Freitag, November 8, 2024
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Konjunktursorgen drücken Stimmung der Anleger

Frankfurt, 31. Aug – Aus Furcht vor einem Rückschlag für die Konjunktur durch stark steigende Zinsen und eine drohende Energiekrise fassen Anleger europäische Aktien nur mit spitzen Fingern an. Dax und EuroStoxx50 fielen am Mittwoch um jeweils etwa 0,2 Prozent auf 12.953 beziehungsweise 3553 Punkte. 

Kopfschmerzen bereitete Börsianern die ungebremste Inflation in der Euro-Zone, die im August ein Rekordhoch von 9,1 Prozent im Jahresvergleich erreichte. „Besonders besorgniserregend ist der Anstieg der Kerninflation“, sagte Analystin Susannah Streeter vom Brokerhaus Hargreaves Landsdown. Dies sei ein Signal, dass der Teuerungsdruck hartnäckiger werde. Daher könnte die Europäische Zentralbank (EZB) gezwungen sein, trotz einer drohenden Energiekrise die Zinsen in der kommenden Woche kräftig zu erhöhen. Bei der Kerninflation werden die schwankungsanfälligen Preise für Energie und Lebensmittel herausgerechnet. 

EURO UND BUNDESANLEIHEN AUF TALFAHRT

Er bezweifle aber, dass die EZB einen XXL-Zinsschritt wagen werde, wandte Neil Wilson, Chef-Analyst des Online-Brokers Markets.com, ein. Ähnlich urteilten auch Devisen-Anleger. Der Euro fiel um 0,3 Prozent auf 0,9985 Dollar. Bond-Investoren trennten sich dagegen wegen der Aussicht auf steigende Zinsen erneut von bereits gehandelten, niedriger verzinsten Papieren. Dadurch steuerte die zehnjährige Bundesanleihe mit einem Kursminus von mehr als sechs Prozent seit Anfang August auf den größten Monatsverlust seit 19 Jahren zu. 

Die Entschlossenheit der US-Notenbank zu einer weiteren Zinserhöhung um 0,75 Prozentpunkte stehe nicht in Frage, fügte Markets.com-Experte Wilson hinzu. Dies habe Fed-Chef Jerome Powell mit seinen jüngsten Äußerungen klargemacht. Daran ändere auch der verlangsamte Jobaufbau in den USA nichts. Der privaten Arbeitsagentur ADP zufolge lag das Plus im August bei 132.000 neuen Stellen. Die Zahlen geben einen Vorgeschmack auf die offiziellen Daten am Freitag, die als entscheidend für die Geldpolitik der Fed gelten. 

GASPREIS AUF BERG- UND TALFAHRT – ÖL UND KUPFER BILLIGER

Nervös machte Börsianer außerdem die Abschaltung der wichtigen Pipeline „Nord Stream 1“. Sie rätseln, ob und wie viel Erdgas Russland nach Abschluss der Wartungsarbeiten wieder in Richtung Deutschland schickt. „Die Zwischenerfolge bei der Befüllung der Speicher können nichts daran ändern, dass Gas ein knappes Gut bleiben wird – mit entsprechenden Konsequenzen für die Wirtschaftsaktivität und die Energiepreise“, sagte Commerzbank-Analystin Esther Reichelt. Der europäische Erdgas-Future schwankte in einer Spanne von plus fünf und Minus zehn Prozent und notierte zuletzt 7,1 Prozent niedriger bei 249,80 Euro je Megawattstunde. 

Bei Rohöl und den Industriemetallen waren Rezessionsängste die bestimmenden Faktoren. Sie würden neben den Spekulationen um Zinserhöhungen von enttäuschenden chinesischen Konjunkturdaten geschürt, sagte Analyst Tamas Varga vom Brokerhaus PVM. Die Ölsorte Brent aus der Nordsee verbilligte sich um 3,3 Prozent auf 96 Dollar je Barrel (159 Liter) und Kupfer um 2,6 Prozent auf 7661 Dollar je Tonne. 

LUFTHANSA IM SINKFLUG – GAZPROM MIT KURSSPRUNG

Abwärts ging es auch für die Aktien von Lufthansa, die sich um 0,6 Prozent verbilligten. Die Fluggesellschaft zog im Rennen um die Übernahme des italienischen Rivalen ITA überraschend den Kürzeren. Außerdem stimmten die Piloten der Lufthansa-Tochter Eurowings für einen Streik, sollte es bei den Tarifverhandlungen zu keiner Einigung kommen.

Gazprom verbuchte dagegen mit einem Plus von zeitweise mehr als 35 Prozent den größten Kurssprung der Firmengeschichte. Der staatliche russische Gaskonzern hatte dank sprudelnder Gewinne erstmals eine Zwischendividende angekündigt. Die westlichen Sanktionen im Energiebereich müssten als gescheitert betrachtet werden, sagte Anlagestratege Jürgen Molnar vom Brokerhaus RoboMarkets. „Nicht nur, dass das Unternehmen seine Waren einfach an jemand anderen verkauft, an den für Deutschland steigenden Preisen verdienen sich die Russen eine goldene Nase.“ 

Konjunktursorgen drücken Stimmung der Anleger

Quelle: Reuters

Titelfoto: Symbolfoto

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