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Inzidenzen und R-Wert – Was leitet die Politik in der Omikron-Welle?

23. Jan (Reuters) – In den bisher vier Pandemiewellen haben Bund und Länder ihre Corona-Politik an wechselnden Kennzahlen festgemacht. Ziel war, eine Überlastung des Gesundheitswesens zu vermeiden. In der nun mit Wucht auf Deutschland treffenden Welle der Infektionen mit der Omikron-Virus-Variante wird erneut diskutiert, was die Richtschnur sein sollte. Das liegt vor allem an der schwierigen Einschätzung, wie gefährlich diese hochansteckende Virus-Variante ist, die zugleich im Schnitt weniger schwere Krankheitsverläufe auslöst als andere Varianten. Dies erfordert eine neue Abwägung. Es folgt eine Übersicht wichtiger Indikatoren:

SIEBEN-TAGE-INZIDENZ UND TÄGLICHE FALLZAHLEN

Der Blick auf die täglichen Zahlen des Robert-Koch-Instituts dominiert seit Jahren die Wahrnehmung. Täglich werden neue Rekorde der Sieben-Tage-Inzidenz gemeldet, die angibt, wie viele von 100.000 Einwohnern sich in einer Woche anstecken. Auch die absoluten Neuinfektionszahlen schnellen auf Höchstwerte weit über 100.000. Dennoch bringt dies Bund und Länder nicht zu einer weiteren Verschärfung der erst Anfang Januar verschärften Corona-Maßnahmen etwa mit den 2G-plus-Regeln. Auch die Prognose von Gesundheitsminister Karl Lauterbach, dass es Mitte Februar auch mehr als 600.000 Neuinfektionen pro Tag geben könnte, hat daran bisher nichts geändert. Grund ist der erwähnte mildere Verlauf der Krankheit vor allem bei Jüngeren.

BOOSTER-IMPFUNGEN UND IMPFQUOTE

Im Zusammenhang damit steht die Impfkampagne. Kanzler Olaf Scholz bekräftigte am Freitag, dass die Bundesregierung darin den Schlüssel sieht, eine Überforderung des Gesundheitssystems abzuwenden. Je mehr Menschen sich impfen lassen und Auffrischungsimpfungen bekommen, desto geringer ist die Gefahr schwerer Krankheitsverläufe, die im Krankenhaus behandelt werden müssen. Allerdings hinkt die Impfkampagne weit hinter den Zielen der Regierung hinterher. Vollständig geimpft sind 73,3 Prozent der Bevölkerung, eine Booster-Impfung haben 50,1 Prozent bekommen. Die tägliche Impfzahlen betragen nicht einmal die Hälfte des von der Regierung gesteckten Ziels von einer Million. Und der Expertenrat der Regierung warnt, dass die Omikron-Welle vor allem bei den nicht geimpften Menschen über 50 Jahren zuschlagen könnte, vor allem in Ostdeutschland.

Omikron

HOSPITALISIERUNGS-INZIDENZ

Noch unter der alten Regierung wollte man wegkommen vom reinen Blick auf die Zahl der Neuinfektionen. Deshalb legte man mehr Wert auf die sogenannte Hospitalisierung-Inzidenz, die angibt, wie viele Menschen pro 100.000 Einwohner in einer Woche ins Krankenhaus eingewiesen werden. Diese Zahl liegt mit 3,77 Prozent am Freitag weit unter dem Höchstwert von mehr als 15 an Weihnachten 2020. Allerdings hat der Expertenrat der Bundesregierung die Politik jetzt vor falschen Schlüssen gewarnt. Denn Omikron wird so viele Menschen anstecken, dass auch eine geringere Hospitalisierungsrate dazu führen wird, dass sehr viele Menschen ins Krankenhaus müssen. Der Wert darf laut Expertenrat maximal rund ein Zehntel der Inzidenz früherer Wellen betragen, um eine Überlastung der Krankenhäuser zu vermeiden. Tatsächlich aber liegt er derzeit bei einem Viertel des damaligen Höchstwerts. Die Experten warnen die Regierungen von Bund und Länder deshalb, dass die Krankenhäuser die steigende Patientenzahl nicht mehr bewältigen könnten.

ZAHL DER INTENSIVPATIENTEN

Seit Wochen meldet die Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) erfreulicherweise sinkende Zahlen der Corona-Intensivpatienten in Krankenhäusern. Am Samstag lag die Zahl bei 2371 nach 4918 am 7. Dezember. Aber Experten warnen, dass sich in Ländern mit frühen Omikron-Wellen zeigt, dass zeitverzögert auch die Intensivstationen wieder voller werden. Denn ein gewisser Anteil der Infizierten hat sehr schwere Verläufe auch bei Omikron. Und je mehr Menschen infiziert werden, desto höher ist die absolute Zahl der Patienten. Dazu kommt, dass wegen Personalmangels weniger Intensivbetten als im vergangenen Winter zur Verfügung stehen.

R-WERT

Über die Jahren ist der R- oder Reproduktions-Wert ein wichtiger Indikator im Zusammenspiel mit anderen. Liegt er über eins, bedeutet dies, dass sich eine Pandemie beschleunigt, weil dann ein Infizierter im Schnitt mehr als eine andere Person ansteckt. Liegt er unter eins, besteht die Chance, dass sich die Ausbreitung eines Virus verlangsamt. Das RKI gab den Wert am Sonntag mit 1,24 an.

Inzidenzen und R-Wert – Was leitet die Politik in der Omikron-Welle?

Copyright: (c) Copyright Thomson Reuters 2022

Titelfoto und Foto: Symbolfoto

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