Tokio, 20. Okt – Japans Notenbank stemmt sich mit Notfall-Käufen gegen einen Ausverkauf am Anleihemarkt. Die anhaltende Talfahrt des Yen in Richtung eines 32-Jahres-Tiefs zum Dollar hatte Investoren dazu veranlasst, sich in Scharen von japanischen Staatsanleihen zu trennen. Dies trieb die Bondrenditen in immer neue Höhen.
Die Bank von Japan teilte nun am Donnerstag mit, sie erwerbe Staatstitel mit Laufzeiten zwischen fünf bis 25 Jahren im Volumen von umgerechnet rund 1,70 Milliarden Euro. Doch am Anleihemarkt sorgte die Ankündigung kaum für Beruhigung: Die Renditen der fünfjährigen und 20-jährigen Staatsanleihen legten weiter zu und markierten zeitweise das höchste Niveau seit 2015.
Anleiheexperten in Japan äußerten sich pessimistisch: „Der Aufwärtsdruck auf die Renditen ist so stark, dass der Kauf der Anleihen durch die Bank von Japan in dieser Höhe die Renditen nicht aufhalten wird“, sagte Masayuki Koguchi, Leiter der Abteilung Anleiheninvestment bei Mitsubishi UFJ Kokusai Asset Management. Die Nachfrage nach Bonds sei schwach, steigende Renditen belasteten die Portfolios der Investoren. „Der Markt steckt in einem Teufelskreis,“ merkte er an.
Die Bank von Japan steht mit ihrer Geldpolitik, die nach wie vor vor allem auf die Stützung der heimischen Konjunktur ausgerichtet ist, inzwischen abseits des weltweiten Trends. Denn rund um den Globus haben führende Notenbanken wie die Federal Reserve in den USA und die Europäische Zentralbank in Europa im Kampf gegen eine ausufernde Inflation eine straffe Zinspolitik eingeleitet.
Die sich dadurch ausweitende Zinsdifferenz zwischen den USA und Japan hat mit dazu geführt, dass die japanische Währung einem massiven Wertverfall ausgesetzt ist. Denn japanische Vermögenswerte werden dadurch für Investoren deutlich weniger attraktiv. Die aktuelle Yen-Schwäche ist auch ein Grund dafür, dass Japan zur Mitte des Fiskaljahres ein Handelsdefizit in Rekordhöhe von umgerechnet 74,5 Milliarden Euro angehäuft hat.
NOTENBANK HÄLT AN ULTRALOCKERER GELDPOLITIK FEST
Am Devisenmarkt rutschte die japanische Währung am Donnerstag weiter ab. Im Gegenzug verteuerte sich der Dollar zeitweise auf über 150 Yen. Das ist das tiefste Niveau seit 32 Jahren – ein Schwelle, die an der Börse als psychologisch wichtige Marke betrachtet wird. Auch ein historischer Eingriff am Devisenmarkt im September hatte der japanischen Währung keine große Atempause verschafft. „Der schwache Yen treibt die Preise in Japan nach oben, was ein weiterer Grund für den Ausverkauf bei Anleihen ist“, erläuterte Bond-Experte Koguchi.
Ein Kurswechsel der Bank von Japan ist bislang nicht zu erkennen. Die Währungshüter in der weltweit drittgrößten Volkswirtschaft hatten zuletzt wiederholt bekräftigt, an ihrer ultralockeren Geldpolitik festhalten zu wollen. Ins Feld führen sie dabei eine nach wie vor fragile Konjunktur, die anhaltend schwache heimische Nachfrage sowie eine Vielzahl von Risiken im Ausland. Japans Notenbank verfolgt eine Geldpolitik der Zinskurven-Steuerung. Dabei peilt sie Zielmarken von minus 0,1 Prozent für die kurzfristigen Zinsen und von null Prozent für die Rendite zehnjähriger Staatsanleihen an.
Japans Notenbank will mit Notfall-Käufen den Anleihemarkt stützen
Quelle: Reuters
Titelfoto: Symbolfoto
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