UPDATE Frankfurt/Dublin, 18. Jan – Die Lufthansa ergreift die Chance eines Ausbaus ihres wichtigen Italien-Geschäfts. Das Unternehmen strebe eine Beteiligung an der italienischen Nationalfluglinie ITA Airways an, teilte die Lufthansa am Mittwoch mit. Die Airline-Gruppe will ähnlich wie bei der Übernahme von Brussels Airlines 2008 zunächst eine Minderheit erwerben und eine Option zum Kauf der verbleibenden Anteile später. Zur Höhe des Anteils und dem gebotenen Kaufpreis äußerte sich der MDax-Konzern nicht. Insidern zufolge strebt die Lufthansa in einem ersten Schritt einen Anteil von 40 Prozent an der Alitalia-Nachfolgerin für 200 bis 300 Millionen Euro an.
Die italienische Regierung erklärte nach Ablauf einer Frist am Mittwochabend, kein weiteres Gebot sei für ITA eingegangen. Sie will zunächst prüfen, ob die Offerte den in einem Dekret kürzlich genannten Kriterien entspricht – etwa die Stärkung des ITA-Drehkreuzes am Airport Rom-Fiumicion.
Bei einer Einigung könnte die Lufthansa ein lange verfolgtes Ziel erreichen. Nach den USA sei Italien mit seiner starken exportorientierten Wirtschaft und als beliebte Urlaubsregion ihr wichtigster internationaler Markt, erklärte die Lufthansa. Schon seit 2007 unternahm der Konzern mehrere Vorstöße, Alitalia in ihre Airline-Gruppe einzureihen, der auch die österreichische Austrian Airlines und die Schweizer Fluglinie Swiss angehören. Doch die lange Verlustgeschichte von Alitalia, deren Schicksal als Aushängeschild des Landes und traditionelle Beförderin des Papstes auf Reisen eine hochpolitische Angelegenheit war, schreckte ab. ITA ist im Vergleich zu Alitalia auf eine Flotte von rund 70 Flugzeugen stark geschrumpft und nahm zum Neustart 2021 nur rund ein Viertel der Beschäftigten mit an Bord.
Analysten sehen die mögliche Übernahme skeptisch, da ITA es im Konkurrenzkampf mit den wachsenden Billigfliegern Ryanair und Wizz im Europa-Geschäft schwer hat. „Italien ist ein wichtiger, attraktiver Markt – doch der erfolgreiche Umbau der ITA zu einer nachhaltig profitablen Airline ist noch lange nicht gesichert“, erklärte Alex Irving von Bernstein Research. Lufthansa-Aktien notierten rund fünf Prozent im Plus.
AUCH TAP EIN ÜBERNAHMEKANDIDAT
Die Verhandlungen mit der italienischen Regierung sollen in einigen Wochen abgeschlossen werden. Die Lufthansa erklärte, nach Unterzeichnung der Absichtserklärung müsse es weitere Verhandlungen über die Ausgestaltung einer Beteiligung, die kommerzielle und operative Einbindung der ITA in die Lufthansa Airline Group und sich daraus ergebenden Synergien geben. Für ITA ist der Unterschlupf in einen Konzern nach Einschätzung von Analysten überlebenswichtig. Als Teil eines Netzwerks könnte sie ihr Langstreckengeschäft ausbauen. Ihr Fokus auf Afrika und Südamerika würde das Programm der Lufthansa ergänzen.
Die Lufthansa hatte bereits vor rund einem Jahr mit der Schweizer Reederei MSC die Übernahme einer Mehrheit von ITA Airways vorgeschlagen, war während des im Wahlkampf umstrittenen Privatisierungsprozesses aber aus dem Rennen. Kontroversen gab es vor allem um den Einfluss des Staates, der Alitalia mit zehn Milliarden Euro in anderthalb Jahrzehnten am Leben hielt und schon eine Milliarde Euro in ITA pumpte. Ein von der Regierung in Rom angestrebter Verkauf an den Finanzinvestor Certares, der mit Air FranceAIRF.PA und der US-Airline DeltaDAL.N zusammenarbeitete, zerschlug sich. Gespräche mit der Lufthansa kamen wieder in Gang, MSC stieg aus.
