Donnerstag, Dezember 19, 2024
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Interview: Drägerwerk beklagt zunehmende Unfreiheit in China

Hamburg, 10. Mrz – Der Lübecker Medizin- und Sicherheitstechnikhersteller Drägerwerk klagt darüber, dass sich die Geschäftsbedingungen in China zusehends verschlechtern. „Das Geschäft in China wird zunehmend schwieriger. Es ist absehbar, dass die Freiheiten immer weiter eingeschränkt werden“, sagte Vorstandschef Stefan Dräger in einem am Freitag veröffentlichten Interview der Nachrichtenagentur Reuters. Die chinesische Regierung betrachte offenbar auch die Medizintechnik als strategischen Wirtschaftszweig. „Es gibt viele Hürden, viele davon sind gar nicht offiziell.“ Beispielsweise hätten Firmen, die sich wegen des Krieges in der Ukraine aus Russland zurückgezogen haben, in China große Schwierigkeiten bekommen. 

Dräger beschrieb dies als Teil eines willkürlichen Gebarens chinesischer Behörden. „Die Vorgaben waren nicht schriftlich zu bekommen. Die Behörden schaffen es, das so hinzubiegen, dass man das nicht nachweisen kann.“ Die Zulassung neuer Produkte ziehe sich lange hin. Das habe schon dazu geführt, dass Unternehmen lieber auf eine Zulassung verzichteten, als die langwierigen Prozesse zu durchlaufen. 

Die Konsequenz sei, dass Dräger perspektivisch in China weniger investieren werde. Die Direktinvestitionen deutscher Firmen seien zwar gestiegen, aber das beschränke sich auf weniger als zehn große Unternehmen. „Alle Mittelständler sind dabei, sich aus China zurückzuziehen“, sagte Dräger, der das börsennotierte Familienunternehmen aus Lübeck in fünfter Generation führt.

Drägerwerk werde eine Rückzug aus China nicht aktiv betreiben. Der Konzern werde den Markt weiter bearbeiten und auch weiter kleinere Investitionen tätigen, etwa in Patente und Zulassungen – „solange uns das möglich ist“, fügte Dräger hinzu. Das beschreibe den normalen Ablauf der Dinge. Sollte die Entwicklung aber aus dem Ruder laufen, etwa durch einen Überfall Chinas auf Taiwan, sähe das anders aus. „Was jeder Zeit passieren kann, ist eine chinesische Waffenlieferung, vielleicht über Umwege nach Moskau. Dann haben wir eine richtige Weltkrise, die nicht weit vom dritten Weltkrieg entfernt ist“, sagte der Manager.

Am Ziel einer gleichgewichtigen Verteilung des Geschäfts auf die großen Weltregionen Amerika, Europa und Asien hält Dräger fest. Derzeit macht Europa die Hälfte des Geschäfts, je ein Viertel entfallen auf Amerika und Asien. „Beide müssen schneller wachsen.“ Dabei setzt Dräger vor allem auf Indien, Indonesien, Vietnam, Japan und Südkorea. Das 1889 gegründete Unternehmen bietet von der Feuerwehrausrüstung über Systeme zur Patientenüberwachung in Krankenhäusern bis hin zu Atemschutzmasken und Geräten für die Alkohol- und Drogenmessung alles an, was schützt und Leben rettet. Dadurch sei Dräger in Krisenzeiten widerstandsfähiger. „In den Bereichen, in denen wir tätig sind, rechne ich erst im nächsten Jahr mit einer Rezession“, sagte der Firmenchef. „Erfahrungsgemäß sind die Märkte, in denen wir tätig sind, mit bis zu zwei Jahren Verzögerung betroffen.“

Nach einem Verlust im vergangenen Jahr hat Drägerwerk für 2023 eine Rückkehr zu Wachstum und Profitabilität in Aussicht gestellt. Vom prognostizierten Umsatzplus zwischen sieben und elf Prozent will Dräger knapp die Hälfte durch Preissteigerungen erreichen. Die andere Hälfte seien Leistungssteigerungen, also größere Stückzahlen, sagte der Manager. 

Interview: Drägerwerk beklagt zunehmende Unfreiheit in China

Quelle: Reuters

Symbolfoto: Bild von Thomas G. auf Pixabay

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