Kiew, 23. Nov – Nach neuen schweren russischen Raketenangriffen sind in der Ukraine mehrere Kernkraftwerke vom Netz genommen worden. Einem landesweiten Luftalarm folgte am Mittwoch Explosionen in der Hauptstadt Kiew. Dort meldete der Gouverneur einen kompletten Stromausfall. Bürgermeister Vitali Klitschko zufolge wurden mindestens drei Menschen getötet, darunter eine 17-jährige Jugendliche.
Auch die Republik Moldau meldete einen Stromausfall in mehr als der Hälfte des Landes. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj erklärte, sein Land werde das russische Bombardement durchstehen. „Wir sind ein unzerstörbares Volk“, erklärte er in einer Videoansprache auf Telegram.
Der staatliche ukrainische AKW-Betreiber Energoatom teilte mit, Reaktoren im Kraftwerk Piwdennoukrainsk im Süden sowie Riwne und Chmelnizkyj im Westen des Landes seien vom Netz genommen worden. Sie liegen alle in Regionen, die von der Regierung in Kiew kontrolliert werden. Das größte Kernkraftwerk des Landes, Saporischschja, steht nahe der Front im Süden und ist von Russland besetzt. Nach wiederholtem Beschuss sind auch seine Reaktoren nicht am Netz. In Wilniansk im Südosten des Landes traf nach ukrainischen Angaben eine russische Rakete eine Entbindungsklinik, wobei ein Neugeborenes getötet worden sei. Auch aus anderen Teilen des Landes wurden Einschläge gemeldet. Einzelheiten dazu lagen zunächst nicht vor.
GROSSBRITANNIEN: RUSSLAND GEHEN WOHL DROHNEN AUS
Die russische Armee greift seit Wochen gezielt Infrastruktur-Einrichtungen wie Umspannwerke, Fernheizungen, Elektrizitätswerke und andere Teile der öffentlichen Versorgung mit Raketen an. Die Regierung in Moskau hat erklärt, Ziel sei es, die Ukraine kampfunfähig zu machen und zu Verhandlungen zu bewegen. Die Ukraine beschreibt die Angriffe unmittelbar vor dem Winter als Kriegsverbrechen an Zivilisten.
Die Luftangriffe werden mit teueren Langstrecken-Marschflugkörpern sowie billigeren, im Iran hergestellten Drohnen ausgeführt. Nach Angaben des britischen Verteidigungsministeriums sind die iranischen Drohnen jedoch zuletzt um den 17. November in Erscheinung getreten. Dies könnte ein Zeichen dafür sein, dass diese Waffen Russland ausgehen, erklärte das Ministerium.
Die Luftangriffe folgen einer Reihe von Rückschlägen für Russland auf dem Schlachtfeld, darunter ein viel beachteter Rückzug aus der Stadt Cherson. Aus dem Osten der Ukraine werden heftige Gefechte gemeldet. Dort soll Russland eine Offensive entlang einer Front westlich der Stadt Donetsk vorantreiben. Diese wird seit 2014 von russischen Verbündeten kontrolliert. Russland bezeichnet seine vor neun Monaten eingeleitete Invasion als militärischen Sonderansatz mit dem Ziel, die Ukraine zu entmilitarisieren und zu entnazifizieren. Die Regierung in Kiew und der Westen sprechen von einem Angriffskrieg.
Neue russische Raketensalven – Ukrainische AKWs vom Netz
Quelle: Reuters
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