Womöglich wird ein Andocken von ITA bei Lufthansa die erste einer Reihe von Übernahmen in der europäischen Luftfahrt, die mit vielen Konkurrenten stärker fragmentiert ist als der US-Markt. Nach der existenziell bedrohlichen Corona-Krise erholt sich der Luftverkehrs, so dass die Airlines Finanzkraft gewinnen. „Wenn man Airline-Manager trifft, wird viel über eine Konsolidierung in Europa diskutiert“, sagte Ruxandra Haradau-Döser, Analystin von Kepler Cheuvreux. Die portugiesische Staatsairline TAP ist ein heißer Kandidat, da die Regierung eine Privatisierung anstrebt. Neben Lufthansa könnten auch Air France-KLM und der britisch-spanische Konzern IAG ein Auge auf sie werfen. „Wir fokussieren uns klar auf ITA“, sagte ein Lufthansa-Sprecher. „Gleichzeitig beobachten wir jedoch genau die Konsolidierung auf dem europäischen Airline-Markt.“
Frankfurt, 18. Jan – Die Lufthansa hat der italienischen Regierung ein Gebot zum Einstieg bei der staatlichen Fluggesellschaft ITA Airways unterbreitet. Zunächst sollen ein Minderheitsanteil erworben und Optionen zum Kauf der verbleibenden Anteile zu einem späteren Zeitpunkt vereinbart werden, teilte die Lufthansa am Mittwoch mit. Das Unternehmen habe dazu eine Absichtserklärung beim italienischen Wirtschafts- und Finanzministerium eingereicht.
Insidern zufolge will die Lufthansa in einem ersten Schritt einen Anteil von 40 Prozent an der Alitalia-Nachfolgerin für 200 bis 300 Millionen Euro kaufen. Die Verhandlungen mit der italienischen Regierung sollen in einigen Wochen abgeschlossen werden. Das italienische Finanzministerium wolle rasch eine verbindliche Absichtserklärung mit der Lufthansa unterschreiben, gefolgt von einem Beschluss des staatlichen Eigners einer Kapitalerhöhung, hieß es von mit dem Vorgang Vertrauten. Die Lufthansa erklärte, nach Unterzeichnung der Absichtserklärung müsse es weitere Verhandlungen über die Ausgestaltung einer Beteiligung, die kommerzielle und operative Einbindung der ITA in die Lufthansa Airline Group und sich daraus ergebenden Synergien geben.
Mit ITA Airways könnte die Lufthansa, zu deren Konzern auch Eurowings, Austrian Airlines, Brussels Airlines und Swiss gehören, ihre Position auf ihrem wichtigsten europäischen Auslandsmarkt stärken. Die italienische Fluggesellschaft könnte ihr Langstreckengeschäft ausbauen. Auf längere Sicht könnte die Lufthansa dann Mehrheitseigner werden, denn der italienische Staat strebt eine vollständige Privatisierung an.
Die Lufthansa hatte bereits vor rund einem Jahr mit der Schweizer Reederei MSC die Übernahme einer Mehrheit von ITA Airways vorgeschlagen, war während des im Wahlkampf umstrittenen Privatisierungsprozesses zwischenzeitlich aber aus dem Rennen. Kontroversen gab es vor allem um den Einfluss des Staates, der die notorisch defizitäre Airline schon lange mit Finanzhilfen am Leben hält. Ein von der Regierung in Rom angestrebter Verkauf einer ITA-Minderheit an den US-Finanzinvestor Certares, der mit Air France und der US-Airline Delta zusammenarbeitete, zerschlug sich dann im Herbst. Die Verhandlungen mit der Lufthansa kamen wieder in Gang, MSC zog sich zurück. Air France erklärte am Mittwoch, keinen Anteil an ITA erwerben zu wollen, pochte aber auf ein Fortsetzen der Zusammenarbeit innerhalb des Airline-Verbundes Skyteam.
Lufthansa reicht Gebot für italienische Airline ITA ein
Quelle: Reuters
Symbolfoto: Bild von Alexander Kostgeld auf Pixabay
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