Donnerstag, Dezember 26, 2024
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Interview: Versicherungskammer Bayern glaubt nicht an Fusionen

München, 14. Apr – Der größte öffentlich-rechtliche Versicherer in Deutschland sieht derzeit kaum Chancen für weitere Fusionen in der Branche. „Konsolidierung ist etwas Gutes, wenn sie schlagkräftiger macht und zusätzliche Geschäftspotenziale erschließt. Wir als Management sind auch bereit dazu“, sagte der Vorstandschef der Versicherungskammer Bayern (VKB), Frank Walthes, der Nachrichtenagentur Reuters. „Aber der entscheidende Impuls muss von den Eigentümern kommen.

Und die verschiedenen Eigentümer der öffentlichen Versicherer sind schwer unter einen Hut zu bekommen.“ An der VKB sind drei Sparkassenverbände und 89 Sparkassen beteiligt, an anderen der neun regionalen Versicherer der Sparkassen-Gruppe sind Landesbanken, Landschaftsverbände und andere Körperschaften beteiligt.

Gemeinsam wären sie die Nummer zwei unter den Versicherern in Deutschland hinter Marktführer Allianz. Die in Bayern, Rheinland-Pfalz, dem Saarland, Berlin und Brandenburg vertretene VKB allein ist die Nummer sieben. Regional würde die Stuttgarter SV Versicherung am besten zu ihr passen, deren Geschäftsgebiet an ihres angrenzt.

Im abgelaufenen Jahr hat die VKB laut Walthes mit einem um 54 Prozent auf 471 Millionen Euro verbesserten Vorsteuergewinn deutlich mehr verdient als erwartet. Das sei auch das Niveau, das man mittelfristig erwarten könne, sagte Finanzchef Andreas Kolb. „Die Rahmenbedingungen haben sich anders entwickelt als gedacht“, erklärte Walthes mit Verweis auf die Zinswende, eine geringere Zahl von Naturkatastrophen und ein mit drei Prozent unerwartet starkes Wachstum der Beiträge im laufenden Geschäft. „Auch deshalb haben wir Zukunftsinvestitionen vorgezogen“, etwa in die IT.

FINANZVORSTAND: INFLATION VIELFACH ÜBERZEICHNET

Der Gewinnzuwachs speise sich vor allem aus dem operativen Ergebnis in der Sach-Sparte. Hier verbesserte sich die Schaden-Kosten-Quote gegen den Branchentrend deutlich auf 91,7 (2021: 98,7) Prozent. Andere große Versicherer litten unter steigenden und teureren Schäden in der Kfz-Versicherung und schrieben dort zum Teil sogar rote Zahlen. „In der Kraftfahrtversicherung gehen wir selektiver vor als viele Konkurrenten“, sagte Walthes. Daher sei das Geschäft auch profitabler.

„Unser Wachstum kommt primär aus anderen Bereichen.“ Finanzvorstand Kolb hält die Inflation, mit der viele Versicherer höhere Prämien begründen, „teilweise für überzeichnet“. Kolb: „Auch wir passen die Prämien in der Kfz-Versicherung an. Aber wir haben keinen überproportionalen Anpassungsbedarf – und wir differenzieren stärker.“ In diesem Jahr werden in der Branche Preiserhöhungen um durchschnittlich zehn Prozent erwartet.

Während die VKB in der Schaden- und Unfall-Sparte um 3,7 Prozent wuchs, schrumpften die gebuchten Beitragseinnahmen im vergangenen Jahr konzernweit um vier Prozent auf 8,9 Milliarden Euro. Das lag am Geschäft mit Lebensversicherungen gegen Einmalbeitrag, die den Kunden bei steigenden Marktzinsen weniger lukrativ schienen. „In unsicheren Zeiten wie diesen wollen sich die Kunden nicht mehr so lange binden, wie das vernünftig wäre“, sagte Walthes. In der Lebensversicherung brachen die Beiträge daher um 16 Prozent ein.

Interview: Versicherungskammer Bayern glaubt nicht an Fusionen

Quelle: Reuters

Symbolfoto: Bild von jonasschloegljs auf Pixabay

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