München, 23. Feb – Der Zug- und Nutzfahrzeugzulieferer Knorr-Bremse stellt sich nach einem Gewinnrückgang im vergangenen Jahr auch für 2023 auf Gegenwind ein. Die Inflation werde deutlich zu spüren sein, sagte Finanzchef Frank Weber am Donnerstag bei der Vorstellung der Geschäftszahlen für 2022. Das Unternehmen sei zuletzt bei Preisverhandlungen erfolgreich gewesen, auch im Zuggeschäft, und arbeite auch daran, weiter höhere Preise durchsetzen zu können. Dennoch sagt das Unternehmen für das laufende Jahr eine Gewinnmarge von 10,5 bis zwölf Prozent voraus, nach 11,1 Prozent vor Jahresfrist.
Die Experten von JP Morgan sagten dazu, das werfe Fragen zur Qualität des Gewinns auf. „Das Fehlen von Erfolgen bei der Gewinnmarge trotz Preiserhöhungen düfte wohl enttäuschen“, schrieben auch die Experten von Jefferies. An der Börse legten die Aktien nach anfänglichen Verlusten dennoch zu und notierten 4,5 Prozent fester. Die Experten der DZ Bank verwiesen auf den starken Auftragseingang im vergangenen Jahr. „Mittelfristig sehen wir gute Chancen, dass Knorr-Bremse von der Wiedereröffnung in China profitiert.“
GEWINN 2022 GESUNKEN
2022 hatte das Unternehmen die Folgen des Kriegs in der Ukraine und die Corona-Lockdowns in China zu spüren bekommen. Der Betriebsgewinn sank 2022 auf 794,6 Millionen Euro von 908,1 Millionen Euro vor Jahresfrist. Inflationsbedingte Kosten seien durch ein internes Programm aufgefangen worden, nicht aber die Belastungen durch den Wegfall des russischen Marktes und der Schwäche in China. Der neue Vorstandschef Marc Llistosella sprach von einem „äußerst herausfordernden Jahr“. Der Barmittelzufluss sank um fast zwei Drittel auf 220 Millionen Euro. Neben steigenden Lagerbeständen spielten dabei „Verzögerungen bei Zahlungen von Kunden“ eine Rolle.
Die Nachfrage nach Bremsen für Nutzfahrzeuge und Züge entwickelt sich dagegen gut, vor allem in Europa und Nordamerika ziehen die Geschäfte an. Der Auftragseingang legte 2022 um 11,4 auf 8,1 Milliarden Euro zu und erreichte damit einen Rekordwert. Aufwärts ging es vor allem im Geschäft mit Bremsen für Lokomotiven oder Zugwaggons. Beim Umsatz kam dem Bremsenspezialist dagegen das anziehende Nutzfahrzeuggeschäft zugute. Die Erlöse stiegen um 6,6 Prozent auf 7,1 Milliarden Euro. Für das laufende Jahr sagte das Unternehmen einen Umsatzanstieg auf 7,3 bis 7,7 Milliarden Euro voraus.
Llistosella ist seit Anfang Januar im Amt. Er kündigte Zukäufe an; Knorr-Bremse werde dabei zielorientiert vorgehen. 2021 war Llistosellas Vorgänger Jan Mrosik mit der Übernahme des Scheinwerferspezialisten Hella gescheitert; Hella ging stattdessen an Faurecia. Llistosella sagte, Zukäufe müssten zum Unternehmen passen. Wachstumschancen sehe er dagegen vor allem bei digitalen Angeboten. „Wir wollen mit Daten Geld verdienen.“
Knorr-Bremse stellt sich auf Inflationsdruck ein
Quelle: Reuters
Symbolfoto: Bild von Marcin auf Pixabay
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