Dubai, 22. Okt (Reuters) – Im schiitisch geprägten Iran haben die Revolutionsgarden am Samstag einen sunnitischen Geistlichen für Kritik an der Staatsführung scharf verwarnt. Der führende Geistliche der Provinz Sahedan, Molawi Abdel Hamid, hatte dem obersten geistlichen Führer Ajatollah Ali Chamenei und weiteren Repräsentanten des Staates die Verantwortung für den Tod Dutzender Menschen bei Protesten zugewiesen.
„Herr Abdel Hamid, junge Menschen gegen die heilige Islamische Republik Iran aufzuwiegeln und aufzuhetzen kann Sie teuer zu stehen kommen“, erklärten die Revolutionsgarden auf ihrer Internetseite. „Das ist die letzte Warnung!“. Die Revolutionsgarden sind die Elitetruppe der iranischen Führung, die seit Wochen gewaltsam gegen eine landesweite Protestwelle vorgeht.
Begonnen hatten die Proteste nach dem Tod der 22-jährigen Kurdin Mahsa Amini. Sie war am 13. September in Teheran von der Sittenpolizei festgenommen worden, weil sie gegen die Regeln zum Tragen eines Kopftuchs verstoßen haben soll. Drei Tage später starb sie. Bei den Demonstrationen sollen mehr als 200 Menschen ums Leben gekommen sein.
Auch in Sahedan, der Hauptstadt der Provinz Sistan-Belutschistan im Südosten des Landes, war es zu gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen Protestierenden und Sicherheitskräften gekommen. In der Provinz lebt die ethnische Minderheit der Belutschen, die der islamischen Glaubensrichtung der Sunniten angehören.
Abdel Hamid sprach in seiner im Internet veröffentlichten Predigt vom Freitag von rund 90 Toten bei Zusammenstößen am 30. September, „manche sagen mehr, manche sagen weniger“. Chamenei und weitere Repräsentanten des Staates müssten sich dafür „vor Gott verantworten“. Die Revolutionsgarden hatten von sechs getöteten Mitgliedern der Sicherheitskräfte gesprochen, darunter fünf Angehörige der Garden. Behörden hatten eine militante Belutschen-Gruppe verantwortlich gemacht.
Iran verwarnt sunnitischen Prediger für Kritik
Quelle: Reuters
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