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Japans Währungshüter überdenken Niedrigzins-Mantra

Tokio, 14. Jan (Reuters) – Mit der baldigen Zinswende in den USA setzt in der seit Jahren auf eine ultra-lockere Linie fixierten japanischen Notenbank allmählich ein Umdenken ein. Intern wird bereits darüber diskutiert, wie früh man Signale für eine künftige Abkehr vom Niedrigzins-Mantra senden könnte, erfuhr Reuters von mit der Sache vertrauten Personen. Zwar dürfte ein Ende der Politik niedriger Zinsen dieses Jahr noch nicht anstehen.

Doch mehren sich Anzeichen, dass die Zentralbank angesichts der steigenden Inflation zumindest den Boden für eine Zinserhöhung bereiten könnte.

Bereits aufhorchen ließ die Bemerkung von Notenbankchef Haruhiko Kuroda, dass sich die unerwünscht niedrige Inflation angesichts von weltweit steigenden Rohstoffkosten dem Ziel der Notenbank von 2,0 Prozent annähern könnte.

Tatsächlich stellen sich die Verbraucher laut einem von der Regierung erstellten Stimmungsbarometer darauf ein, dass das Preisniveau binnen Jahresfrist mit 2,16 Prozent diesen Wert leicht übersteigen könnte. Eine solch hohe Inflationserwartung hat es in fast sieben Jahren nicht mehr gegeben.

Derzeit ist das Preisniveau in dem lange von einer konjunkturschädlichen Spirale aus fallenden Preisen und Investitionszurückhaltung gefangen gehaltenen Fernost-Land aber noch recht niedrig. Der landesweite Kern-Verbraucherpreisindex, der Kosten für frische Lebensmittel ausschließt, aber die Kraftstoffpreise umfasst, lag im November bei 0,5 Prozent. Für Dezember erwarten Experten 0,6 Prozent.

Japan

MEHR INFLATION ERWÜNSCHT

Damit ist das Land zwar noch sehr weit von dem Preisniveau entfernt, dass derzeit in den USA oder der Euro-Zone herrscht. Doch Kurodas Stellvertreter Masayoshi Amamiya erklärte unlängst, auch in Japan werde der in vielen Staaten stark gestiegene Preisdruck wohl schrittweise zunehmen. Der Grund sei, dass Unternehmen im Zuge des Aufschwungs wieder verstärkt in der Lage seien, höhere Kosten an die Verbraucher weiterzureichen.

Die Notenbank versucht seit neun Jahren, mit Niedrigzinsen und einer Geldschwemme für mehr Preisdruck zu sorgen. Sie könnte nun erste Früchte dieser Bemühungen ernten. „Erstmals seit längerem gibt es auch Aufwärts- und nicht nur Abwärtsrisiken beim Inflationsausblick“, sagte ein Insider.

Auf der am Dienstag anstehenden Zinssitzung dürften die Währungshüter demnach sowohl ihre Inflations- als auch ihren Wachstumsausblick nach oben anpassen. Zugleich wird intern darüber nachgedacht, ob man die geldpolitische Orientierungslinie künftig neu justieren könnte, noch bevor das Inflationsziel von zwei Prozent erreicht ist. Derzeit signalisieren die Währungshüter den Märkten, dass sie die Zinsen auch künftig auf dem aktuell niedrigen oder einem noch niedrigeren Niveau halten werden. Auf ihrer Dezember-Sitzung entschieden sie, das kurzfristige Zinsziel bei minus 0,1 Prozent zu halten und die Zielrendite für zehnjährige Staatsanleihen bei null Prozent.

Auch wenn die Notenbank letztlich auf eine Zinserhöhung zusteuern sollte, wird dieser Schritt wohl nicht mehr unter der Ägide von Kuroda kommen. Dessen Amtszeit läuft 2023 aus. Vizechef Amamiya gilt als ein heißer Anwärter auf die Nachfolge.

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