Berlin, 06. Mrz – Die Folgen der Verdienstungleichheiten von Frauen im Vergleich zu Männern gehen über geringeren Lohn hinaus. Das Statistische Bundesamt hat einen neuen Indikator veröffentlicht, wonach die erweiterte Verdienstungleichheit 2022 bei 39 Prozent lag. Dieser „Gender Gap Arbeitsmarkt“ berücksichtigt nicht nur Unterschiede bei reinen Stundenlöhnen, sondern auch bei der monatlichen Arbeitszeit und der Erwerbsbeteiligung insgesamt. „Nicht am Erwerbsleben teilzunehmen oder in Teilzeit zu arbeiten, birgt mittel- bis langfristige Verdienstfolgen“, erklärte das Amt.
Die bisher häufig angeführte geschlechtsspezifische Lohnlücke – der unbereinigte Gender Pay Gap – lag 2022 bei 18 Prozent. Demnach verdienten Frauen (20,05 Euro) im Durchschnitt pro Stunde 18 Prozent weniger als Männer (24,36 Euro). Hiervon können Statistiker elf Prozentpunkte erklären. Denn Frauen arbeiten häufiger in Teilzeit und oft in Branchen oder Berufen, wo schlechter bezahlt wird, etwa bei Dienstleistern, im Gesundheits- oder Sozialbereich. Der Rest von sieben Prozentpunkten – der bereinigte Gender Pay Gap – lässt sich hingegen dadurch nicht begründen.
Eine wesentliche Ursache für die Schere bei Lohn und Gehalt ist die hohe Teilzeitquote von Frauen. Während Männer im Monat 148 Stunden einer bezahlten Arbeit nachgingen, waren es bei Frauen nur 121 Stunden, erklärte das Statistikamt. Damit brachten Frauen 18 Prozent weniger Zeit für bezahlte Arbeit auf als Männer (Gender Hours Gap). Ab dem durchschnittlichen Alter bei der Geburt des ersten Kindes (bei Müttern 30,5 Jahre) stieg diese Lücke mit zunehmendem Alter fast stetig: Während Frauen häufig ihre Arbeitszeit reduzierten, weiteten viele Männer sie aus. Am höchsten fällt der Gender Hours Gap mit 23 Prozent bei Personen im Alter zwischen 39 und 41 Jahren aus.
Aktuelle Zahlen zur Erwerbstätigkeit liegen für 2021 vor. Demnach gingen 72,1 Prozent aller Frauen einer bezahlten Arbeit nach und 79,4 Prozent aller Männer. Diesen Unterschied in den Erwerbstätigenquoten misst der Gender Employment Gap, wie das Statistikamt erklärte. „2022 lag er bei neun Prozent.“
Die Bezahlungsdifferenzen sind in Westdeutschland rund dreimal so hoch wie im Osten. So lag der klassische Gender Pay Gap 2021 mit 20,6 Prozent deutlich höher als im Osten mit 6,3 Prozent, während im bundesweiten Schnitt vollzeitbeschäftigte Männer damals 18,9 Prozent mehr Lohn oder Gehalt bekamen. Das geht aus einer aktuellen Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) hervor. Fünf Jahre zuvor lag der Gender Pay Gap noch 2,5 Prozentpunkte höher. Im Bodenseekreis betrug die Lohnlücke 2021 demnach 40 Prozent und in Ingolstadt 37 Prozent. Dagegen verdienten Frauen in vier ostdeutschen Kreisen sogar mehr als Männer. In Dessau-Roßlau lag das Gehalt vollzeitbeschäftigter Frauen laut IAB rund zwei Prozent über dem von Männern. Auch in Frankfurt/Oder, Cottbus und im Landkreis Stendal hatten Frauen in puncto Gehalt die Nase vorn.
Gender Gap mehr als nur Lohnunterschied bei Frauen und Männern – 39 Prozent
Quelle: Reuters
Symbolfoto: Bild von Raten-Kauf auf Pixabay
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