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Hintergrund: Schuldenprobleme von Schwellenländern verschärfen sich

Frankfurt, 13. Apr – Die Kombination aus anhaltend hohen Zinsen und der weltweit stotternden Konjunktur könnte die Schuldenprobleme vieler Schwellenländer verschärfen. Eine Reihe von schwächeren Volkswirtschaften hat die Corona-Krise und die Folgen des Ukraine-Krieges nur mit geliehenem Geld bewältigen können. Die Rückzahlungen hochverzinslicher Anleihen von Schwellenländern werden sich im Jahr 2024 auf insgesamt 30 Milliarden US-Dollar belaufen – ein steiler Anstieg im Vergleich zu den 8,4 Milliarden Dollar, die für den Rest dieses Jahres anstehen. Anfälligere Länder könnten dann ins Schlingern geraten, wenn sie ihre Schulden nicht bald refinanzieren können. Sie müssten sich „alternative Geldquellen erschließen, sollten die Märkte sich nicht wieder für sie öffnen“, sagt Portfolio-Manager Thys Louw vom Investmenthaus Ninety One in London. 

KENIA UND TUNESIEN IM BRENNPUNKT

Ein Beispiel dafür ist Kenia. Investoren sind angesichts der Refinanzierungsrisiken einer zwei Milliarden Dollar schweren Anleihe besorgt, die im Juni 2024 fällig wird. „Der Markt erwartet, dass weitere Lösungen bereitgestellt werden, entweder über den Resilienz- und Nachhaltigkeits-Trust des IWF oder eine externe Emission oder ein Syndizierungsdarlehen in Höhe von einer Milliarde US-Dollar“, sagt Merveille Paja, Staatsanleihe-Strategin bei BofA. In Tunesien könnte eine Schuldenkrise noch früher hochkochen als in Kenia: Eine Auslandsanleihe über 500 Millionen Euro wird im Oktober fällig, weitere 850 Millionen Euro im Februar. Die Ratingagentur Fitch sieht einen Zahlungsausfall für das Land als „reale Möglichkeit“ an. 

Der Internationale Währungsfonds (IWF) hatte Tunesien im Oktober mittels eines Rettungspaketes in Höhe von 1,9 Milliarden Dollar Luft zum Atmen verschafft. Im Gegenzug sicherte die tunesische Regierung Strukturreformen zu. Das Programm ist angesichts politischer Widerstände jedoch ins Stocken geraten – Tunesiens Präsident Kais Saied hatte kürzlich seine bisher deutlichste Ablehnung der mit den Hilfen verknüpften Reformbedingungen kundgetan. „In Tunesien und Pakistan wird der Abschluss des IWF-Programms ein wichtiger Schritt sein, um einen Zahlungsausfall zu vermeiden, da dies eine bilaterale und multilaterale Finanzierung freisetzen würde“, sagt Portfolio-Manager Louw. 

GELDPOLITISCHE INFLATIONSBEKÄMPFUNG BRINGT KONJUNKTURRISIKEN

Auch in anderen Ländern brodelt es. Äthiopien, das derzeit mit dem IWF über ein Finanzierungsprogramm verhandelt, hat eine Eurobond-Emission im Wert von einer Milliarde US-Dollar am Markt, die 2024 fällig wird. Investoren bieten bereits an, die Laufzeiten zu verlängern. Sri Lanka, Sambia und Ghana sind bereits mit ihren Auslandsschulden in Verzug geraten und arbeiten, wenn auch langsam, mit den Gläubigern an einer Umschuldung. Auch Bahrain hat bei begrenzten Reserven einen hohen Refinanzierungsbedarf. Jedoch mildere in diesem Fall die starke Unterstützung von Nachbarländern wie Saudi-Arabien einen Teil des Risikos, urteilen die Analysten von ING.

Unwägbarkeiten birgt auch der geldpolitische Kurs der US-Notenbank Fed. Im Kampf gegen die Inflation versucht sie seit Monaten mit Zinserhöhungen gegenzusteuern. Investoren rechnen angesichts einer nachlassenden Teuerung und steigender Konjunkturrisiken damit, dass die Notenbank bald den Fuß vom geldpolitischen Gaspedal nehmen wird. Ein dann wieder schwächerer US-Dollar sollte den Ländern mittelfristig helfen, die internationalen Kapitalmärkte anzuzapfen. Denn durch die steigenden Zinsen in den USA waren Anlagen im US-Dollar attraktiver, was zu Kapitalabflüssen aus Schwellenländern führt.

Kurzfristig wächst an den Börsen jedoch die Nervosität darüber, dass durch die restriktive Zentralbankpolitik die Weltwirtschaft in eine Rezession getrieben werden könnte. „Anleger sind besorgt über eine weitere Ansteckung des Bankensektors und die Gefahr, dass die Fed zu früh pausiert oder zu aggressiv strafft“, sagt BofA-Strategin Paja.

Hintergrund: Schuldenprobleme von Schwellenländern verschärfen sich

Quelle: Reuters

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