Berlin, 07. Jan (Reuters) – Die Materialknappheit auf den deutschen Baustellen entspannt sich ein wenig. Auf dem Hochbau klagten im Dezember noch 31,3 Prozent der Unternehmen über Lieferprobleme, nach 34,5 Prozent im Vormonat. Das geht aus einer am Freitag veröffentlichten Unternehmensumfrage des Ifo-Instituts hervor. Im Tiefbau sind 23,1 Prozent betroffen, nach 28,7 Prozent im November. „Trotz der aktuellen Verbesserungen bleibt die Lage angespannt“, fasste Ifo-Forscher Felix Leiss die Ergebnisse zusammen. „Die Werte sind im langfristigen Vergleich immer noch außergewöhnlich hoch.“
Bei Holz und bei Stahl zeichnet sich demnach eine gewisse Entspannung ab. Dennoch wurden in beiden Fällen noch Engpässe gemeldet. Die Situation bei Dämmmaterial und Kunststoffprodukten bleibt den Angaben nach problematisch. „Die erheblich gestiegenen Materialpreise setzten die Bauunternehmen zusätzlich unter Druck“, sagte Leiss. „Insbesondere auf dem Hochbau planen die Betriebe, die Kosten in den kommenden Monaten an die Bauherren weiterzugeben.“ Aber auch im Tiefbau würden vielerorts Preisanpassungen angepeilt.
Anders als am Bau hatte sich der Materialmangel in der Industrie Ende 2021 nochmals verschärft: 81,9 Prozent der Firmen klagten über Engpässe und Probleme bei der Beschaffung von Vorprodukten und Rohstoffen, so viele wie noch nie. Die Lieferengpässe und die damit einhergehenden Produktionsbehinderungen dürften sich den Münchner Forschern zufolge erst im Frühjahr allmählich auflösen.
Viele Experten halten es daher für möglich, dass die deutsche Wirtschaft sowohl Ende 2021 als auch im laufenden ersten Quartal 2022 schrumpft. Die Dienstleister können die Probleme im Verarbeitenden Gewerbe demnach nicht wettmachen, da sie unter der laufenden Corona-Welle leiden. Vor allem Hotels, Restaurants, der Handel und die Veranstalterbranche leiden unter den Beschränkungen, mit denen die Pandemie eingedämmt werden soll.