Jerusalem, 27. Jan – Nach dem seit Jahren schwersten Zwischenfall bei einer israelischen Razzia im besetzten Westjordanland ist die Lage in Nahost in der Nacht zum Freitag weiter eskaliert. Militante Palästinenser feuerten vom Gazastreifen zwei Raketen auf den Süden Israels ab. Die Geschosse wurden von der israelischen Raketenabwehr abgefangen. Anschließend griff das israelische Militär den von der radikalislamischen Hamas kontrollierten Küstenstreifen aus der Luft an. Berichte über Opfer lagen diesmal zwar nicht vor. Dennoch stieg die Angst, dass die Gewalt eine noch größere neue Konfrontation zwischen Israelis und Palästinensern auslösen könnte. In Gaza waren am Nachmittag nach den traditionellen Freitagsgebeten Großkundgebungen geplant.
Im israelischen Grenzgebiet war aufgrund des Raketenbeschusses in der Nacht Luftalarm ausgelöst worden. Das Fernsehen zeigte Bilder von Abfangraketen, die in den Nachthimmel über der Stadt Aschkelon etwa zwölf Kilometer vom Gazastreifen entfernt aufstiegen. Wenige Stunden später teilte das israelische Militär mit, es habe mit Angriffen im Gazastreifen reagiert. Ziel waren demnach eine unterirdische Raketenproduktionsstätte und eine Militärbasis der Hamas. Palästinensischen Augenzeugen zufolge griff Israel ein Hamas-Ausbildungslager aus der Luft an.
Auslöser der grenzübergreifenden Gewalt war eine Razzia israelischer Einsatzkräfte in einem Flüchtlingslager in Dschenin. Dabei wurden am Donnerstag mindestens neun Palästinenser getötet, darunter bewaffnete Extremisten und mindestens zwei Zivilisten. So viele Todesopfer hat es bei einem derartigen Einsatz seit Jahren nicht mehr gegeben. Ein Mann starb zudem bei einem weiteren Vorfall in Al-Ramm bei Jerusalem. Seit Jahresbeginn sind damit bereits mindestens 30 Palästinenser umgekommen.
Israel geht seit Monaten nahezu täglich mit Razzien gegen mutmaßliche Extremisten im Westjordanland vor. Vorausgegangen war eine Reihe tödlicher Angriffe in israelischen Städten im vergangenen Jahr. Von internationaler Seite wird regelmäßig zur Deeskalation aufgerufen, so auch am Donnerstag. In wenigen Tagen wird US-Außenminister Antony Blinken in Israel erwartet. Auch ein Besuch im Westjordanland ist geplant.
Gewalt in Nahost eskaliert immer mehr – Raketen- und Luftangriffe
Quelle: Reuters
Symbolfoto: Bild von Fulvio Zeppetella auf Pixabay
Hier findet ihr die aktuellen Livestream-Folgen. Mehr aus Web3, NFT und Metaverse