Donnerstag, November 21, 2024
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Interview mit InsurTech „Sophia“

Stell Dich doch bitte kurz unseren Lesern vor!

Hi, ich heiße Sebastian Peischl, lebe im wunderschönen Graz und bin Co-Founder des österreichischen InsurTech „Sophia“. In meiner Freizeit bin ich in den Bergen beim Mountainbiken, am Squash- oder Badminton-Platz oder auf der Skipiste anzutreffen. Bereits zu meiner Schul- und Studienzeit haben mich Jungunternehmen fasziniert und nach meiner ersten beruflichen Erfahrung bei zwei steirischen Start-ups habe ich, gemeinsam mit meiner Mitgründerin Petra Fröschl-Zückert und meinem Mitgründer Karl Haas, Sophia ins Leben gerufen. 

Dass ich einmal in der Versicherungsbranche lande, hätte ich mir nicht gedacht: Versicherungen waren für mich immer ein langweiliges und kompliziertes Thema – beschäftigen wollte ich mich damit nicht. Daraus entstand aber meine Motivation, ein Produkt zu entwickeln, das anderen den „Pain-Point Versicherung“ abnimmt. So entstand Sophia, getreu dem Motto “Sophia kümmert sich um deine Versicherungssituation, damit du es nicht musst.”

Warum habt Ihr Euch entschieden Sophia zu gründen?

Ganz simpel: Persönlicher Ärger über die Versicherungsbranche. Karl und ich waren Kollegen in einem Start-up und begannen uns darüber auszutauschen, wie unzufrieden wir mit dem Status quo der Versicherungsbranche sind. Im Rahmen dieser Gespräche lernten wir auch Petra kennen. Sie ist seit über 20 Jahren Versicherungsmaklerin und konnte unseren Ärger nur zu gut verstehen: Undurchsichtige Verträge, sperrige Abwicklungen, die Jagd nach Provisionen, einheitliche Angebote für individuelle Bedürfnisse, schlechte Digitalisierung, orts- und zeitgebundene Beratung usw. – die Versicherungsbranche war noch nicht im 21. Jahrhundert angekommen, obwohl Kunden sich nach einer bedürfniszentrierten Lösung gesehnt haben, wie sie es zum Beispiel von Amazon kennen.

Schlussendlich stellten wir uns die Frage: “Was würde die perfekte Versicherungsmaklerin leisten, wenn sie nur mich als Kunde zu betreuen hätte?”. Die Antworten bildeten das Fundament für Sophia.

Welche Vision steckt hinter Sophia?

Auf Versicherungen hat niemand Bock. Keiner möchte daran denken oder sich damit beschäftigen. Trotzdem sind sie wichtig, um finanziell gut geschützt zu sein. Mit Sophia möchten wir deine helfende Hand im Bereich Versicherungen werden. Sie ist deine persönliche Versicherungsmaklerin. Du hast ein Problem, benötigst eine neue Versicherung, möchtest deine bestehenden Versicherungen checken lassen, hast einen Schadensfall? Sophia ist für dich da. Sie nimmt dir dieses unübersichtliche Thema ab, denn sie hat nur ein Ziel – dich bestmöglich zu versichern. Und zwar so, wie es zu deiner aktuellen Lebenssituation passt. Damit hast du mehr Zeit für die lustigen Dinge im Leben.

Interview mit Insurtech Sophia
Sophia Team, Copyright: Harald Tauderer

Von der Idee bis zum Start, was waren bis jetzt die größten Herausforderungen und wie habt ihr Euch finanziert?

Anfangs war es eine sehr steile Lernkurve. Versicherung ist ein komplexes und breit gefächertes Thema. Karl und ich sind Softwareentwickler und Petra musste uns in kurzer Zeit vieles über diese Branche beibringen. Bei der Entwicklung unseres ersten Prototyps hatten wir Momente, wo wir einen Schritt nach vorne gingen und zwei zurück. Aber das gehört dazu und von Fehlern lernt man am meisten. 

Nach dem Public Release von Sophia im Juni 2021 war die größte Herausforderung, Sophia als Brand und als Produkt attraktiv an unsere Zielgruppe zu vermarkten. Für die breite Masse sind Versicherungen unsexy und sie springen gleich ab, wenn sie das Wort nur hören. Auch hier haben wir unseren Weg gefunden. Wenn es einmal nicht so funktioniert, wie man es sich vorstellt, darf man nie vergessen: Es ist ein Marathon und kein Sprint.

Derzeit finanzieren wir uns selbst mit der tollen Unterstützung von österreichischen Fördergesellschaften wie der Österreichische Forschungsförderungsgesellschaft (FFG), dem Austria Wirtschaftsservice (AWS) oder der Steirischen Wirtschaftsförderungsgesellschaft (SFG). Um unser weiteres Wachstum in den nächsten Jahren zu stemmen, sind wir auch gerade auf der Suche nach weiteren Geldgebern.

Wer ist Eure Zielgruppe?

Mit Sophia sprechen wir eine junge Zielgruppe (<40 Jahre) an, die sich in der digitalen Welt zurechtfindet. Wir möchten unsere Kunden in möglichst frühen Lebensphasen erreichen, die Wichtigkeit und Notwendigkeit von Versicherungen aufzeigen und sie gemeinsam durch all ihre wichtigen Lebensabschnitte begleiten. Denn unser Leben ist geprägt von Veränderung und Sophia unterstützt dich mit der richtigen Versicherung – every step along the way. 

