte im Reuters-Interview bereits signalisiert, dass angesichts unverändert schlechter Inflationsaussichten aus gegenwärtiger Sicht erneut mit einer Erhöhung um 0,50 Prozentpunkte zu rechnen ist. Zudem veröffentlicht die EZB am Donnerstag ihre Protokolle zur Juli-Zinssitzung, die einen Einblick geben dürften, wie das geldpolitische Meinungsspektrum innerhalb des EZB-Rats zuletzt aussah. Alle Beschlüsse auf der Juli-Zinssitzung wurden einstimmig gefasst – auch zum umstrittenen neuen Anleihenschutzschild TPI für hochverschuldete Euro-Staaten. Der Diskussionsstand dazu dürfte bei den Protokollen von besonderem Interesse sein.

WEITERE REZESSIONSSIGNALE DROHEN 

Weiter fallende Einkaufsmanagerindizes im Euroraum dürften die Rezessionssorgen nach Ansicht der Commerzbank-Strategen wieder verstärken. „Deutlich gestiegene Energiepreise, Materialengpässe und eine sich abschwächende Weltwirtschaft: Die Unternehmen in Deutschland und im Euroraum haben derzeit mit vielen Belastungen zu kämpfen“, konstatiert Ökonom Ralph Solveen. Neben den am Dienstag erwarteten Stimmungsindikatoren für das verarbeitende Gewerbe und Dienstleister dürfte mit dem Ifo-Geschäftsklima am Donnerstag ein maßgeblicher Richtungsimpuls für die Märkte erfolgen. Analysten rechnen nach Refinitiv-Daten im Schnitt mit einem Rückgang des Index auf 86,6 von zuvor 88,6. „Das Ifo-Geschäftsklima befindet sich inzwischen auf einem Niveau, dass in der Vergangenheit nur während Rezessionen erreicht wurde“, sagt Solveen.

FAHRWASSER FÜR UNTERNEHMEN BLEIBT SCHWIERIG

Bei den Unternehmen seien Gewinnwarnungen aufgrund sinkender Margen oder im Falle einer weiteren Drosselung russischer Gaslieferungen nach Europa nicht unwahrscheinlich, sagt Carsten Mumm, Chefvolkswirt bei der Privatbank Donner & Reuschel. „Allerdings können sich die derzeit bestehenden Problemfelder schneller als erwartet auflösen – so zum Beispiel durch fallende US-Inflationsraten, eine wirtschaftliche Belebung in China oder einen außergewöhnlich milden Winter in Europa und damit einer Relativierung der Energieknappheit.“ Sollte sich ein globaler Aufschwung im Laufe des ersten Halbjahres 2023 abzeichnen, dürfte dieser an den Aktienmärkten früh eingepreist werden, weswegen der Blick auf das Jahresende optimitisch bleibe.

Bei den deutschen Unternehmen stehen unter anderem Geschäftszahlen von Wacker Neuson, CTS Eventim und Delivery Hero im Kalender.

Notenbanker und Ifo liefern Börsen wohl keinen Lichtblick

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Titelfoto: Symbolfoto

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