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Hintergrund: Von Asche bis Insektenkot – Neue Wege zur Wiederbelebung von Ackerböden

Winnipeg, 31. Jan – Dürre, Überschwemmungen, außergewöhnliche Hitze, klirrende Kälte – in Zeiten von Wetterextremen erweisen sich altbewährte Bodenschutztechniken zunehmend als unzureichend. Durch Erosion geht auf den Äckern immer mehr fruchtbarer Boden verloren. Die Welternährungsorganisation erwartet deshalb, dass die Ernten weltweit bis 2050 um zehn Prozent zurückgehen. Wissenschaftler und Entwickler suchen deshalb nach neuen und weitgehend unerprobten Methoden, um den Boden für die Landwirtschaft zu erhalten. Diese könnten – wenn sie sich als rentabel und wirksam erweisen – die traditionellen Methoden ergänzen.

Die Spannbreite an möglichen Techniken zur Verbesserung der physikalischen Eigenschaften der Ackerböden ist dabei sehr groß: Während in der kalifornischen Wüste flüssiger Ton erprobt wird, um Feuchtigkeit zu binden und das Wachstum von Früchten zu fördern, reichert ein Unternehmen in Malaysia den Boden mit dem Kot von Fliegenlarven an. Die kanadische Wissenschaftlerin Vicky Levesque fügt dem Boden in ihrem Gewächshaus in Nova Scotia wiederum Biokohle hinzu, um das Wachstum von Äpfeln zu fördern. 

Solche Produkte werden bereits in begrenztem Umfang kommerziell hergestellt. In den letzten Jahren hat sich deren Entwicklung wegen der zunehmenden Bodenerosion aber beschleunigt, wie Ole Kristian Sivertsen, Chef des norwegischen Flüssigtonunternehmens Desert Control, sagt. Auch der Agrar- und Pharmakonzern Bayer sucht nach neuen Wegen zur Regenerierung von Böden. „Wir haben begonnen, uns auf den Boden in einer Weise zu konzentrieren, wie wir es traditionell nicht getan hätten“, bestätigt Nachhaltigkeitschef Matthias Berninger. Die Leverkusener und andere Unternehmen arbeiten bereits an nicht-chemischen Methoden, um Pflanzen Nährstoffe zuzuführen. Produkte wie flüssige Tonerde und Biokohle sollen Ackerböden mit Nährstoffen versorgen und gleichzeitig deren Fähigkeit verbessern, Wasser zu speichern. Gleichzeitig soll der Bedarf an Düngemitteln verringert werden.

HOFFNUNGSTRÄGER BIOKOHLE

Nach Einschätzung von Wissenschaftlerin Levesque könnte Biokohle dank ihrer schwammartigen Eigenschaften eine „großartige Möglichkeit“ sein, Kohlenstoff im Boden zu binden. In ihrer über zehnjährigen Forschung konnte sie zeigen, dass mit Biokohle behandelter Lehmboden drastisch weniger Lachgas freisetzt, was der Atmosphäre zugutekommt und mehr Kohlenstoff im Boden bindet, wo es wiederum das Pflanzenwachstum fördern kann. Weitere Forschungen seien allerdings nötig, um zu klären, wie effektiv der auch als Pflanzenkohle bekannte Stoff die verschiedenen Bodentypen weltweit regenerieren könnte, sagt Levesque.

FLÜSSIGTON

Desert Control hat nach eigenen Angaben bereits 18 Jahre und 25 Millionen Dollar in die Entwicklung von Flüssigton investiert. Im vergangenen Jahr hat das Unternehmen einen fünfjährigen Versuch in einem Wüstenabschnitt der USA gestartet, in dem es Ton in den Boden befördert, wo er sich mit dem Sand verbindet und damit Wasser und Nährstoffe besser zurückhalten kann. Vorläufigen Daten zufolge sind die Herzen von Römersalat bei der Verwendung des Mittels im Durchschnitt um 21 bis 53 Prozent größer als die unbehandelter Pflanzen, sagt Robert Masson von der University of Arizona’s Yuma County Cooperative Extension. Eine Anwendung reicht nach Angaben des Herstellers für bis zu fünf Jahre. Im November unterzeichnete Desert Control einen Vertrag mit der Limoneira CompanyLMNR.O, die zunächst 4000 Bäume auf zwei ihrer Zitrusfarmen in Kalifornien und Arizona mit flüssigem Ton behandeln wird.

KOT VON FLIEGENLARVEN

Einen anderen Ansatz verfolgt Nutrition Technologies aus Malaysia. Das 2015 gegründete Unternehmen stellt eine „Bodenkur“ aus den Exkrementen von Larven der Schwarzen Soldatenfliege her. Nach Angaben des Unternehmens führt die Düngung mit dem Insektenkot zu einem zwölfprozentigen Anstieg der organischen Substanz im Boden – diese nähme ansonsten mit der Zeit ab. Nutrition Technologies verkauft monatlich durchschnittlich 200 Tonnen Larvenkot hauptsächlich an Landwirte in Malaysia. Sie streuen ihn auf Blattgemüse, Gurken und Obst, sagt Technologiechef Martin Zorrilla. Inzwischen verkaufen die meisten malaysischen Düngemittelhersteller Larvenkot, aber die Mengen sind Zorilla zufolge noch zu gering, um damit globales Interesse zu wecken.

Hintergrund: Von Asche bis Insektenkot – Neue Wege zur Wiederbelebung von Ackerböden

Quelle: Reuters

Symbolfoto: Bild von Loren King auf Pixabay

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