Freitag, November 8, 2024
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„Hoffnungsschimmer“ in Odessa – Erstes Getreideschiff legt ab

Kiew/Istanbul, 01. Aug (Reuters) – Erstmals seit Beginn des russischen Kriegs gegen die Ukraine hat am Montag ein mit Getreide beladenes Schiff den seit Monaten blockierten Schwarzmeerhafen von Odessa verlassen. Der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba sprach auf Twitter von einem „Tag der Erleichterung für die Welt“. „Heute unternimmt die Ukraine zusammen mit ihren Partnern einen weiteren Schritt, um Hunger in der Welt zu verhindern“, erklärte der ukrainische Infrastrukturminister Oleksandr Kubrakow. Das ist ein Hoffnungsschimmer“, sagte ein Sprecher des Bundesaußenministeriums in Berlin. Bei dem Schiff handelt es sich nach türkischen Angaben um die „Razoni“, die unter der Flagge von Sierra Leone fahre. Ihr Ziel ist demnach der Libanon. Nach Angaben einer von den Vereinten Nationen (UN) geleiteten internationalen Koordinationsgruppe hat das Schiff mehr als 26.000 Tonnen Mais geladen. Es werde am Dienstag in türkischen Gewässern erwartet, um dort inspiziert zu werden.

Die Ukraine zählte bisher zu den größten Getreide-Lieferanten. Gemeinsam mit Russland stand das Land vor dem Krieg für fast ein Drittel der globalen Exporte. Die ukrainischen Häfen am Schwarzen Meer wie Odessa können aber seit Kriegsbeginn Ende Februar wegen der Blockade durch russische Streitkräfte, der anhaltenden Kämpfe und der gegen Russland verhängten Sanktionen des Westens nicht wie gewohnt genutzt werden. Tonnenweise Getreide steckt dort fest. Teilweise wurden Getreide und Agrarprodukte zwar über andere Wege außer Landes gebracht, allerdings nur zu einem Bruchteil dessen, was vor dem Krieg exportiert wurde. Die Folge sind steigende Preise und Engpässe, worunter besonders ärmere Länder leiden. Die UN warnen, dass im Nahen Osten und in Afrika Hungersnöte drohten, die Millionen Menschen treffen würden.

16 weitere Schiffe würden darauf warten, ebenfalls ablegen zu können, erklärte Infrastrukturminister Kubrakow. Wenn das Getreideabkommen mit Russland halte, werde die Ukraine Verhandlungen aufnehmen und versuchen, auch den Hafen der Stadt Mykolajiw, die erst am Sonntag wieder von russischen Raketen getroffen worden war, für die Ausfuhr von Getreide per Schiff zu öffnen. Dass der erste Frachter aus Odessa nun auslaufen konnte, sei einem kürzlich in Istanbul unterzeichneten Abkommen zu verdanken. Unter Vermittlung der UN und der Türkei hatten sich die Kriegsparteien im Juli darauf verständigt, dass Getreide-Schiffslieferungen aus Häfen von Odessa, Tschornomorsk und Piwdennyj wieder aufgenommen werden können. Das Abkommen ist einer der wenigen diplomatischen Durchbrüche, die es seit Kriegsbeginn gab. Mit ihm soll eine sichere Passage durch Minenfelder, besetzte Gewässer und schließlich durch den Bosporus ins Mittelmeer möglich werden.

Die US-Botschaft in Kiew erklärte, die Welt werde darauf achten, dass das „Abkommen zur Ernährung von Mensch rund um die Welt“ eingehalten werde. Es sei wichtig, dass weitere Schiffe aus ukrainischen Schwarzmeer-Häfen auslaufen könnten, sagte ein Sprecher des Bundesaußenministeriums in Berlin. Außerdem müsse an alternativen Routen gearbeitet werden, um den Getreide-Stau aufzulösen.

Der türkische Verteidigungsminister Hulusi Akar sagte, die „Razoni“ werde am Dienstagnachmittag im Bosporus vor Istanbul ankern und dann von einem Team aus Vertretern Russlands, der Ukraine, der Türkei und der UN inspiziert. Sollten keine Probleme auftauchen, werde das Schiff seine Fahrt fortsetzen.

Russland, das den Krieg in der Ukraine einen „militärischen Spezialeinsatz“ nennt, bezeichnete die Nachricht vom Auslaufen der „Razoni“ als „sehr positiv“. Die Regierung in Moskau hat die Verantwortung für die Nahrungsmittelkrise zurückgewiesen. Sie gibt dem Westen wegen dessen im Zuge des Krieges verhängten Sanktionen die Schuld sowie der Ukraine, die die Zufahrten zu den Häfen vermint habe.

KÄMPFE IN OSTUKRAINE HALTEN AN 

Die russischen Angriffe im Osten der Ukraine gingen derweil weiter. In der Region Donezk wurden dabei nach Angaben des Gouverneurs in den vergangenen 24 Stunden drei Zivilisten getötet. Zwei Tote gebe es in der Stadt Bachmut, einen im nahe gelegenen Soledar, erklärte Gouverneur Pawlo Kyrylenko. Die Industriestadt Bachmut, die zugleich ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt ist, lag in den vergangenen Wochen verstärkt unter Beschuss. Die russischen Streitkräfte versuchen, nach der fast vollständigen Einnahme von Luhansk nun Donzek komplett unter ihre Kontrolle zu bekommen. Die beiden Regionen bilden den Donbass. Auch die zweitgrößte Stadt Charkiw sei vom russischen Militär angegriffen worden, teilt Oleh Synegubow, der Gouverneur der gleichnamigen Region mit. Zwei Zivilisten seien verletzt worden.

„Hoffnungsschimmer“ in Odessa – Erstes Getreideschiff legt ab

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Titelfoto: Symbolfoto

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