Frankfurt/Berlin, 06. Sep – Die Lufthansa und die Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) haben mit einer Tarifeinigung Tausende Kunden vor einem weiteren Streik bewahrt. Am Verhandlungstisch sei eine „Teillösung“ gelungen, die in den kommenden Tagen noch ausgestaltet werden müsse, erklärte die VC am Dienstag. „Die angekündigten Arbeitskampfmaßnahmen für diese Woche werden abgesagt.“ Die Lufthansa begrüßte die Grundsatzeinigung. Das sei für die Passagiere eine gute Nachricht. „Unsere Flüge finden in den kommenden Tagen wie geplant statt.“ Vergangene Woche hatte die Lufthansa wegen eines eintägigen Streiks fast alle Flüge streichen müssen, sodass rund 130.000 Fluggäste nicht wie geplant reisen konnten.
Details über die Vereinbarung wurden zunächst nicht bekannt. Es sei ein umfangreiches Paket vereinbart worden, erklärte VC-Tarifvorstand Marcel Gröls. Er sprach zudem von wichtigen ersten Schritten in Richtung einer nachhaltigen Zusammenarbeit. Die Lufthansa-Piloten hatten mit ihrem Arbeitgeber die schwere Corona-Krise durchgestanden, indem sie auf Gehalt teilweise verzichteten. Seit es in der Luftfahrt wieder aufwärts geht, liegen die Sozialpartner aber im Streit – nicht nur über mehr Geld, sondern auch über den neuen, von der Airline geplanten Flugbetrieb namens Cityline 2. Die Lufthansa strebt für diesen niedrigere Personalkosten an als bei der Haupt-Airline mit dem Kranich-Logo üblich. Die VC lehnt das ab.
VERTRAUEN REPARIEREN
Lufthansa-Chef Carsten Spohr hatte in einem Pressegespräch am Montagabend erklärt, das angeschlagene Vertrauensverhältnis der Sozialpartner müsse neu aufgebaut werden. Es sei „im Interesse aller ein Miteinander, das ohne die zahlreichen Tarifkonflikte auskommt“. Die Lufthansa sei wegen der hohen Inflation zu deutlich höheren Vergütungen bereit, vor allem für die niedrigen Tarifgruppen. In der Vergangenheit seien Kosten durch Absenken der Einstiegsgehälter reduziert worden, das müsse jetzt korrigiert werden, räumte der Lufthansa-Chef ein. So hatte sich die Lufthansa mit der Gewerkschaft Verdi – kurz nach einem eintägigen Streik – für das Bodenpersonal auf Lohnerhöhungen von bis zu 19 Prozent geeinigt. Der Konzern habe die Belegschaft in der Pandemie nicht im Regen stehen lassen. „Und wir werden sie nicht alleine lassen in der Inflation.“
Die VC hatte die Piloten in dieser Woche erneut zum Streik aufgerufen, um den Arbeitgeber zu einem verbesserten Angebot zu bewegen. Bei der Lufthansa wären die Passagiermaschinen ab Mittwoch für 48 Stunden am Boden geblieben, die Maschinen der Frachtlinie Lufthansa Cargo für drei volle Tage. Der völlige Ausfall des Flugplans vergangene Woche kostete die Lufthansa 32 Millionen Euro. Doch der komplette Forderungskatalog der VC hätte dem Unternehmen zufolge die Personalkosten im Cockpit um 40 Prozent oder rund 900 Millionen Euro über die nächsten zwei Jahre erhöht.
Die Gewerkschaft pochte auf Reallohnsicherung in Zeiten hoher Inflation und Verbesserungen in der Vergütungsstruktur. Sie forderte rückwirkend ab 1. Juli 5,5 Prozent mehr Geld. Ab 2023 soll es nach den Vorstellungen von VC eine weitere Anhebung von 8,2 Prozent zum Ausgleich der stark gestiegene Inflation geben. Die Piloten wollen zudem höhere Bezahlung bei Krankheit, Urlaub und Schulungen durchsetzen. Die Lufthansa verbesserte ihr Angebot, das sich bislang auf 900 Euro mehr Grundvergütung pro Monat über zwei Stufen im September und April belief.
Lufthansa und Piloten einig – Wohl kein Streik
Quelle: Reuters
Titelfoto: Symbolfoto
Hier findet ihr den aktuellen Livestream zum Thema Web3 NFT Metaverse Talk