Zwei von drei jungen ArbeitnehmerInnen in der Agenturbranche sind derzeit grundsätzlich bzw. ganz konkret auf dem Absprung. Dieses alarmierende Fazit fördert eine aktuelle Umfrage der Agenturberatung Müllers Garage zutage. Sie zeigt: 36,3 Prozent der GenZ in den Agenturen wollen binnen eines Jahres ihren Arbeitgeber wechseln – 18,8 Prozent sogar innerhalb der kommenden sechs Monate oder noch kürzer. 28,7 Prozent sind noch unschlüssig und nur rund jeder dritte (35 Prozent) sagt: Ich will langfristig bei meinem Arbeitgeber bleiben. Für die Untersuchung hat Müllers Garage hierzulande insgesamt 102 19- bis 28-Jährige zur Arbeitszufriedenheit in Agenturen befragt.
Die Umfrage legt offen: Ein angemessenes Gehalt (62,5 Prozent) ist den Job-Einsteigern in der Agenturbranche am wichtigsten – viel entscheidender als Soft Skills wie Teamspirit (41,3 Prozent) oder Sinnhaftigkeit der Arbeit (38,8 Prozent). Zweitwichtigstes Kriterium bei der Arbeitgeberwahl ist eine ausgeglichene Work-Life-Balance (60 Prozent).
„Die aktuelle Diskussion um agenturinterne Incentives wie Workation und Remote Work vernebelt das eigentliche Problem: Wollen Agenturen nicht in eine Abwärtsspirale geraten, müssen sie besser entlohnen. Doch das geht meist nur dann, wenn sie auf Kundenseite mehr einnehmen. Schaffen sie das nicht, steht die Überlebensfähigkeit in Gefahr“, so David Eicher, Geschäftsführer von Müllers Garage.
Einstellung der High Potentials zur Agenturbranche ist widersprüchlich
Wie wichtig das Gehalt für die jungen MitarbeiterInnen in Agenturen ist, zeigt sich auch bei der Frage nach den Gründen für einen geplanten Jobwechsel: Für die Mehrheit (53,2 Prozent) ist eine bessere Entlohnung die entscheidende Motivation, bei einem anderen Arbeitgeber anzufangen. Fehlender Purpose liegt mit 34 Prozent deutlich abgeschlagen auf Platz 2, gefolgt von fehlenden Karrierechancen (31,9 Prozent).
Für jeweils rund ein Viertel der Befragten sind mangelnde Wertschätzung und Überstunden die Hauptgründe, den aktuellen Job zu wechseln. Auf die Frage nach zusätzlichen Benefits macht der Wunsch nach der Vier-Tage-Woche bei vollem Lohnausgleich das Rennen: Das Gros der jungen Beschäftigten findet die 4-Tage-Woche besser als klassische Fünf-Tage-Woche. Für 45 Prozent wäre ein solches Modell sogar ein wesentlicher Antrieb für den Jobwechsel.
Die grundsätzliche Einstellung der High Potentials zur Agenturbranche, so zeigt die Umfrage, ist widersprüchlich: Zwei von drei Befragten meinen, Agenturen seien als Arbeitgeber grundsätzlich empfehlenswert und auch mit der Kunden-Zusammenarbeit sind 38,2 Prozent nach eigenen Angaben zufrieden bzw. sehr zufrieden, doch für ihren eigenen beruflichen Lebensweg sind sich viele (46,3 Prozent) noch unschlüssig, ob sie langfristig in der Branche bleiben wollen. Jeder fünfte will aussteigen.
„Ein wesentlicher Erfolgsfaktor für Agenturen wird damit HR und hier ganz besonders die Personaldiagnostik. Wer, wo auf welchem Job sitzt und welche individuellen Karrieremöglichkeiten hat, ist künftig viel wichtiger als ein kollektives Wohlfühlgefühl“, meint Eicher weiter.
Bild: cocodibu / Müllers Garage
GenZ Agency Vibes 2023: Lieber mehr Gehalt als sinnvolle Arbeit
Quelle cocodibu GmbH