Berlin, 26. Jan (Reuters) – Der gesellschaftliche Wohlstand in Deutschland ist einer Studie zufolge in der Pandemie-Krise spürbar gesunken. Im ersten Corona-Jahr 2020 sei unter dem Strich ein Wohlstandsverlust von mehr als 50 Milliarden Euro vor allem dadurch entstanden, dass der Konsum der Privathaushalte stark gesunken sei, wie am Mittwoch aus einer Analyse zum neuen „Nationalen Wohlfahrtsindex 2021“ hervorgeht. Das Barometer sei um 3,5 Prozent gesunken. Sollte es in den kommenden Jahren gelingen, beim klimafreundlichen Umbau der Gesellschaft auch den sozialen Ausgleich zu stärken, könne der NWI – wie vorher seit 2014 – wieder steigen und der Einbruch von 2020 eine Episode bleiben.
Der Index beruht auf Berechnungen von Benjamin Held, Dorothee Rodenhäuser und Hans Diefenbacher vom Heidelberger Institut für Interdisziplinäre Forschung (FEST) und wird gefördert vom Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung. Das Barometer soll eine bessere und umfassendere Wohlstandsmessung ermöglichen als die klassische Methode des Bruttoinlandsprodukts (BIP). Kritik bemängeln, dass es weder die Verteilung der Einkommen noch Ressourcenverbrauch und Umweltbelastungen angemessen erfasse.
Der NWI setzt sich aus 21 Indikatoren zusammen, darunter der wichtige private Konsum, aber auch die Wertschöpfung durch Hausarbeit und ehrenamtliche Tätigkeiten. Von der Bilanz abgezogen werden dagegen etwa der Aufwand zum Ausgleich von Umweltbelastungen, Schäden durch Luftverschmutzung, Treibhausgase oder Lärmbelästigung sowie Kosten, die durch Verkehrsunfälle entstehen.
Wenn die Einkommensungleichheit wieder auf das Niveau von 1991 zurückgehe, könnte der Wohlfahrtsindex steigen, argumentiert das Forscher-Trio. Und würden auf dem Weg zu einer Erfüllung des Klimaabkommens von Paris die Kosten durch Treibhausgasemissionen und durch den Verbrauch nicht-erneuerbarer Energieträger im Vergleich zu denen des Jahres 2020 halbiert, würde das Barometer ebenfalls klettern.
Neuer Wohlfahrts-Index – Virus-Krise belastet Gesellschaft spürbar
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