Bukarest/Kiew, 29. Nov – Unter dem Eindruck erneuten Luftalarms in der gesamten Ukraine haben die Nato-Außenminister ihre fünften Beratungen in diesem Jahr aufgenommen, um den Folgen des russischen Angriffskriegs zu begegnen. „Wir erleben auf brutale Art und Weise, dass der russische Präsident jetzt Kälte als Kriegswaffe einsetzt, ein brutaler Bruch nicht nur mit dem Völkerrecht sondern mit unserer Zivilisation“, sagte Bundesaußenministerin Annalena Baerbock zum Auftakt der zweitägigen Gespräche in der rumänischen Hauptstadt Bukarest. In zahlreichen Städten in der Ukraine suchten Millionen Menschen unterdessen wieder Luftschutz-Räume auf, erstmals in dieser Woche ertönten die Sirenen.
„Wenn gezielt Infrastruktur bombardiert wird, dann nimmt man mutwillig in Kauf, dass Kinder, dass Alte, dass Familien erfrieren, dass sie verdursten, dass sie verhungern“, sagte Baerbock. Das Nato-Treffen diene dem Ziel, gemeinsam dafür zu sorgen, dass die Menschen in der Ukraine durch diesen Winter kämen. Es müsse jetzt darum gehen, die Menschen beim Wiederaufbau der Infrastruktur, aber auch mit der Lieferung von Generatoren bis hin zu Krankenwagen und Decken zu helfen. Deutschland habe dafür 150 Millionen Euro auf den Weg gebracht. Die angebotene Hilfe der einzelnen Nato-Staaten müsse nun koordiniert werden. Der russische Angriff finde nicht irgendwo statt, sondern in unmittelbarer Nähe, sagte Baerbock. „250 Kilometer von hier beginnt der russische Terror.“
BAERBOCK: PUTIN WILL UKRAINE BRECHEN
Normalerweise treffen sich die Außenminister des Bündnisses zwei Mal im Jahr. Auch Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg warf dem russischen Präsidenten Wladimir Putin vor, den Winter als Waffe zu nutzen. In den vergangenen Wochen haben russische Streitkräfte gezielt die ukrainische Infrastruktur mit Raketen beschossen. Millionen Menschen waren zeitweise von der Versorgung mit Wasser, Strom und Heizung abgeschnitten. Baerbock betonte, Putin habe mit seinem „perfiden Plan“, die Ukraine schnell einzunehmen, keinen Erfolg gehabt. Deshalb „möchte er jetzt das Rückrat der ukrainischen Gesellschaft, möchte die Ukrainerinnen und Ukrainer brechen“.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat seine Landsleute bereits auf weitere kalte und dunkle Tage eingeschworen. Er warnte davor, dass Russland den Raketenbeschuss diese Woche wieder intensivieren könnte. Die Regierung in Moskau bestreitet, bewusst Zivilisten in Mitleidenschaft ziehen zu wollen. In der ukrainischen Hauptstadt Kiew fiel bereits der erste Schnee, die Temperaturen bewegen sich um den Gefrierpunkt. Nach Angaben des Netzbetreibers Ukrenergo gibt es in der Stromversorgung der Hauptstadt derzeit eine Lücke von 30 Prozent. In der zweitgrößten Stadt Charkiw haben derzeit nach Angaben der örtlichen Behörden nur 24 Prozent der Menschen Strom.
Nato will Ukraine für Winter rüsten – „Kälte als Kriegswaffe“
Quelle: Reuters
Symbolfoto: Bild von Rosy – The world is worth thousands of pictures auf Pixabay
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