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Interview: Hensoldt erwartet Milliardenaufträge der Bundeswehr

München, 23. Feb – Der Rüstungselektronik-Hersteller Hensoldt erwartet Milliardenaufträge aus dem großen Beschaffungsprogramm für die Bundeswehr. „Das 100-Milliarden-Programm und das Zwei-Prozent-Ziel der Nato werden uns auch mittelfristig Rückenwind geben“, sagte Finanzvorstand Christian Ladurner der Nachrichtenagentur Reuters. „Allein aus dem Sondervermögen rechnen wir in den nächsten vier Jahren mit einem Auftragsvolumen im hohen einstelligen Milliardenbereich. Die Programme sind ja ausdefiniert, und wir kennen unseren Wertschöpfungsanteil.“ Bis sich das aber nach und nach im Umsatz des Herstellers von Radar und Sensorik für Flugzeuge, Schiffe und Panzer niederschlage, könne es drei bis fünf Jahre dauern, bei großen Projekten auch sieben, sagte er.

Im abgelaufenen Jahr traf das Unternehmen aus Taufkirchen bei München die eigenen Prognosen punktgenau. Der Umsatz stieg um 16 Prozent auf 1,71 Milliarden Euro, das bereinigte operative Ergebnis (Ebitda) kletterte auf 292 (2021: 261) Millionen Euro, wie Hensoldt am Donnerstag mitteilte. In Aussicht gestellt hatte der Vorstand zuletzt 285 bis 300 Millionen Ebitda. Neue Aufträge über fast zwei Milliarden Euro ließen den Auftragsbestand auf 5,37 (5,09) Milliarden Euro anschwellen. Die Dividende soll auf 30 von 25 Cent je Aktie steigen. „Wir rechnen in diesem Jahr mit einem Umsatzwachstum von sieben bis zehn Prozent – je nachdem, wie schnell die erwarteten Bundeswehr-Aufträge kommen“, sagte Ladurner. In den Folgejahren werde das Wachstum bei zehn Prozent liegen. 

Bisher sei von den 100 Milliarden nichts angekommen. „Aber wir sehen, dass in die Abwicklung von Aufträgen eine neue Dynamik gekommen ist“, sagte der Finanzvorstand. Auch Hensoldt wolle schneller lieferfähig sein. „Bei Produkten wie dem TRML-4D-Radar gehen wir inzwischen in Vorleistung und bauen praktisch eine Serienproduktion auf.“ 30 dieser Radare für das Iris-T-Luftverteidigungssystem, die auch in der Ukraine zum Einsatz kommen, habe man auf Vorrat produziert.

Im deutschen Leopard-2-Panzer ist Hensoldt mit der Optronik vertreten. „Der Leopard 2 erfährt ja gerade eine Wiedergeburt. Ich rechne damit, dass das kurzfristig zu Aufträgen führen wird“, sagte Ladurner. Die Bundeswehr müsse auch Ersatz für die an die Ukraine abgegebenen Panzer beschaffen, Norwegen habe erst vor kurzem neue Leopard 2 bestellt. Insgesamt werde der Auftragseingang von Hensoldt in diesem Jahr beim 1,1- bis 1,2-fachen des Umsatzes liegen.

Seit dem Börsengang vor zweieinhalb Jahren hat sich die aus einer Airbus-Sparte hervorgegangene Hensoldt deutlich entschuldet. 2022 sank die Nettoverschuldung um gut ein Fünftel auf 336 Millionen Euro. Das gebe Hensoldt finanzielle Spielräume für Zukäufe, sagte der Finanzchef. „Wir halten eine Konsolidierung der europäischen Rüstungsindustrie für notwendig. Da kommen wir mittelfristig nicht umhin. Und wir sehen uns dabei nicht als ein Unternehmen, das geschluckt wird.“ Die Manager aus der Branche wären auch bereit dazu, aber es brauche auch den Willen der Regierenden, sagte Ladurner. Hensoldt hat Aktionäre aus beiden Lagern: Der Bund hält ebenso 25 Prozent der Anteile wie der teilstaatliche italienische Rüstungskonzern Leonardo.

Interview: Hensoldt erwartet Milliardenaufträge der Bundeswehr

Quelle: Reuters

Symbolfoto: Bild von Michael Kauer auf Pixabay

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