Berlin, 26. Apr – Die Bundesregierung rechnet mit einer etwas besseren Konjunktur in diesem Jahr. „Wir sehen jetzt, dass eine schrittweise Erholung einsetzt und das trotz eines weiter schwierigen Umfelds“, sagte Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) am Mittwoch bei der Vorlage der Frühjahrsprognose der Regierung in Berlin. Die Wirtschaft erweise sich nach der Corona-Pandemie und trotz erhöhter Energiepreise im Zuge des russischen Angriffs auf die Ukraine als anpassungs- und widerstandsfähig. Der Bund rechnet dieses Jahr mit einem Wachstum von 0,4 Prozent und 2024 mit 1,6 Prozent. „Gemessen an normalen Jahren ist das natürlich nicht befriedigend“, sagte Habeck. Aber die Prognose für 2023 sei ein deutliches Ausrufezeichen mit Blick auf das, was man noch vor kurzem befürchtet habe. Im Herbst hatte die Regierung für 2023 einen Rückgang des Bruttoinlandsproduktes (BIP) von 0,4 Prozent erwartet und im Januar dann 0,2 Prozent Wachstum.
Die Inflation hat nach Einschätzung des Ministeriums ihren Höhepunkt überschritten. Sie dürfte aber vorerst hoch bleiben. Für 2023 rechnet die Regierung mit 5,9 Prozent und 2,7 Prozent 2024, jeweils ein Tick weniger als bisher. Zum Vergleich: 2022 betrug die Teuerung 6,9 Prozent – der höchste Stand seit Jahrzehnten.
ROBUSTER ARBEITSMARKT UND SOLIDES EXPORTGESCHÄFT ERWARTET
Auf dem Jobmarkt rechnet die Regierung mit ähnlichen Arbeitslosenquoten wie in den Vorjahren – mit 5,4 und 5,2 Prozent 2023 und 2024. Vom Export dürften zwar Impulse ausgehen, allerdings im langjährigen Vergleich eher geringe. Hier rechnet die Regierung mit Zuwächsen von 1,3 und 3,3 Prozent. Preisbereinigt dürften die Konsumausgaben der privaten Haushalte dieses Jahr minimal zurückgehen, 2024 dann aber um gut zwei Prozent zulegen. „Wir haben ein deutliches Problem in der Bauwirtschaft“, betonte Habeck. Er verwies auf anhaltend hohe Materialpreise, steigende Zinsen, teures Bauland und den schwächelnden Wohnungsbau. Sein Ministerium geht davon aus, dass die Bauinvestitionen 2023 um gut vier Prozent schrumpfen.
Dem DIW-Institut zufolge hat die Wirtschaft einen guten Start ins Frühjahrsquartal hingelegt. Das Konjunkturbarometer des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) kletterte im April um fast zehn Zähler auf 101,5 Punkte, wie die Berliner Forscher mitteilten. Damit liegt der Wert erstmals seit gut einem Jahr wieder leicht über der neutralen 100-Punkte-Marke, die ein durchschnittliches Wachstum der Wirtschaft anzeigt. „Nach dem Einbruch zum Jahreswechsel dürfte nun der erhoffte Aufschwung einsetzen“, sagte DIW-Experte Timm Bönke. „Die Wirtschaft tritt auf der Stelle“, erklärte dagegen die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK). „Ein breiter Aufschwung ist nicht in Sicht.“
Bei den Unternehmen ist die Bereitschaft zu Neueinstellungen derzeit so groß wie seit acht Monaten nicht mehr, wie aus einer Umfrage es Münchner Ifo-Instituts unter 9500 Firmen hervorgeht. mitteilte. „Treiber beim Beschäftigungsaufbau in Deutschland sind die Dienstleister“, sagte Ifo-Experte Klaus Wohlrabe.
GFK-KONSUMLAUNE STEIGT – SO GUT WIE ZULETZT IM APRIL 2022
Trotz anhaltend hoher Inflation ist die Verbraucherlaune derweil wegen besserer Konjunktur- und Einkommensaussichten so gut wie seit über einem Jahr nicht mehr. Das für Mai berechnete Barometer für das Konsumklima stieg um 3,6 Punkte auf minus 25,7 Zähler, wie die GfK-Marktforscher zu ihrer monatlichen Umfrage unter 2000 Verbrauchern mitteilten. Mit dem siebten Anstieg in Folge wurde der höchste Stand seit April 2022 erreicht. „Allerdings bleibt der Wert nach wie vor unter dem Vor-Pandemie-Niveau vor etwa drei Jahren“, sagte GfK-Experte Rolf Bürkl.
Im zurückliegenden ersten Quartal 2023 dürfte das BIP um 0,2 Prozent gewachsen sein, sagten von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen voraus. Das Statistische Bundesamt will am Freitag eine erste Schätzung dazu veröffentlichen. Das Wirtschaftsministerium erwartet in etwa eine Stagnation. Kommt ein BIP-Plus heraus, wäre die deutsche Wirtschaft an der lange befürchteten Winter-Rezession vorbeigeschrammt. Ende 2022 war sie um 0,4 Prozent geschrumpft. Bei zwei Minus-Quartalen in Folge sprechen Fachleute von einer technischen Rezession.
Habeck erwartet anziehende Konjunktur – 0,4 Prozent Wachstum im Visier
Quelle: Reuters
Titelfoto: Copyright / Credits: Stefan Kaminski/Gruene Bundestag
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