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Inflationsrate auf höchstem Stand seit 1951 – „Lehrt das Fürchten“

Berlin, 28. Okt – Angetrieben von hohen Energie- und Lebensmittelpreisen hat sich die Inflation in Deutschland im Oktober überraschend stark beschleunigt. Waren und Dienstleistungen kosteten durchschnittlich 10,4 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Das ist der höchste Stand seit 1951, wie das Statistische Bundesamt am Freitag mitteilte. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen hatten nur mit einem leichten Anstieg auf 10,1 Prozent gerechnet, nachdem die Teuerungsrate im September noch bei 10,0 Prozent gelegen hatte. Die meisten Experten rechnen auch in den kommenden Monaten mit stark steigenden Lebenshaltungskosten.

„Es ist eine Zahl, die einem das Fürchten lehrt“, sagte der Chefvolkswirt der VP Bank, Thomas Gitzel, mit Blick auf die Inflationsrate. Besonders stark verteuerte sich Energie als Folge des russischen Krieges gegen die Ukraine: Sie kostete durchschnittlich 43,0 Prozent mehr als im Oktober 2021. Einen noch kräftigeren Anstieg dürfte die von 19 auf sieben Prozent gesenkte Mehrwertsteuer für Erdgaslieferungen und Fernwärme verhindert haben. Nahrungsmittel kosteten diesmal 20,3 Prozent mehr. FürDienstleistungen mussten 4,0 Prozent bezahlt werden. Die Energiekrise und die stark gestiegenen Nahrungsmittelpreise seien mittlerweile in der breiten Mitte der Bevölkerung angekommen, sagte die Chefvolkswirtin der staatlichen Förderbank KfW, Fritzi Köhler-Geib.

NOCH MEHR INFLATION?

Die Verbraucher müssen sich auf weitere Preiserhöhungen in den kommenden Monaten einstellen. Auch im Oktober plante gut jedes zweite Unternehmen damit, die Kunden demnächst stärker zur Kasse zu bitten, wie das Münchner Ifo-Institut bei seiner monatlichen Umfrage herausfand. Das entsprechende Barometer für Preiserwartungen für die kommenden Monate sank für die Gesamtwirtschaft nur leicht auf 51,5 Punkte, nach 53,8 im September. „Die Inflationswelle ist noch nicht gebrochen“, sagte Ifo-Konjunkturchef Timo Wollmershäuser. „Vor allem die hohen Energiekosten sind noch nicht vollständig auf die Verbraucher überwälzt.“ Die Lebensmittel-Einzelhändler planen nach wie vor fast flächendeckend mit Preiserhöhungen. Der Bundesbank zufolge dürfte die Inflationsrate hierzulande in den nächsten Monaten zweistellig bleiben.

Trotz stark steigender Lebenshaltungskosten ist die deutsche Wirtschaft im drittel Quartal um 0,3 Prozent gewachsen. Die meisten Experten sagen aber eine Winterrezession voraus – auch weil die hohen Preise an der Kaufkraft der Verbraucher nagen und Corona-Ersparnisse zunehmend aufgezehrt sein dürften.

Die Europäische Zentralbank (EZB) stemmt sich mit Mammut-Zinserhöhung gegen die im gesamten Euro-Raum von Rekord zu Rekord eilende Inflation. Die Währungshüter um Notenbank-Chefin Christine Lagarde beschlossen am Donnerstag, den Leitzins von 1,25 auf nunmehr 2,0 Prozent anzuheben. Dies ist nach September die zweite XXL-Zinserhöhung in Folge und insgesamt bereits der dritte Straffungsschritt. Die Währungshüter signalisierten zugleich ihre Bereitschaft zu weiteren Zinserhöhungen. „Die hohen Lebenshaltungskosten und die straffere Geldpolitik stellen damit mehr und mehr ein Konjunkturrisiko da, auch wenn letztere im aktuellen inflationären Umfeld unverzichtbar ist“, sagte KfW-Chefvolkswirtin Köhler-Geib.

Inflationsrate auf höchstem Stand seit 1951 – „Lehrt das Fürchten“

Quelle: Reuters

Titelfoto: Symbolfoto

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