Frankfurt, 26. Aug – Die Kreditnachfrage der Unternehmen im Euro-Raum hat im Zuge der Zinswende der Europäischen Zentralbank (EZB) kräftig zugelegt. Banken reichten im Juli 7,7 Prozent mehr Kredite an Firmen aus als ein Jahr zuvor, wie die EZB am Freitag in Frankfurt mitteilte. Das ist der stärkste Anstieg seit Februar 2009. Im Juni hatte das Plus noch bei 6,9 Prozent gelegen. An die Privathaushalte vergaben die Geldhäuser im Euro-Raum im Juli 4,5 Prozent mehr Darlehen als vor Jahresfrist. Im Juni hatte der Anstieg noch bei 4,6 Prozent gelegen.
Die EZB hatte im Juli die Zinswende mit einer unerwartet kräftigen Anhebung ihrer Schlüsselsätze eingeleitet. Sie erhöhte den Leitzins gleich um einen halben Prozentpunkt auf nunmehr 0,50 Prozent. Damit stemmt sich die Notenbank gegen den durch den Ukraine-Krieg bewirkten anhaltenden Inflationsschub im Euro-Raum. Inzwischen hat die Inflationsrate im Juli einen Rekordwert von 8,9 Prozent erreicht. Für die nächste Zinssitzung am 8. September erwarten Volkswirte derzeit einen weiteren kräftigen Zinsschritt der EZB um 0,50 Prozentpunkte.
Die Geldmenge M3 wuchs im Juli binnen Jahresfrist um 5,5 Prozent. Das ist der niedrigste Wert seit Februar 2020. Ökonomen hatten ein Plus von 5,6 Prozent erwartet. Im Juni hatte das M3- Wachstum noch bei 5,7 Prozent gelegen. Hinter dem Rückgang steht auch das Ende der Nettoanleihenkäufe der Währungshüter. M3 umfasst unter anderem Bargeld, Einlagen auf Girokonten sowie Geldmarktpapiere und Schuldverschreibungen. Ökonomen achten genau auf die Entwicklung dieser Messgröße. Denn auf mittlere bis lange Sicht kann eine stark zunehmende Geldmenge Hinweise auf eine steigende Inflation liefern. Für die EZB leisten die monatlichen Daten zu Geldmenge und Kreditvergabe wichtige Orientierungshilfe bei ihren geldpolitischen Entscheidungen.
Kreditvergabe der Banken an Unternehmen zieht im Juli deutlich an
Quelle: Reuters
Titelfoto: Symbolfoto
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