Investitionschancen im Gesundheitssektor
Die wachsende Gefahr von Infektionskrankheiten wie Affenpocken und Grippe rückt den Gesundheitssektor immer stärker in den Fokus der Investoren. Vor allem Unternehmen aus den Bereichen Impfstoffentwicklung, Diagnostik sowie Telemedizin erfahren steigendes Interesse. Impfstoffhersteller forschen intensiv an neuen Schutzmaßnahmen, während die Nachfrage nach Früherkennungstests Diagnostikunternehmen einen Aufschwung beschert. Gleichzeitig gewinnen digitale Gesundheitsdienste an Akzeptanz, da immer mehr Menschen auf Telemedizin und Online-Beratung setzen. Für Investoren bieten sich kurzfristige Chancen insbesondere bei Firmen, die sich auf die Entwicklung von Impfstoffen und Tests konzentrieren. Langfristig hingegen könnten breit aufgestellte Gesundheits-ETFs eine stabile Anlageoption darstellen.
Durch den jüngsten Anstieg von Infektionskrankheiten wächst das Interesse am Gesundheitssektor spürbar. Führende Impfstoffhersteller wie Moderna und Pfizer, die während der COVID-19-Pandemie große Erfolge verzeichneten, erleben erneut eine erhöhte Nachfrage. Moderna forscht aktuell an Impfstoffen gegen Affenpocken und Grippe, was zur erwarteten Wachstumsrate von 7,1 Prozent des Marktes für Infektionstherapeutika bis 2030 beiträgt.
Der dänische Hersteller Bavarian Nordic, der den einzigen zugelassenen Affenpocken-Impfstoff anbietet, konnte in diesem Jahr bereits einen Kurszuwachs von 50 Prozent verzeichnen. Doch nicht nur die Impfstoffbranche rückt in den Fokus: Diagnostikunternehmen wie Thermo Fisher Scientific und Quidel profitieren ebenfalls von der gestiegenen Nachfrage nach Tests. So meldete Thermo Fisher einen Umsatzanstieg von acht Prozent im letzten Quartal, ausgelöst durch vermehrte Tests auf Affenpocken und Grippe.
Auch Abbott Laboratories, bekannt für seine BinaxNOW-Testkits, profitiert vom wachsenden Bedarf an schneller Diagnostik. Im Bereich der digitalen Gesundheit und Telemedizin gewinnen Anbieter wie Teladoc und American Well zunehmend an Bedeutung. Investoren reagieren auf diese Entwicklungen. In den letzten zwei Monaten stiegen die Kapitalzuflüsse in gesundheitsbezogene ETFs, wie den Health Care Select Sector SPDR Fund, um 1,2 Milliarden Dollar an.
Gesundheitssektor bietet nicht nur technologische Fortschritte
Die zunehmenden Investitionen von Regierungen und Gesundheitsbehörden in die Pandemievorsorge schaffen erhebliche Chancen für Unternehmen im Gesundheitsbereich. Unternehmen, die Impfstoffe, Diagnosetests und antivirale Medikamente anbieten, profitieren von laufenden staatlichen Verträgen, Lagerhaltung sowie globalen Impfkampagnen. Dies eröffnet langfristiges Wachstumspotenzial für Firmen wie Moderna, Pfizer und Thermo Fisher Scientific. Neue Infektionskrankheiten, wie Affenpocken oder das kürzlich in den Nachrichten erwähnte Marburg-Virus, bieten zudem spezialisieren Biotech-Unternehmen, etwa Bavarian Nordic, zusätzliche Marktchancen – ein Faktor, der bereits den Aktienkurs des Unternehmens positiv beeinflusst hat.
Auch Firmen wie Gilead Sciences und Merck könnten von der wachsenden Nachfrage nach antiviralen Medikamenten profitieren. Fortschritte in der Technologie, insbesondere in der mRNA-Technologie und bei digitalen Gesundheitsplattformen, schaffen weitere Wachstumsfelder. Dies gilt besonders für Telemedizin-Anbieter wie Teladoc Health. Gleichzeitig hat das gestiegene Bewusstsein für präventive Gesundheitsmaßnahmen zu einer höheren Nachfrage nach Impfungen, Diagnosetests und Telemedizin-Diensten geführt. Daher stehen Unternehmen wie Abbott Laboratories und QuidelOrtho vor vielversprechenden Zukunftsaussichten.
Risiken: Rohstoffbeschaffung und Impfnachfrage
Allerdings sind auch Risiken zu beachten: Regulatorische Unsicherheiten können die finanzielle Performance beeinflussen, da Medikamentenzulassungen oder unerwartete Nebenwirkungen zu Verzögerungen führen können. Hersteller könnten darunter leiden, wenn ihre Impfstoffe die strengen behördlichen Auflagen nicht erfüllen. Zudem herrscht ein zunehmender Preisdruck durch globale Bemühungen, medizinische Behandlungen erschwinglicher zu gestalten, was die Gewinnspannen der Unternehmen verringern könnte. Lieferkettenprobleme stellen ein weiteres Risiko dar, da Schwierigkeiten bei der Rohstoffbeschaffung die Produktion beeinträchtigen können.
Die Abhängigkeit von staatlichen Aufträgen schafft zusätzliche Unsicherheiten, insbesondere wenn sich politische Prioritäten verändern. Auch die öffentliche Meinung spielt eine entscheidende Rolle: Skepsis gegenüber Impfungen kann die Nachfrage reduzieren und zu Kursschwankungen führen. Investoren sollten diese Risiken bei ihren Entscheidungen im Gesundheitssektor sorgfältig abwägen.
Innovationen als Wachstumstreiber
Innovationen in der Diagnostik und Impfstoffentwicklung spielen eine zentrale Rolle für den finanziellen Erfolg von Gesundheitsunternehmen. Moderne mRNA-Technologien, wie sie von Firmen wie Moderna und BioNTech eingesetzt werden, ermöglichen einen schnellen Eintritt in den Markt und haben sich als äußerst profitabel erwiesen. Ein Beispiel hierfür ist der Umsatz von Moderna, der von 800 Millionen US-Dollar im Jahr 2020 auf über 18 Milliarden US-Dollar im Jahr 2021 anstieg. Fortschritte in der Diagnostik, wie beispielsweise Point-of-Care-Tests, ermöglichen es Unternehmen wie Thermo Fisher und Abbott Laboratories, flexibel und zeitnah auf die Marktnachfrage zu reagieren.
Auch der Einsatz neuer Technologien verschafft Unternehmen erhebliche Wettbewerbsvorteile. Roche etwa hat sich durch kontinuierliche Investitionen in Forschung und Entwicklung seine führende Position im globalen Diagnostikmarkt gesichert. Strategische Partnerschaften und Übernahmen, wie die Zusammenarbeit zwischen Pfizer und BioNTech, stärken zusätzlich den Marktwert der beteiligten Unternehmen. Zudem eröffnet die regulatorische Unterstützung, beispielsweise in Form beschleunigter Zulassungsverfahren, weitere Wachstumschancen. Innovation sorgt auch für langfristig wiederkehrende Einnahmen, etwa durch Auffrischungsimpfungen und die anhaltende Nachfrage nach Diagnosetests.
BIld: Freedom Finance Hans Selleslagh
Autor Hans Selleslagh von Freedom24
Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder.