Berlin, 27. Dez (Reuters) – Trotz Entspannung rund bei der Energiekrise und bei den Lieferproblemen bleibt die Lage in vielen Branchen der deutschen Wirtschaft trübe. Wie aus einer am Dienstag veröffentlichten Umfrage des IW-Instituts hervorgeht, bewerten 39 von 49 Verbänden ihre wirtschaftliche Situation zum Jahreswechsel schlechter als vor einem Jahr. Denn ungeachtet staatlicher Hilfen in puncto Energiekrise habe sich die geopolitische Lage keineswegs entspannt. „Damit bleiben die globalen Produktions- und Zuliefernetzwerke unvermindert anfällig für Störungen.“ Das gelte besonders für die Energieversorgung im Winterhalbjahr 2023/2024. „Aufgrund der geopolitischen Lage, der weltweiten Energie- und Rohstoffprobleme und der dadurch hohen Inflation haben sich zudem die Aussichten für die Weltkonjunktur eingetrübt.“
Zudem gehe der Energiepreisschock trotz der vielfältigen fiskalpolitischen Maßnahmen am privaten Konsum in Deutschland nicht spurlos vorbei. Dieses insgesamt trübe Lagebild präge auch die Erwartungshaltung in den meisten Verbänden für das kommende Jahr. „Der breite Optimismus, der für das Jahr 2022 bestanden hat, ist in der aktuellen Befragung der Wirtschaftsverbände mit Blick auf 2023 verschwunden.“ Während vor einem Jahr keiner der vom Institut der deutschen Wirtschaft (IW) befragten Verbände einen Geschäftsrückgang für 2022 erwartete, sind es in der Befragung für nächstes Jahr 30 von 49 Verbänden. Dagegen sei Zahl der optimistischen Branchen von 39 auf 13 geschrumpft. Fünf Verbände gehen davon aus, das Vorjahresergebnis halten zu können.
Die Umfrage liefere eine vergleichsweise pessimistische Erwartungshaltung. Die Ergebnisse signalisierten keinen Investitionseinbruch in Deutschland, aber nur acht Verbände rechneten 2023 mit höheren Investitionen. Die deutlich eingetrübten Produktionserwartungen schlagen sich allerdings nicht so negativ in den Beschäftigungsplänen nieder. Nur 16 Verbände gehen von weniger Mitarbeitenden in ihren Wirtschaftsbereichen aus. In 23 Verbänden werde mit einer stabilen Beschäftigungslage gerechnet und in neun Branchen – etwa Luft-/Raumfahrt, Gastgewerbe und Tourismus – entstünden neue Jobs. „Die erkennbare Stabilität am deutschen Arbeitsmarkt wirkt als ein wichtiger konjunktureller Anker.“ Damit blieben die Einkommenserwartungen der privaten Haushalte von Zuversicht geprägt, betonen die Ökonominnen und Ökonomen vom IW. Das stabilisiere trotz der hohen Inflation den privaten Konsum.
IW-Institut – Deutsche Branchenverbände skeptisch für 2023
Quelle: Reuters
Symbolfoto: Bild von Achim Scholty auf Pixabay
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