Seoul, 18. Mai (Reuters) – Südkorea befürchtet zum Besuch von US-Präsident Joe Biden in dieser Woche eine Provokation Nordkoreas durch einen erneuten Raketentest. Trotz Nordkoreas Belastung durch seinen ersten bestätigten Corona-Ausbruch scheine der Test einer Interkontinental-Rakete unmittelbar bevorzustehen, sagte der stellvertretende nationale Sicherheitsberater, Kim Tae Hyo, am Mittwoch in Seoul. Man sei aber auf eine kleine oder auch große Provokation während des Gipfels vorbereitet.
Die Wahrscheinlichkeit, dass Nordkorea an diesem Wochenende nach fünf Jahren wieder einen neuen Atomtest durchführe, sei jedoch wohl eher gering. In US-Regierungskreisen hieß es, dass nach neuesten Erkenntnissen Nordkorea am Donnerstag oder Freitag wieder eine Rakete testen könnte. Biden wird am Freitag in Südkorea erwartet.
Ein Raketentest dürfte den mehrtägigen Biden-Besuch in Südkorea überschatten, der sich nicht nur um die festgefahrenen Abrüstungsgespräche mit Nordkorea drehen soll, sondern auch um den Umgang mit China und Handelsfragen. Zudem könnte er die internationalen Bemühungen erschweren, dem weitgehend isolierten Nordkorea im Kampf gegen den ersten bestätigten Corona-Ausbruch in dem abgeschotteten Land zu unterstützen. Biden will anschließend nach Japan weiterreisen.
Es ist sein erster Besuch in der Region als Präsident. Südkoreas neuer Präsident Yoon Suk Yeol, der am 10. Mai sein Amt angetreten und eine härtere Gangart gegenüber Nordkorea angekündigt hat, dürfte von Biden die Zusicherung verlangen, dass die USA ihre Abschreckung gegen den Norden verstärken. Seine Regierung hat die Vereinigten Staaten gebeten, mehr nukleartaugliche „strategische Mittel“ wie Langstreckenbomber, U-Boote und Flugzeugträger in der Region zu stationieren.
Nordkorea macht der Corona-Ausbruch mit rasant hochschnellenden Infektionszahlen und einem schlecht ausgestatteten Gesundheitssystem zwar offenbar schwer zu schaffen. Das US-Außenministerium erwartet aber dennoch nicht, dass dies etwas an der Entschlossenheit der Führung in Pjöngjang ändern werde, die 2017 gestoppten Atomtests wieder aufzunehmen.
Selbst wenn Nordkorea weiterhin die Spende von offenbar dringend benötigten Corona-Impfstoffen ablehne, investiere es weiterhin Unsummen in Raketen- und Atomwaffenprogramme, was nichts zur Linderung der humanitären Notlage der Bevölkerung beitrage, sagte Ministeriumssprecher Ned Price am Dienstag. Nordkorea hatte in den vergangenen Monaten wieder verstärkt Raketen getestet. Zudem gab es zuletzt Berichte, wonach es die Arbeiten an dem früheren Atomtestgelände wieder aufgenommen haben soll.
Nordkorea könnte mit Raketentest Biden-Besuch in Südkorea belasten
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