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Hintergrund: Konkurrenz aus China tritt bei Elektrotransportern an

London/Frankfurt, 14. Apr – Chinesische Hersteller von Elektrotransportern wittern gute Marktchancen in Europa. Ihre Fahrzeuge sind gefragt bei Flottenkunden, denen traditionelle Anbieter wie Mercedes, Volkswagen, Ford, Renault oder Stellantis noch zu wenig zu bieten haben. So kaufte der ausschließlich mit E-Transportern arbeitende Londoner Zusteller Packfleet den Großteil seiner Flotte von 53 Wagen beim Hersteller SAIC aus China, der E-Transporter der Marke Maxus anbietet. Als das Logistikunternehmen Ende 2021 nach den ersten Elektrotransportern suchte, „wurden wir von den meisten Händlern im Grunde ausgelacht“, sagt Packfleet-Chef Tristan Thomas. 

In diesem Jahr will Thomas die Flotte verdoppeln. Vor kurzem konnte Packfleet sich auch bei Peugeot, Ford und Citroen eindecken, musste dabei aber schnell zuschlagen. „Sobald Lieferwagen ankommen, rufen uns die Händler an und wir müssen schnell handeln“, sagt Thomas. „Wenn wir das nicht tun, sind sie binnen Tagen weg.“ Auch Tim Albertsen, Chef des großen Fahrzeugleasingunternehmens ALD, sieht den Engpass auf der Angebotsseite. „In den nächsten Jahren wird es nicht genug Elektrofahrzeuge geben“, befürchtet er.

Nach Angaben von SAIC verkaufte die Tochter Maxus in Westeuropa und Skandinavien im vergangenen Jahr 18.000 Transporter, Busse und Pritschenwagen. Der Großteil davon waren reine Elektrofahrzeuge. „Wir planen, weiter in die Gebiete Mitteleuropas zu expandieren“, erklärte das Unternehmen. Nach einer Statistik des International Council on Clean Transportation (ICCT) entfiel auf Maxus im Jahr 2022 in Europa mit 4800 Fahrzeugen immerhin ein Marktanteil von rund sechs Prozent. Damit wird die chinesische Marke zum Konkurrenten der etablierten Anbieter – die Nase vorn hatte nach ICCT-Daten die deutsche Stellantis-Tochter Opel mit 12.540 Stück. 

KAUM ELEKTRO-TRANSPORTER

Der Transportermarkt mit seinen überwiegend gewerblichen Kunden stellt sich langsamer auf klimafreundliche Antriebe um als der Pkw-Markt. Laut Herstellerverband ACEA waren im vergangenen Jahr 5,3 Prozent der knapp 1,3 Millionen neu zugelassenen leichten Nutzfahrzeuge batterieelektrisch – verglichen mit zwölf Prozent bei Pkw. Mercedes-Benz Vans verkaufte trotz mehrerer Modelle im Angebot 2022 weltweit nur rund 15.000 E-Transporter, das waren gerade dreieinhalb Prozent des Jahresabsatzes. Einen Schub soll ab Ende dieses Jahres in Europa der neue Elektrosprinter mit längerer Reichweite bringen. Ab 2025 sollen dann alle neuen Modelle der Schwaben vollelektrisch sein. Bei Volkswagen Nutzfahrzeuge (VWN) machten die E-Modelle eCrafter und ID. Buzz Cargo mit rund 7500 Exemplaren nur gut zwei Prozent an den Auslieferungen 2022 aus. Die Auftragslage sei so gut, dass in diesem Jahr vom Buzz 44.000 Einheiten vom Band laufen sollen, erklärte ein VWN-Sprecher. 

Höhere Anschaffungskosten der E-Transporter dürften ein Grund sein, dass die scharf rechnenden Firmenkunden weiter günstigere Dieselmodelle bevorzugen. Doch auch der Mangel an Halbleitern spielt eine Rolle, werden die raren Chips doch bevorzugt bei profitableren Modellen verbaut. 

VIEL PLATZ FÜR KONKURRENZ 

In die klaffende Marktlücke wollen auch andere Konkurrenten stoßen. Der schwedische Newcomer Volta Trucks sicherte sich Ende 2021 von der Bahn-Tochter DB Schenker einen Großauftrag über fast 1500 mittelschwere Laster. Der chinesische Autobauer Geely will mit seiner Transportermarke Farizon ab 2024 in Europa an den Markt gehen. Gute Chancen rechnet sich auch Streetscooter aus – das vor knapp zehn Jahren von der Deutschen Post aufgepäppelte Start-up gehört seit 2022 der Firma B-ON, ein internationales Konsortium mit chinesischen und amerikanischen Beteiligten.

Die Post half Streetscooter auf die Straße, weil sie damals für ihre Flotte kein passendes Angebot der etablierten Hersteller fand. Die Post-Logistiktochter DHL ist auch heute noch größter Streetscooter-Kunde. Im vergangenen Jahr fertigte B-ON rund 2500 Fahrzeuge, hat sich aber starkes Wachstum vorgenommen: In zwei bis drei Jahren erwarte B-ON einen Jahresabsatz von 60.000 Stück in Europa und den USA, sagt Firmenchef Stefan Krause. Das Angebot werde noch länger knapp bleiben. „Es wird viel Platz für viele Konkurrenten geben.“

Hintergrund: Konkurrenz aus China tritt bei Elektrotransportern an

Quelle: Reuters

Symbolfoto: Bild von Lee Rosario auf Pixabay

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