Washington, 13. Apr – Bundesfinanzminister Christian Lindner kann trotz des Zusammenbruchs von zwei US-Regionalbanken und der Credit Suisse in Europa keine systematische Krise der Branche erkennen. Der plötzliche und starke Zinsanstieg der Notenbanken habe natürlich Auswirkungen auf die Geschäftsmodelle von Banken, sagte der FDP-Vorsitzende am Donnerstag in Washington am Rande der IWF-Frühjahrestagung auf einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Bundesbank-Präsident Joachim Nagel. „Bei einer so starken Veränderung des Zinsumfeldes ist es erwartbar, dass einzelne Akteure am Markt sich verkalkulieren und deshalb in betriebswirtschaftliche Schwierigkeiten geraten,“ sagte er.
Es wäre fast überraschend, wenn alle perfekte Entscheidungen getroffen hätten, sagte Lindner. Die Bundesregierung brauche keine Notfallpläne in der Schublade. „Dafür besteht kein Anlass.“ Der Zusammenbruch der Silicon Valley Bank und der Signature Bank in den USA hatte im März weltweit Schockwellen an den Börsen ausgelöst. Befürchtungen, eine neue große Finanzkrise könne heraufziehen, kamen auf. Bankaktien gerieten daraufhin weltweit unter Druck. Der Notverkauf der Schweizer Großbank Credit Suisse fachte diese Sorgen im Bankensektor danach erneut an. Inzwischen haben sich aber die Bankenaktien an den Börsen wieder etwas erholt.
Auch aus Sicht von Bundesbank-Präsident Nagel kann nicht von einer tiefgreifenden Finanzkrise gesprochen werden. Es gehe um Einzelereignisse. „Der Euro-Raum insgesamt ist widerstandsfähig und solide.“ Die Kapital- und Liquiditätspositionen der Banken seien stark. „Die Ertragslage ist weiterhin robust“, führte er aus. Die Zahl der faulen Kredite sei sehr niedrig. „Es droht hier keine Systemkrise,“ betonte er. Nagel zufolge liegen die Risiken eher bei einzelnen Banken. Es seien ganz unterschiedliche Gründe gewesen, warum es dort zu Schwierigkeiten gekommen sei.
Nagel warb in diesem Zusammenhang noch einmal für die „fundamentale Umsetzung in allen Aspekten“ der sogenannten internationalen Basel-III-Vorschriften für Banken, deren Ausarbeitung nach der globalen Finanzkrise erfolgte. Das große Reformpaket, das unter anderem eine Verschärfung der Kapitalvorschriften für Geldhäuser enthält, war schon vor Jahren ausgehandelt worden, ist aber in der EU immer noch nicht umgesetzt. „Die Basel-III-Regulierung hilft bei vielen diesen Themen, um möglicherweise solche Ereignisse auch stärker in den Griff zu bekommen und davor entsprechend gewappnet zu sein,“ sagte Nagel.
Lindner und Nagel sehen keine systemische Krise in der Bankenbranche
Quelle: Reuters
Symbolfoto: Bild von Rita Sail auf Pixabay
Hier finden Sie die aktuellen Livestream-Folgen. Mehr aus Web3, NFT und Metaverse
Kennen Sie schon unser neues Wirtschaftsmagazin „Paul F„? Jetzt bei Readly lesen.Eine kostenlose Leseprobe von Paul F gibt es bei United Kiosk. Ebenfalls finden Sie die aktuelle Ausgabe im Lesezirkel von Sharemagazines.