Stell Dich doch bitte kurz unseren Lesern vor!
Meine Name ist Bettina, ich bin 33 Jahre alt und habe meinen Wurzeln in Stuttgart. Nach meinem Finanzstudium habe ich Finanzprozesse mit Hilfe der Implementierung von neuen Technologien bei Unternehmen jeglicher Größe optimiert und Teams geführt. Im Februar 2021 habe ich den Schritt aus dem Anstellungsverhältnis gewagt und Hivebuy gegründet. Ich wohne in Berlin Friedrichshain und verbringe meine Freizeit gern mit Freunden oder mit meinem Freund und Hund in der Natur.
Warum hast Du Dich entschieden Hivebuy zu gründen?
Für mich ist es sehr wichtig selbständig zu arbeiten und einen Sinn in meiner Arbeit zu sehen. Unterschiedliche, neue Themen und das Entwickeln von Mitarbeitern machen mir sehr viel Spaß. Kombiniert damit, dass ich in meiner bisherigen beruflichen Laufbahn viel über administrative Prozesse unterschiedlichster Unternehmen lernen konnte, war mir klar, dass diese Eigenschaften perfekt zum Gründen passen. Nach einer tieferen Analyse wurde schnell klar, dass das Feld der indirekten Beschaffung für kleine und mittelständische Unternehmen nicht bedient wird, obwohl explizit hier Optimierungen zu einem unmittelbaren, positiven Effekt auf das Betriebsergebnis wirken können. Bei indirekter Beschaffung handelt es sich im übrigen um alle Artikel und Dienstleistungen, die man einkauft ohne diese unmittelbar weiterzuverkaufen.
Welche Vision steckt hinter Hivebuy?
Meine Vision mit Hivebuy ist es den administrativen Bereich des Mittelstands zu digitalisieren und einen Prozess, der bisher stiefmütterlich behandelt wird so zu optimieren, dass unsere Kunden damit sogar Geld sparen. Gleichzeitig möchten wir mit Hivebuy auch kleinere Unternehmen dabei unterstützen bessere Einkaufsvorteile zu erzielen, da es ihnen oftmals an der Verhandlungsmacht aber auch an den Ressourcen mangelt.
Von der Idee bis zum Start, was waren bis jetzt die größten Herausforderungen und wie hast Du Dich finanziert?
Eine große Herausforderung war es definitiv gute Mitarbeiter zu finden, die in einem early-stage start-up ihre Chance erkennen und auch wahrnehmen. Aktuell ist es für uns wichtig Leute an Bord zu haben, die erst einmal machen und nicht zu zögerlich an die Themen gehen. Unser Motto: probieren geht über studieren
Mir war es von Beginn an wichtig Experten mit an Bord zu haben, weshalb wir erst eine Business Angel und Expertenrunde gemacht haben. Mit dem Geld konnten wir den MVP der Software entwickeln, den wir dann auch für Investorengespräche in der Pre-Seed Runde zeigen konnten. Ich persönlich habe während der ersten Monate nach der Gründung noch in Teilzeit bei einem Start-Up gearbeitet um meine Unkosten zu decken, bin jedoch, nachdem die Weichen gestellt waren, so früh wie möglich in Vollzeit bei Hivebuy eingestiegen.
Wer ist Deine Zielgruppe?
Die Zielkunden von Hivebuy sind Unternehmen, die keinen strukturierten Einkaufsprozess von nicht-Handelsware haben, dieser jedoch ab ca. 10% ihres Umsatzes ausmacht. Diese Unternehmen haben meist 70-700 Mitarbeiter, nutzen einige SaaS-Lösungen und haben gegebenenfalls “Krücken” mit Jira oder Slack gebaut. Innerhalb des Unternehmens sind insbesondere C-Level, Operations und Finance unsere Kunden.
Wie funktioniert Hivebuy? Wo liegen die Vorteile?
Lösungen für die Beschaffung und Optimierung von nicht-Handelswaren sind bei großen Unternehmen schon gang und gäbe. Diese Lösungen schaffen es allerdings nur durch einen großen Implementierungs- und Customizingaufwand die Kundenbedürfnisse zu bedienen. Mit Hivebuy liefern wir eine schlanke, intuitive Lösung um die Kernprozesse einfach abzubilden.
Hier geht es uns insbesondere darum die Kommunikationslücke zwischen Fachbereichen zu schließen und unterschiedliche Tätigkeiten zu verbinden: die jährliche Budgetplanung der Abteilungen wird unmittelbar in jeder Bestellanforderung des einzelnen Nutzers berücksichtigt, die Fachexperten und/oder Vorgesetzten geben diese Bestellanforderungen basierend auf der Budgetplanung, Betrag und ihrer Expertise frei und die letztendliche Bestellung wird entweder automatisiert oder durch die jeweils verantwortliche Personengruppe erstellt. An diesem Punkt findet oftmals der größte Prozessbruch statt. Hivebuys Stärke liegt jedoch darin auch Lieferung, Wareneingang und Rechnungseingang abzubilden und so die komplette Prozesskette nachvollziehbar und in einem Tool analysierbar zu machen.
Wie ist das Feedback?
Das erste Feedback der Kunden ist sehr positiv, da wir es geschafft haben eine intuitive Lösung zu entwickeln, die schnell aufgesetzt ist und keine Schulungen benötigt.
Manchmal kommt der von Boris Becker geprägte Satz “das war ja einfach” mehrmals in einem Meeting – das macht mich sehr stolz, da es uns genau darum geht. Jeder der größere ERP-Lösungen genutzt hat, kennt die unendlichen Stunden des googlens einer gewissen Funktion oder das tagelange Onboarding – wir denken, dass das in unserer heutigen Arbeitswelt nicht mehr standesgemäß ist und das Tools intuitiv sein müssen.
Wie verändern sich die Beschaffungsprozesse in den Unternehmen?
Beschaffungsprozesse in Unternehmen wurden in den letzten Jahren durch die Erfahrungen von Privatpersonen mit Zalando, Amazon und co. geprägt. Daher steckt das Thema meines Erachtens noch in den Kinderschuhen. Indirekte Beschaffungsprozesse werden in der Zukunft viel stärker optimiert und analysiert – es gibt so viele Beispiele an denen man sieht, dass ein intelligenter, strukturierter indirekter Beschaffungsprozesse schon im Voraus Probleme lösen kann. Nehmen wir mal ein Angebot für eine Dienstleistung: mit Hivebuy wird das Angebot und der Vertrag unmittelbar an die Rechtsabteilung gesendet und kann dort geprüft werden; alles bevor das Kind in den Brunnen gefallen ist.
Was sind Deine 3 Buchempfehlungen?
Alle Bücher von Marty Cagan aber insbesondere: INSPIRED: How to Create Tech Products Customers Love
Ozan Varol – Think like a rocket scientist
Matt Blumber – Startup CEO: a field guide to scaling up your business (techstars)
Weitere Informationen finden Sie hier
Wir bedanken uns bei Bettina Fischer für das Interview
Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder