Berlin, 03. Sep – Nach dem Ausbleiben russischer Gaslieferungen durch die Ostseepipeline Nord Stream 1 streiten Gazprom und seine deutschen Partner über die Ursache. Die Bundesnetzagentur als Regulierungsbehörde und Siemens Energy als Lieferant von Pipeline-Technik widersprachen am Samstag der Darstellung des russischen Staatskonzerns, der sich auf technische Gründe berief. „Die von russischer Seite behaupteten Mängel sind nach Einschätzung der Bundesnetzagentur technisch kein Grund für die Einstellung des Betriebs“, erklärte die dem Wirtschaftsministerium unterstellte Bundesnetzagentur. Siemens Energy wies Gazproms Darstellung erneut in mehreren Details zurück.
Gazprom hatte zunächst eine dreitägige Lieferunterbrechung wegen turnusmäßiger Wartungsarbeiten an der Pipeline angekündigt. Dann aber hatte der Konzern am Freitagabend erklärt, die Lieferungen durch Nord Stream 1 könnten nicht wie geplant am Samstag wieder aufgenommen werden. Wegen eines Öl-Lecks könne eine Gasturbine nicht sicher betrieben werden. Die Pumpen in der russischen Verdichterstation Portowaja seien daher gestoppt worden. Wenige Stunden zuvor war aus der russischen Führung die Forderung erneuert worden, die parallel verlaufende Pipeline Nord Stream 2 in Betrieb zu nehmen. Diese liegt im Zuge westlicher Wirtschaftssanktionen infolge des russischen Angriffs auf die Ukraine still. Deutschland hat die von Russland angeführten technischen Gründe für Lieferbeschränkungen wiederholt als Vorwände zurückgewiesen.
Gazprom legte am Samstag nach und erklärte, Siemens beteilige sich wie vertraglich vereinbart an Reparaturarbeiten und sei bereit, festgestellte Öl-Lecks zu beheben. Allerdings fehle es an einer Reparaturstätte, wo diese Arbeiten erledigt werden könnten. Der mittlerweile vom Siemens-Konzern abgespaltene Turbinenbauer Siemens Energy bekräftigte hingegen: „Solche Leckagen beinträchtigen im Normalfall den Betrieb einer Turbine nicht und können vor Ort abgedichtet werden.“ Siemens Energy stehe bereit, sei aber aktuell nicht mit Wartungsarbeiten beauftragt. Im übrigen gebe es in der Verdichterstation Portowaja genügend weitere Turbinen für den Pipeline-Betrieb.
Die Bundesnetzagentur erklärte am Samstag weiter, die Gas-Versorgungslage in Deutschland sei zwar angespannt und eine weitere Verschlechterung könne nicht ausgeschlossen werden. „Die Gasversorgung in Deutschland ist im Moment aber stabil. Die Versorgungssicherheit in Deutschland ist derzeit weiter gewährleistet.“ Sowohl bei der Speicherbefüllung, als auch bei der Versorgung über andere Lieferwege als russische Pipelines und der Schaffung neuer Anlandekapazitäten für Flüssiggas (LNG) seien gute Fortschritte erzielt worden. Die deutschen Gasspeicher seien bereits zu 84,53 Prozent gefüllt.
Gazprom will nach dem Ausbleiben von Gaslieferungen über die Ostseepipeline Nord Stream 1 mehr Erdgas über eine durch die Ukraine führende Pipeline nach Europa pumpen. Am Samstag sollten 42,7 Millionen Kubikmeter Erdgas durch die Pipeline fließen, kündigte der russische Gasriese an. Am Freitag waren an der Einfüll-Stelle Sudscha 41,3 Millionen Kubikmeter Gas registriert worden, die durch die ukrainische Pipeline geliefert wurden. Allerdings reichen die zusätzlichen Mengen nicht aus, um den Ausfall des Gases auszugleichen, das über Nord Stream 1 gepumpt werden sollte.
Gazprom und deutsche Partner uneins über Ursache von Lieferstopp
Quelle: Reuters
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