Wie funktioniert Sophia? Wo liegen die Vorteile?

Wir verfolgen den Ansatz, dass nicht die Versicherungen im Mittelpunkt stehen, sondern unsere Kunde und deren Lieblinge (Partner*in, Kinder, Haustiere, KFZ, Wohnung etc.). Diese sind unterschiedlichen Risiken ausgesetzt, vor denen man sich, je nach individueller Lebenssituation, schützen sollte. Versicherungen sind eine Notwendigkeit, sich gegen finanzielle Folge abzusichern – ein Mittel zum Zweck. Wir zeigen unseren Kunden wie sie sich selbst und ihr nahes Umfeld schützen können und welche Versicherung die passende Absicherung liefert. 

Mit Sophia behalten unsere User ihre Versicherungen im Überblick, können ihren tatsächlichen Versicherungsbedarf analysieren lassen, werden an Kündigungsfristen erinnert, erhalten individuelle Empfehlungen zum Optimieren ihrer Verträge, können neue Versicherungen abschließen und behalten die Versicherungssituationen immer im Blick. 

Sophia funktioniert ganz ohne Maklervollmacht, einfach kostenlos registrieren und loslegen – no strings attached. Die App ist im österreichischen Apple App Store, Google Play Store oder als Web-App verfügbar.

Welchen klassischen Prozess macht ihr smart und wie?

Die klassische Versicherungsberatung. Wir erfassen die individuelle Lebens- und Risikosituation der Kunden und berechnet daraus einen tatsächlichen Versicherungsbedarf. Diesen stellen wir mit den bestehenden Versicherungsverträgen gegenüber und zeigen dem User eine mögliche Unter- oder Überversicherung auf. Auf Basis dieser Gegenüberstellungen sprechen wir dann Versicherungsempfehlungen aus, die die Versicherungssituation verbessern.

Weiters sind wir gerade bei der Implementierung eines eigenen Versicherungsvergleichsrechners, der Versicherungssparten übergreifend den idealen (bewertet auf Preis und Leistung) Versicherungsmix für die individuelle Lebenssituation berechnet. Hierfür experimentieren wir auch mit künstlicher Intelligenz und möchten herausfinden, wie diese Technologie auch in der Versicherungsberatung Platz finden kann. Damit möchten wir die Frage “Wie kann ich mich und meine Liebsten mit einem preiswerten Budget bestmöglich gegen Gefahren absichern?” klären und Sophia für die Versicherungsberatung der Zukunft fit machen.

Wo seht ihr Euch in 5 Jahren?

Derzeit ist Sophia nur in Österreich verfügbar. Der Markteintritt in weitere Länder, wie Deutschland oder der Schweiz, steht in den kommenden fünf Jahre auf jeden Fall auf der Agenda. Zuvor möchten wir uns mit Sophia in Österreich als Ansprechpartnerin Nummer Eins zum Thema Versicherungen etablieren. 

Auch eine Änderung am Geschäftsmodell ist angedacht: Um noch unabhängiger und transparenter auftreten zu können, werden wir Verträge ohne Provision verkaufen. So sind Versicherungen für Kunden um einiges günstiger. Unserer Service wird dann über ein monatliches Entgelt vergütet: Versicherungsvermittlung à la Netflix. 

In den nächsten Jahren möchten wir auch eigene Versicherungsprodukte entwickeln, die zu den Bedürfnissen unserer Zielgruppe genau passen: Stichwort Baukasten-Versicherung. Hierzu möchten wir entweder mit einem Versicherer kooperieren oder selbst eine Versicherung gründen.

Mit Sophia holen wir das Thema Versicherungen aus seinem verstaubten Dasein und gestalten den Umgang für die Endkunden erträglicher.

Wie verändert sich die Versicherungsbranche in den kommenden Monaten?

Die Versicherungsbranche ist leider etwas träge und in den kommenden Monaten werden wir uns nicht viel erwarten dürfen. 

Wenn wir aber weiter in die Zukunft blicken, wird sich einiges ändern: Der Kunde wird mehr in den Fokus gerückt. Versicherungsprodukte werden flexibler und passen besser zu den Kundenbedürfnissen. Die Versicherungsberatung und der Vertrieb werden online abgewickelt. Einfache Produkte werden ohne menschliche Beratung auskommen, bei komplexeren Produkten wird der Kunde frei entscheiden können, wie eine Beratung wünscht ist: analog, digital oder hybrid. 

Auch Versicherungsprodukte können schneller abgeschlossen werden: Du stehst am Fuße eines Berges – mit einem Klick hast du die passende Versicherung für die nächsten Stunden abgeschlossen, die zu deinem abenteuerlichen Vorhaben passt.

Welche Events sollte man 2022 nicht verpassen?

Um auf dem neuesten Stand zu bleiben, was in der Versicherungsbranche passiert und welche Trends und Innovationen uns erwarten, empfehle ich „The Magic of Innovation – Insurance Innovation Day“ in unser Hauptstadt Wien und „IFA – Insurance Forum Austria“ in Stegersbach. 

Für Gründer ist es auch wichtig, sich mit Gleichgesinnten auszutauschen. Startup-Events gibt es in Österreich in jeder großen Stadt. Mein Favorit sind die Events vom IdeenTriebwerk Graz. 

Interview mit InsureTech „Sophia“

Wir bedanken uns bei Sebastian Peischl für das Interview.

Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder.

Foto: HARALD TAUDERER PHOTOGRAPHY

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